CHAPTER 35

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"Chimchim geht es dir gut?", hörte der Ältere seinen kleinen Bruder reden, als er betrübt seine Suppe hin und her rührte.
"Wie bitte?"
"Du siehst so nachdenklich aus, hab ich etwas falsch gemacht?", fragte Winwin verunsichert, immerhin hatte sein Bruder schon den gesamten Morgen seit dem er von Taehyung zurück war, dieses Gesicht auf. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Jimins Lippen.

"Merk dir einmal und für immer, egal was du machst, ich werde nie auf dich sauer sein. Ich bin wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden, nichts weiter.."
Er lief um die Theke zwischen ihnen und zog den kleinen Jungen auf dem Barhocker zu sich in die Arme.
"Das verspreche ich dir.."
"Das gilt auch für dich, Chimchim!", schlang er die Arme um die Taille seines Bruders und grinste ihn, mit der niedlichen Zahnlücke zwischen den beiden Schneidezähnen, an.

Ein raues Lachen verließ seinen Mund.
"Glaub mir, ich werde dich irgendwann wütend machen. Vielleicht weil du dann merkst, was für ein Arschloch dein Bruder eigentlich ist.."
"Hey, du hast das A-Wort benutzt!"
Lächelnd verdrehte der Größere die Augen.
"Und Chimchim ist kein A-Loch, Chimchim ist der beste Bruder auf diesem Planeten!", lispelte er leicht durch die Luft, die durch die Lücke strömte und vergrub seinen Kopf in dem Bauch des anderen.
Noch lange nicht, dachte sich der Blondhaarige, noch lange nicht der beste, wenn ich dich nicht vor dem Schmerz beschützen kann.

"Ok, wie wär's damit. Ich bring dich gleich zu Hendery und Yangyang und währenddessen erledige ich etwas in der Stadt, einverstanden?"
"Warum musst du in die Stadt?", blickte Winwin neugierig hoch, die großen, glänzenden Augen auf seinen Bruder gerichtet.

"Warte, für meinen Geburtstag?", quietschte er nach einiger Zeit, in der ihn Jimin mit einem erwartenden Blick musterte und freudig sprang der Kleine vom Stuhl herunter.
"Das muss ich Yangyang erzählen!"
Kopfschüttelnd nahm sich Jimin noch die Schlüssel von der Ablage, zog sich die schwarzen Boots über, dem kleinen Jungen die Hausschuhe seiner Lieblingsfigur, Iron Man.

"Winwin!", rief der beste Freund von Jimins Bruder durch den langen Flur des Appartements, welches nur einige Stockwerkes unter ihrem lag.
"Ich hol' ihn dann wie immer gegen sechs ab, ok?"
"Ja.", lächelte sein Hyung ihm entgegen, so ruhig und sanftmütig, wie er es gewöhnt war.
"Yangyang, du glaubst nicht, was Chimchim in der Stadt machen will!"

Noch immer dümmlich grinsend dachte er an die niedliche Gestalt, die sich scheinbar über jede Kleinigkeit des Lebens freute, die es ihm gab. Vielleicht könnte Jimin von ihm sogar lernen, lernen das Leben nicht als diese trostlose Überdauerung zu sehen, als die er es schon seit Jahren wahrnahm, auch wenn ihn die wenigen glücklichen Momente ihn dies kurz und schwerelos vergessen ließen.

-

Die Stille der Bahn wurde von der monotonen Sprecherin unterbrochen, die ihm die Station ansagte, an der er aussteigen wollte.
Eigentlich war das Kaufen der letzten Sachen für Winwin nebensächlich gewesen, denn eigentlich wollte er die nette Dame wiedersehen, die die ihm so urteilslos zuhörte und ihn später mit leichterer Seele den kleinen Laden verlassen ließ.

Das bekannte Glöckchen bimmelte über seinem Kopf und mit einem Lächeln auf den Lippen, betrat er den Laden.
"Jimin, was machst du denn hier?", wunderte sich die ältere Frau, als sie in den Verkaufraum eintrat und die hellgefärbten Haare, die diesmal unter dem Bucket Hat hervorschienen, ihr wie beim ersten Mal entgegenstachen.

"Also..Ich wollte vielleicht wieder ein gutes Gespräch haben.", murmelte er beschämt und zog sich schlussendlich den Hut vom Kopf.
Sie stellte keine weitere Fragen mehr, sondern ging durch die Tür hinter dem abgenutzten Tresen und ließ den Jungen mit verwirrten Blick zurück.
"Kommst du?", hörte er sie lachend rufen und erleichtert folgte er ihr.

"Also, was ist denn passiert?", fing sie nach einiger Zeit an zu reden und stellte die schwarz-weißen Mürbeteigkekse neben die Porzellanteekanne.
Nervös fing Jimin an seine Hände zu kneten, aber nach einigen Momenten konnte er schließlich doch seinen Mut zusammenkratzen.
"Ich- Ich glaube, ich habe Scheiße gebaut.."

Und so erzählte er es ihr, wie er mit Taehyung geschlafen hatte, trotz dem Gefühl des Betrügens, wie ihn die Schuldgefühle plagten und doch wollte er Taehyung nicht wehtun, vielleicht sogar dieses Gefühl des Geliebtseins weiter genießen.
"Ich weiß, das ist falsch und egoistisch, aber ich kann nicht anders..", flüsterte er zum Schluss und fuhr über die Kante der weißen Tasse.

Es war wie eine Droge, eine Droge, die ihn, nachdem er erstmal in den Genuss gekommen war, abhängig, süchtig nach mehr machte.
Ihn hatte all die Jahre nicht gestört, dass weder seine Eltern noch sein näheres Umfeld ihm die Art von Liebe zeigten, die er sich irgendwo in seinem Unterbewusstsein schon immer gewünscht hatte.
Und nun bekam er diese Liebe, mit all ihren Vorzügen vorgelegt.

Er nahm sie sich von seinem besten Freund, gnadenlos, ohne etwas zurückzugeben, doch die Gefühle, die er für jemand anderen entwickelte, würden genauso ausgenutzt werden, das wusste der Blondhaarige.
Er wusste, dass Jeongguk ihn mit all dem, was er glaubte zu empfinden, aussaugen würde, es ausnutzen, bis von ihm schlussendlich die gleiche leere Hülle blieb, wie schon zum Anfang.

Genau das wollte er verhindern, ja, es war ungerecht, ihm selber gegenüber, Taehyung gegenüber und sogar Jeongguk, doch besser verletzen, als verletzt zu werden.
"Du musst dich Jeongguk öffnen.."
"Hm?", zuckte Jimin zusammen, als er diese sanft gesprochenen Worte hörte.
"Wenn du dich ihm öffnest, wird er dich lernen zu lieben, wie du bist und du wirst nicht weiter dich und Taehyung belügen müssten.."
"Aber-"
"Kein aber, du machst dich nur selber kaputt."

"

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KUBA, MONTECRISTO NR. 2 | 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘 ✔️Where stories live. Discover now