Ohne ein Wort zu sagen ging ich zur Seite. Nachdem er eingetreten war, schloss ich die Tür hinter ihm.

„Äh deine Jacke kannst du einfach da über den Hacken hängen und deine Schuhe kannst du anlassen, wenn du willst. Wenn nicht- stell sie einfach dort in die Ecke", erklärte ich ihm und zeigte auf den Boden vor unserem Schuhschrank.

Louis und ich saßen schweigend am Tisch, während wir auf meine Mutter warteten. Ab und zu musterte er mich mit seinen blauen Augen, wobei ich ein leicht stärker werdendes Pochen meines Herzens wahrnahm.

„So, hier ist die Lasagne", sagte meine Mutter, als sie hereinkam. Die große Auflaufform stellte sie mitten auf den Tisch. „Hallo Louis, schön das du hier bist", begrüßte sie ihn erst einmal.

Er nickte ihr zu. „Danke, für die Einladung."

„Ach, das ist doch selbstverständlich. Du bist doch jetzt Annabells Held."

Woher hatte ich gewusst, dass sie so etwas peinliches sagen würde? Beschämt blickte ich zu Boden, so dass Louis hoffentlich nicht sehen konnte, wie ich wieder rot anlief. Das hier würde ein extrem peinlicher Abend werden.

Meine Mutter nahm erst seinen Teller und füllte ihm ein riesiges Stück auf, dann meinen und dann ihren. „Ihr müsst noch ein wenig warten. Es ist noch heiß."

Also saßen wir da und warteten.

Natürlich ließ meine Mutter uns nicht schweigend dasitzen, sondern versuchte ein Gespräch aufzubauen. „Gehst du eigentlich noch zur Schule?", fragte sie an Louis gewandt.

Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin in der Ausbildung zum Groß und Außenhandelskaufmann. Ich hatte eine andere schon angefangen, aber dann verstarben meine Eltern und ich bin mit meiner Tante umgezogen. Deswegen habe ich hier eine neue Ausbildung angefangen."

Interessant. In diesem Gespräch würde ich wohl vieles über ihn erfahren, was ich noch nicht wusste. Im Prinzip wusste ich sowieso gar nichts über ihn.

„Oh, das mit deinen Eltern tut uns leid", sprach meine Mutter für uns beide. „Fühlst du dich denn wohl bei deiner Tante?"

„Ach, mal so, mal so. Ist natürlich ziemlich ungewohnt."

Und trotzdem machte er die Mädchen an, die sich in seinem Haus verirrten.

„Ja, das kann ich verstehen. Also nicht, dass mir so etwas selbst schon einmal passiert wäre, aber ich kann mich gut in Menschen und Situationen hereinversetzten."

Peinlicher ging es wohl langsam nicht mehr. Meine Mutter nahm ihre Gabel in die Hand und Louis lachte mich an, als ich ihn entschuldigend ansah.

„Dann mal guten Appetit", sagte sie.

„Du kannst ihm ja noch mal dein Zimmer zeigen", schlug meine Mutter nach dem Essen vor, als sie gerade den Tisch abräumte. Sie hatte keine Ahnung, was bei Jungs wie Louis in den Köpfen vorging, wenn sie mit einem Mädchen alleine in einem Zimmer waren.

Ich sah wie Louis zu mir rüber lächelte und das war keins von den Lächeln, die ich mochte.

„Das interessiert ihn doch gar nicht", versuchte ich meine Mutter abzuwimmeln.

„Doch, komm schon. Oder sag bloß, du hast nicht aufgeräumt", lachte Louis.

Ich warf ihm tödliche Blicke zu, womit ich aber schnell wieder aufhörte, bevor ich wieder anfing das Feuer zu sehen. Wortlos stand ich auf und deutete ihm an, dass er mitkommen soll.

„Komm, sei nicht böse. Du kennst mein Zimmer immerhin auch", lachte er.

„Ja, weil ich es mit einer Toilette verwechselt habe", erklärte ich ihm. Anscheinend sah er mein reinplatzen in sein Zimmer als einen Flirtversuch meinerseits an.

„Das glaub ich dir nicht. Das war bestimmt geplant. Du wolltest doch nur meinen nackten Oberkörper sehen", scherzte er und ich betete, dass meine Mutter uns schon nicht mehr hören konnte.

Wir standen jetzt vor meiner Zimmertür und ich zögerte kurz, dann öffnete ich sie.

„Das ist es. So interessant, wie du denkst, ist es nun wirklich nicht."

„Keine Unterwäsche auf dem Boden verteilt. Schade aber auch", scherzte er wieder. Langsam wurden seine Scherze nervig. Mit einer Selbstverständlichkeit schob er sich an mir vorbei und ließ sich auf mein Bett fallen. Dort lag er nun, mit seinem, immer noch ein wenig nassem, T-Shirt. „Mach die Tür zu", forderte er mich auf.

„Nein, wieso?" Dachte er jetzt, ich würde mit ihm schlafen?

„Weil wir darüber reden müssen, wieso du vor das Auto gelaufen bist."

„Ich weiß nicht mehr, wieso ich das getan habe", log ich ihn auch an.

„Wir wissen beide, dass das gelogen ist, also mach die Tür zu."

Ich folgte seiner Aufforderung. Aus irgendeinem Grund hatte ich das Bedürfnis ihn nicht wütend zu machen. Als nächstes zog ich meine Schreibtischstuhl vor mein Bett und setzte mich darauf. Schon ironisch, dass er in meinem Bett lag und ich mich daneben setzten musste.

Louis setzte sich auf und sah mir tief in die Augen. „Also, wieso hast du das getan?"

„Ich war wohl einfach in Panik", sagte ich.

„Wieso? Dir hat doch niemand etwas getan", sagte er ungläubig.

„Wieso? Vielleicht weil du mich nicht in Ruhe lassen wolltest. Ich kannte dich noch nicht wirklich und du wolltest, dass ich zu dir ins Auto steige?"

„Lüg nicht. Wir waren davor schon mal zusammen in einem Wandschrank eingesperrt. So viel Angst in mein Auto zu steigen konntest du ja wohl nicht haben", sagte er eindringlich. Er glaubte mir kein Wort, aber wenn ich die Wahrheit sagte, würde er mich für irre erklären.

„Doch, ich hatte Angst", beteuerte ich.

„LÜG MICH NICHT AN!" Jetzt kam es wieder. Er wurde wütend und in seinen Augen begann das Feuer aufzuflammen. Einen Moment lang bildete ich mir ein, dass alles um uns herum einen rötlichen Schein bekam, dann schrie ich auch schon auf und wich zurück.

„Nein, nein! Tut mir leid Annabell. Das wollte ich nicht!" Er versuchte nach meiner Hand zu greifen, doch ich riss sie weg.

„Raus", sagte ich.

„Nein, sag mir erst was passiert ist", bat er mich.

„Was passiert ist? Du hast mich angeschrien, du Arsch! Jag mir nie wieder so eine Angst ein!"

„Lüg mich doch einfach nicht an!", motzte er und sah mich wieder wütend an.

„Was willst du denn hören, hm? Das ich da dieses beschissene Höllenfeuer in deinen Augen sehe? Das ich wahrscheinlich irre werde?! Lass mich in Ruhe. Ich bin doch nur wenig dir vor das kack Auto gerannt! Ich hätte sterben können, weil du deine kack Emotionen nicht unter Kontrolle hast", schrie ich ihn an. Ich vergaß komplett, dass meine Mutter noch unten war, aber durch unsere Wände konnte man sowieso nichts hören.


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