Pläne

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(P.o.V. Levia)

„Kannst du bitte damit aufhören, mir ständig alles verbieten zu wollen?" traf mich Lucifers entrüstete Stimme direkt, sobald wir das Krankenhaus verlassen hatten. „Luc, siehst du denn nicht selbst, dass deine Idee absolut schwachsinnig sind? Elodie ist am Ende, du kannst ihr das nicht länger antun." Entgegnete ich und griff nach seinem Arm um ihn zum Anhalten zu bringen. Wenn ich schon mal die Möglichkeit hatte, alleine mit ihm zu sprechen, dann tat ich das auch.

„Gib doch einfach zu, dass es nicht funktioniert und lass sie endlich in Ruhe." Lucifer brachte jedoch nur ein kurzes Lachen hervor und schüttelte den Kopf. „Du bist noch immer so naiv wie damals, Schwesterherz. Sie fängt sich schon wieder und dann bringe ich sie zurück. Keine große Sache." Ich starrte ihm nur fassungslos entgegen. Ich hatte jahrelang mit ihm zusammengelebt. Ihn so gesehen, wie er wirklich war. Und diese Person hier vor mir, war ganz sicher nicht der Lucifer, den ich als meinen Bruder bezeichnen konnte.

„Eine Sache verstehe ich aber nicht Luc. Wenn du sie doch gar nicht leiden kannst, warum hast du uns zur Hilfe geholt? Vater hätte dir zu meinem Bedauern bestimmt noch eine weitere Chance gegeben. Ich sehe keine.." „Levia, es reicht. Kümmere dich doch einfach um deinen eigenen Mist und lass mich damit in Ruhe. DU hast damit nichts mehr zu tun!" knurrte er mir regelrecht entgegen und ich verstummte augenblicklich. Was war nur in der Zeit geschehen, seit ich gegangen war? Ich erkannte ihn nicht wieder.

Als Lucifer seinen Weg allerdings fortsetzen wollte, hielt ich ihn erneut am Arm zurück. „Sag bloß, sie bedeutet dir doch etwas.." zischte ich und blickte ihm mit diesem gleichen feurigen Blick in den Augen entgegen, den er auch mir zuwarf. Doch damit machte er mir keine Angst. Ich hatte schon eindeutig schlimmeres erlebt, als ihn und seine gespielte Überlegenheit. „Das ist Schwachsinn Levia. Vater hat darauf bestanden, dass ich das wieder in Ordnung bringe, deshalb bin ich hier."

Doch glauben konnte ich ihm das nicht. Er war versessen auf Macht, darin gab es keine Zweifel. Dass er sein Mittel zum Zweck, in diesem Fall Elodie, jedoch nicht einfach durch jedmand anderen ersetzte, weil sie Probleme machte, war jedoch gar nicht typisch für ihn. Selbst wenn Vater dies wirklich gesagt hatte, hätte Lucifer das nicht einfach so hingenommen. „Tue nichts, was du später bereust, Bruder." Brummte ich und betonte das letzte Wort noch einmal besonders. Er sollte bloß nicht vergessen, dass es möglich war, sich auch als Kind des Teufels zu verändern.

Erst dann ließ ich ihn los und Lucifer setzte seinen Weg ohne jeglichen weiteren Kommentar fort. Außenstehende würden es vielleicht nicht sehen können, doch ich war seine Schwester. Ich hatte die leichte Unsicherheit während dieses Gesprächs nur zu deutlich in seinem Blick erkennen können. Ob Elodie ihm nun etwas bedeutete oder nicht, sei mal dahingestellt. Doch es gab etwas, dass Lucifer verändert hatte, seitdem ich gegangen war und ich musste herausfinden, was.

„Hast du etwas aus Mr. Kotzbrocken herausbekommen?" hörte ich die helle, freundliche Stimme von Jophiel hinter mir und ich drehte mich mit einem Kopfschütteln zu ihr um. „Kein bisschen. Er ist das selbe Arschloch wie immer. Keine Chance." Meiner Vermutungen behielt ich jedoch erstmal für mich. Erst musste ich mir selbst sicher sein, was es damit auf sich hatte. „Wo ist Azrael? Ich dachte er kommt auch?"fragte Jo stattdessen weiter und ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

„Damit Lucifer ihm den Hals umdreht, sobald er ihn sieht? Nein danke. Er ist bei seinem kleinen Schützling und bereitet ihm schöne Träume oder sowas." Ich zuckte leicht mit den Schultern und deutete dann mit einem Nicken in die Richtung des Krankenhauses. „Ist Raphael noch bei ihr?" Jo verfolgte kurz meinen Blick und sah dann mit einem leichten Schmunzeln wieder zu mir.

„Natürlich. Er war nicht eine Sekunde weg. Seitdem Elodie wieder zurück ist, nimmt er es mit der Privatsphäre nicht mehr ganz so genau. Er vertraut Lucifer nicht, genauso wenig wie wir es tun. Wenn Elli wüsste, dass er noch immer bei ihr ist, obwohl sie sagte, dass er gehen soll, würde ihr das wohl nicht so gut gefallen." Ich nickte langsam und konnte mir sogar bildlich vorstellen, wie Raphael noch immer in Elodies Zimmer saß und nicht von ihrer Seite wich.

„Denkst du sie wird wieder gesund?" fragte ich Jo und es dauerte einen Moment, ehe sie bestätigend nickte. „Wenn Lucifer sich lange genug von ihr fernhält, finden wir einen Weg. Alleine wird sie das nicht schaffen. Raphael erzählt nicht viel von Elodie und ihrem früheren Leben aber man sieht beiden an, dass es nicht das erste Mal ist, dass sie in einem Krankenhaus sind." „Das sind keine gute Voraussetzungen, oder?" fragte ich nach und Jo schüttelte den Kopf.

Wir wussten also weder wie, noch wann Elodie wieder gesund werden würde. Doch eines stand fest, wenn Lucifer weiterhin ständig bei ihr sein würde, könnte das schwieriger werden, als gedacht. Ihn von ihr fernzuhalten, würde allerdings fast unmöglich sein, außer Elodie bestand selbst darauf. Komischerweise schien Lucifer es dann zu akzeptieren, wenn auch eher widerwillig. „Ich werde versuchen mit Zane zu sprechen, vielleicht weiß er etwas. Er lebt immerhin noch immer mit diesem Verrückten zusammen." Brummte ich und Jo stimmte mir mit einem amüsierten Lächeln zu.

„Dann werde ich dafür sorgen, dass Raphael nicht ständig an ihr klebt wie ein Kaugummi. Wirst du Azrael erzählen was hier los ist?" fragte sie mich und ich überlegte einen Moment. „Ich denke das weiß er bereits. Es gibt keinen Grund das vor ihm zu verheimlichen, wir sind immerhin alle davon betroffen." Ich zuckte leicht mit den Schultern und blickte dann in die Richtung, in die Lucifer verschwunden war. Nun war von ihm jedoch keine Spur mehr zu sehen.

„Weißt du Jo, er ist nicht so böse wie es scheint. Zumindest war er es nie. Er weiß, dass ich mit meiner Entscheidung glücklich bin aber ich denke es verwirrt ihn." Mein Blick richtete sich wieder auf Jo, die mich etwas irritiert ansah. „Wie meinst du das? Warum sollte ihn diese Tatsache verwirren?" Ich überlegte einen Moment, wie ich das am besten erklären konnte. „Naja, es sieht vielleicht nicht so aus aber er stellt unsere Familie über alles andere. Dass ich das eben nicht genauso mache, ist für ihn wohl nicht ganz verständlich."

„Weil du dich für Azrael entschieden hast und nicht für deine Familie?" Ich nickte als Antwort auf ihre Frage. „Es ist zwar schon einige Jahre her aber ich denke nicht, dass er es jemals richtig verarbeiten wird. Zane und ich dachten anfangs, er sei einfach nur wütend über meine Entscheidung. Es scheint aber noch etwas Anderes zu sein was ihn daran stört, nur weiß ich absolut nicht was."

Jo nickte langsam. „Du bist seine Schwester Levia. Er hatte immer nur euch zwei. Dich und Zane. Dass du nicht mehr da bist, scheint ihm also noch immer ziemlich zuzusetzen." Dem konnte ich nur zustimmen. „Ich kann ihm nur nicht helfen, wenn er ständig so tut als wäre ihm alles egal. So funktioniert das einfach nicht."

„Das muss es auch nicht." Jo nickte einmal kurz Richtung Krankenhaus und begann dann leicht zu schmunzeln. „Vielleicht ist Elodie die einzige die ihm helfen kann. Sie lässt sich nicht einfach so von ihm manipulieren. Sie wehrt sich dagegen. Vielleicht ist das genau das, was Lucifer braucht um einzusehen, dass er mit seinem ganzen Vorhaben einen Fehler macht."

„"Er braucht nur etwas Zeit um das zu verstehen.. es fiel ihm damals schon schwer genug als unsere Mutter gegangen ist.." Ergänzte ich ihre Aussage nun doch ein wenig verunsichert, doch Jo nickte mir zuversichtlich zu. „Wir bekommen das wieder hin, Levia. Wir haben schon so viele schwierigere Aufgaben gemeistert als das. Mr. Kotzbrocken bringen wir schon wieder in Ordnung. Mach dir deswegen mal keine Sorgen." 

Des Teufels KöniginWhere stories live. Discover now