Grau über Blau

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Das Video bitte erst ANSEHEN, wenn ihr das Kapitel gelesen habt!

(ansehen, damit ihr den Text besser versteht.)

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P.o.V. Lucifer

„Raphael?" Ihre Stimme klang fast schon hysterisch, während sie diesen blonden Engel mithilfe von Chamuel auf den Rücken drehte. Ich hielt einen gewissen Abstand zu Ihnen, genau wie auch Levia und Zane es taten. Wir sollten versuchen ihnen zu helfen, das war uns bewusst. Doch uns war ebenso klar, dass es nichts bringen würde. Wir alle kannten diese Methode aus unserer Welt und wenn wir Recht behielten, war Raphaels Schicksal bereits besiegelt. Dieser gab ein seltsames Röcheln von sich, während Elodie versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. „Raph, hey.. wir bringen das wieder in Ordnung, okay?"

Chamuel hatte Elodie in diesem Moment zwar geholfen, doch auch er zog sich schließlich zurück, als er durch die entstandene Wunde das Ausmaß der Verletzung erkannte. „Cham, was.. warum helft ihr ihm nicht?" Sie blickte jeden einzelnen von uns mit einem so durchdringenden, verletzten und zugleich hoffnungsvollen Blick an, dass selbst ich diesem nicht standhalten konnte und meinen Blick abwenden musste. Sie hatte ihre Hände auf die Wunde an Raphaels Brustkorb gelegt und versuchte auf diese Weise wohl, die entstandene Blutung zu stoppen. Vergebens. Selbst das Stoppen der Blutung, würde ihm nun nicht mehr helfen können. Er war ein übernatürliches Wesen, doch auch er hatte keine Macht gegen diesen Dolch.

„Cham?.. Kannst du nicht..?" Ihr Blick traf nun den von Chamuel, der jedoch nur langsam mit dem Kopf schüttelte. Als hätte er damit einen Hebel umgelegt, begannen Tränen Elodies Wangen herunter zu laufen. Sie schrie nicht. Sie fluchte nicht. Sie blickte nur wieder zu Raphael, der mittlerweile bewegungslos dort auf dem Boden lag. Doch es war noch nicht vorbei. Ich wollte nur nicht derjenige sein, der Elodie von dem Menschen wegzerrte, der ihr im Augenblick mehr bedeutete als alles andere auf der Welt. „Du kannst ihm nicht mehr helfen, Elli." Wagte sich nun langsam Levia hervor, woraufhin sie einen bösen Blick von Elodie erhielt. „Immerhin versuche ich es."

Levia trat weiter Schritt für Schritt an Elodie heran und ich ahnte bereits, was sie vorhatte. An den Gesichtern von Chamuel und Zane konnte ich erkennen, dass sie es ebenso ahnten, weshalb sie auch nicht versuchten es zu verhindern. „Cham.. was.." Elodie hatte sich nun wieder Raphael zugewandt, doch ihr durchaus verwirrter Blick ließ darauf schließen, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, um sich von ihm zu entfernen. „Seine Augen.. was passiert mit ihm?" fragte sie mit einem Ausdruck im Gesicht, der purer Hilflosigkeit glich. Die Tränen auf ihren Wangen wollten nicht versiegen und ihr Blick traf in diesem Moment genau den Meinen. Als würde sie wissen, dass ich die Antwort darauf kannte.

„Lucifer?" fragte sie, doch weiter kam sie nicht, da Levia ihre Arme um Elodie legte und sie versuchte von Raphael weg zu ziehen. Die hingegen begann sofort sich dagegen zu wehren. Ich konnte nachvollziehen weshalb sie das tat. Sie wollte nicht wahrhaben, was dort eben geschehen war. Das wollten wir alle nicht und dennoch mussten wir die Fassung bewahren, damit Elodie nicht völlig durchdrehte. „Levia, was soll das? Lass mich los!" Nur einen winzigen Augenblick später, gerade als sich Elodie einen knappen Meter neben dem Körper von Raphael befand, ging der dort am Boden liegende Körper plötzlich in Flammen auf, was Elodie nun doch zurückschrecken ließ. Ich hingegen, gab nur ein leises Seufzen von mir.

„Raphael!" Ihr Schrei war so unerbitterlich, dass ich für einen Augenblick das Gesicht verzog. Vielleicht aus Mitgefühl. Vielleicht auch nur, weil ich ihre ruhige Stimme eindeutig dieser jetzigen bevorzugte. Sie litt Qualen, obwohl ich nie ganz wissen konnte, was wirklich in Ihrem Inneren vor sich ging. „Es ist zu spät, Elli. Du kannst ihm nicht mehr helfen." Wiederholte Levia noch einmal, während Elodie wie erstarrt in die Flammen blickte, die sich knapp neben ihr über Raphael überschlugen. Es war kein normales Feuer. Dafür war es zu finster. Zu dunkel. Es war so dunkel, dass man darin kaum noch den Körper des Erzengels erkennen konnte.

„Luc.. ich werde mir das ansehen okay? Vater soll nicht noch mehr zerstören." Begab sich Zane nun zu Wort, der meine Aufmerksamkeit damit auf sich lenkte. Ich konnte nur ein leichtes Nicken von mir geben, ehe mein älterer Bruder bereits spurlos verschwand. „Was.. Was passiert mit ihm?" Ihr Blick war noch immer auf die Flammen gerichtet, die sich in ihren Augen so stark spiegelten, dass man meinen könnte, dass sie selbst brennen würden. „Vater hat ihn ins Höllenfeuer geschickt." Gab nach einer ganzen Weile des Schweigens nun auch ich als Erklärung von mir. „Für einen Menschen ist das ein grausamer Ort, der fast dem Tod gleichkommt. Aber für Erzengel.." ergänzte der hier verbliebende Engel meine Aussage „.. für ihn ist es tausendmal schlimmer."

Es folgte erneut eine Welle des Schweigens, in denen die Flammen sich langsam absenkten, durchsichtiger wurden und schließlich nur noch einen einzigen leeren Fleck am Boden zurück ließen. Keine Anzeichen dafür, dass es diesen Vorfall jemals gegeben haben könnte. Die Flammen hatten Raphael vollends verschlungen und würden ihn wohl nun in seinem neuen Zuhause willkommen heißen. Während Elodie diesen kahlen Fleck auf dem Boden anstarrte, fassungslos und tief verletzt darüber, dass sie ein Wesen verloren hatte, welches ihr ein Leben lang zu Seite gestanden hatte, selbst ohne ihr Wissen. „Luc.. ich glaube, wir haben ein Problem."

Diese Worte kamen von Levia, die Elodie noch immer umschlungen hielt, damit sie gar nicht erst auf dumme Gedanken kam. Doch nun ließ sie die Brünette langsam los und erhob sich wieder. Nur ein kurzer Blick von meiner Schwester genügte, dass ich verstand, dass Raphaels Verschwinden nun nicht mehr unser einziges Problem war. „Elodie?" ich trat augenblicklich näher zu ihr, um mich kurz darauf neben ihr nieder zu knien. „Elodie, sieh mich an." Es klang schon fast wie ein Befehl meinerseits, doch ich wusste, dass ich sie nur auf diese Weise von diesem leeren Platz am Boden abwenden konnte. Doch als sie dann doch langsam ihren Kopf in meine Richtung drehte, erkannte ich, was genau Levia gemeint hatte.

Ihre Augen zeigten nicht mehr diese glänzende Lebensfreude, wie ich sie erst seit kurzer Zeit wieder in ihr sehen konnte. Doch sie waren auch nicht schwarz, wie ich es ebenfalls von ihr kannte. Es wirkte fast wie ein Farbenspiel, welches sich dort in ihren Augen zutrug. Wie ein Kampf zwischen hell und dunkel. Ihre Augenfarbe wechselte zunehmend von ihrem hellen Blau, zu einem tiefdunklen Grau und wieder zurück. Dies geschah nur sehr langsam, doch es war dennoch erkennbar. „Ist er tot?" hörte ich sie leise fragen. So leise, dass gerade einmal ich diese Worte verstehen konnte. Aus eigener Überzeugung heraus, schüttelte ich den Kopf. Zugeben, dass dies in all den Leben vorher noch nie geschehen war, wollte ich in diesem Augenblick jedoch nicht.

„Ich bringe dich ins Wohnzimmer." Meinte ich aus einer spontanen Entscheidung heraus und erhob mich daraufhin von meinem Platz neben mir. Sie sollte nicht ständig diese Stelle am Boden vor sich sehen. Elodie half ich ebenfalls, sich wieder auf die Beine zu stellen. Dass ich dies übernahm und sowohl Levia als auch Chamuel dies zuließen, wunderte mich. Ich hatte bereits damit gerechnet, dass sie mir Elodie aus den Händen rissen, sobald sie auch nur einigermaßen auf den Beinen stand. „Das ist nicht möglich." Hörte ich Chamuel leise in die Richtung meiner Schwester sagen, als ich an ihnen vorbei Richtung Wohnzimmer lief. Elodie dicht neben mir, die sich im Augenblick jedoch anfühlte wie ein niedergeschmetterter Stein, der aus einem reißenden Fluss gezogen werden musste.

Ich widmete meine Aufmerksamkeit erst wieder den beiden verbliebenden Personen zu, als ich mir sicher sein konnte, dass Elodie ihres Platz auf dem Sofa eingenommen hatte. „Ich habe nur Geschichten darüber gehört aber ich habe ihn nie gesehen." Hörte ich Chamuel sagen, der mit einem Nicken zu dem Platz deutete, an dem Raphael zuvor gelegen hatte, Als einer der weiteren Erzengel, sollte Chamuel selbst in ein bodenloses Loch fallen, doch das geschah nicht. Und wenn es geschah, dann war der blonde junge Mann ein wahrer Meister darin, sich dies nicht anmerken zu lassen. „Da bist du nicht der einzige.. Ich habe ihn nie außerhalb der Hölle gesehen. Ich dachte, er funktioniert hier nicht." Antwortete meine Schwester darauf und ich seufzte leise. „Das tut er auch eigentlich nicht. Solange der Teufel nicht höchstpersönlich seine Hand daran legt."

„Siewird wieder zurückfallen, oder?" fragte Chamuel, mit deutlich gedämpfter Stimmeund einer kleinen Geste die in Elodies Richtung deutete. „Raphael war ein Teilihres Lebens. Noch stärker, da sie ihn sogar kannte, was den meisten Menschenverwehrt wird. Nimmst du einem Menschen den Schutzengel, fehlt dir dieser Teilund er bleibt zerrissen zurück.." murmelte Levia, die ebenfalls ihren Blickvoller Trauer auf Elodie gerichtet hatte. „Nicht so schlimm, wie in der Hölleaber dennoch stark genug, um sie leiden zu lassen." Diesmal war es Chamuel, dermeine Aufmerksamkeit auf sich zog, während er mich nachdenklich beobachtete.„Raphael ist weg, Lucifer.. er wird ihr nicht mehr helfen können. Du wirst dasnun übernehmen müssen."

Des Teufels KöniginHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin