Meine persönliche Hölle

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Einige Minuten später parkte ich auch schon den Wagen auf dem Parkplatz neben dem Flughafen. Ich stieg aus, schnappte mein Handgepäck und holte meinen Koffer aus dem Kofferraum meines Wagens, dann machte ich mich auch schon auf den Weg in das große Gebäude. Bei einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass ich noch genug Zeit hatte und den Flug daher bestimmt nicht verpassen würde. Begleitet von meinen Habseligkeiten führte mein Weg direkt zur Sicherheitskontrolle.

Schmuck trug ich an diesem Tag glücklicherweise keinen, weshalb es nicht lange dauerte, bis ich diese Grenze durchschreiten konnte. „Ist alles in Ordnung Ms?" sprach mich nun einer der Mitarbeiter dort an und ich nickte leicht. Dachten sie etwa, dass ich ein Terrorist sei, nur weil ich so nervös war? „Ja, ich .. bin nur nicht so begeistert vom Fliegen." Antwortete ich lediglich und lief schließlich weiter. Scheinbar konnte man mir meine Nervosität also schon ansehen. Obwohl .. es war keine Nervosität. Angst traf es wohl besser.

Ich war schon so oft geflogen und jedes Mal erfasste mich diese Angst aufs Neue. Doch was konnte ich schon machen? Fliegen gehörte eben zu meinem Job dazu, also musste ich mich dazu zwingen. Mir blieb noch etwas mehr als eine Stunde, weshalb ich in Ruhe meinen Koffer abgab und mich schließlich auf einen der vielen vorhandenen Plätze setzte. Momentan hatte ich diese Angst noch einigermaßen unter Kontrolle, doch sobald ich im Flugzeug sitzen würde, bräuchte ich die Tabletten auf jeden Fall.

Dass meine Hände unnatürlich zitterten, versuchte ich damit zu überspielen, indem ich meine Aufmerksamkeit meinem Handy widmete. So konnte ich mich gleichzeitig auch ziemlich gut ablenken. Derweil erreichte mich eine Nachricht von Chloe, die berichtete, dass sie und Haley bereits auf Bali angekommen seien. Sie hatten einen früheren Flug genommen, was ihnen auch nicht schwergefallen sein musste. Ihre Koffer hatten sie schon fertig gepackt und sie konnten einfach losfliegen. Schlafen konnten sie ja auch im Flugzeug.

Und ich? Ja .. ich wurde regelrecht entführt, musste den Koffer noch packen und mich nun dazu zwingen, alleine in so ein grässliches Gefährt zu steigen. Besser konnte mein Leben im Moment wirklich nicht laufen. Ich konnte lediglich versuchen, für diese Woche die ich auf Bali sein würde, mein ganzes Leben hier zuhause zu vergessen. Luc, Chamuel und die anderen durften für diese Zeit keinen Platz in meinen Gedanken haben, sonst konnte ich mir das Shooting abschminken. Jetzt zählten nur noch die anderen Models, das Shooting und dieser so genannte Urlaub.

Ich hob den Kopf als durch die Lautsprecher mein Flug aufgerufen wurde und ich erhob mich langsam. Ich war nicht die einzige, die sich mittlerweile auf diesen Plätzen befunden hatte und nun in Richtung des Ganges lief, der direkt zu meinem Flugzeug führte. Warum ich keinen Privatjet oder sowas besaß? Soo viel Geld besaß ich nun auch wieder nicht und auch wenn es egoistisch klang, ich wollte nicht als einzige in so einem Flugzeug sterben.

Kurz darauf quetschte ich mich auch schon den engen Gang des Flugzeugs entlang, während ich versuchte schnellstmöglich zu meinem Platz zu kommen. Ich hatte einen Fensterplatz, darüber war ich eigentlich ganz froh. Selbst wenn ich fliegen hasste, fand ich es noch beunruhigender, nicht sehen zu können, wo sich das Flugzeug genau befand. Mein Handgepäck behielt ich sicherheitshalber direkt auf meinem Platz und ich warf erst einen kurzen Blick nach draußen, ehe ich die Menschen beobachtete, die ebenfalls den Gang entlang liefen um ihre eigenen Plätze zu erreichen. Niemand von ihnen wirkte annähernd so nervös, wie ich.

Es war ein großes Flugzeug, also würde es keine großartigen Bewegungen geben, wenn wir starteten, flogen und wieder landeten. Mit so kleinen Pups-Maschinen flog ich schon überhaupt nicht mehr. Da war mir das Risiko zu hoch, dass etwas passieren konnte. Mein Blick richtete sich wieder durch das kleine Fenster nach draußen. Ich befand mich im hinteren Bereich des Flugzeugs und konnte so den Flügel ganz gut sehen. Na super. Wenn da irgendwas kaputt ging, hatte ich es bis zu meinem Tod ständig vor der Nase.

Meine Gedanken schwirrten wie in einem kilometerweiten Tornado. Dennoch blieb die Angst in meinem Inneren auf einem recht akzeptablen Level. Doch sobald das Flugzeug starten und wir uns in die Luft begeben würden, wusste ich nicht, ob es bei diesem Stadium, bleiben würde. Meine Aufmerksamkeit lag auf dem hinteren Teil des Flugzeugs, wo noch die letzten Gepäckstücke eingeladen wurden. Nur ganz undeutlich konnte ich auch meinen Koffer darunter erkennen. Jetzt gab es also kein Zurück mehr.

Ich beobachtete die Mitarbeiter dort unten mit ihren auffallend grellen Uniformen so lange, bis auch das letzte Gepäckstück verstaut war und die Wagen wieder weg fuhren. Es gab kein Zurück. In Momenten wie diesen bereute ich es wirklich, kein Testament verfasst zu haben. Obwohl .. es gab niemanden, dem ich etwas vermachen konnte. Amanda wäre eine Idee, doch wirklich etwas anfangen, würde sie mit dem Haus, meinem Wagen und dem Geld nicht. Sie lebte ein einfaches Leben und würde nicht wollen, dass ich ihr das alles zuschrieb.

Mit einem Seufzen bemerkte ich, dass sich das Flugzeug langsam in Bewegung setzte und ich schloss einen Moment die Augen. Ich betete innerlich, dass alles gut gehen würde. Es musste einfach. Ich war noch zu jung um zu sterben. Ich war schon immer zu jung dafür gewesen. Mein Blick richtete sich auf meine Tasche, die zu meinen Füßen lag. Noch war alles einigermaßen im grünen Bereich, doch ich wusste, dass es nicht lange so bleiben würde.

Im Augenwinkel bemerkte ich plötzlich eine Bewegung, weshalb ich ein wenig verwirrt denBlick hob. Dass jemand anderes neben mir saß, war nichts Besonderes, doch ichhatte das komische Gefühl, dass diese Person mir nicht ganz unbekannt war.Meine Vermutung bestätigte sich sofort, als ich in ein Paar dunkelbraune Augenblickte. Zusammen mit diesem leichten Grinsen, verursachte dieser Anblick mireinen eiskalten Schauer. Ich hätte schwören können, dass sich in diesem Momentmeine eigene persönliche Hölle vor mir auftat. 

Des Teufels KöniginWhere stories live. Discover now