CHAPTER 7

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Der Wind wehte ihm durch die Haare und die kühle Sommerbrise ließ ihn seine Augen wie jedes Mal in dem Cabrio seines Stiefcousins schließen. Er würde diese Freiheit in Südkorea vermissen, die frische Luft, die das Gefühl des Lebensgefühls vermittelte, seine Freunde und den guten Sex.

Der Sommer neigte sich dem Ende und der Junge hatte jeden Moment in sich aufgesaugt.
Der stille Deal zwischen Jeongguk und ihm war bedingungslos gewesen und beide hatten ihn jeder Zeit ausgenutzt.
Es ging soweit, dass sie vereinbaren musste, dass Anrufe nachts verboten waren.
Jimins Freunde wussten von ihrem Deal und wunderten sich nicht wenn die Beiden anfingen sich vor ihren Augen zu verschlingen oder länger in der Umkleidekabine brauchten, als der Rest von ihnen.
Sie waren jung und sich ihrer Sexualität bewusst, verurteilen tat man sie wegen dessen auf der karibischen Insel keineswegs.

"Woran denkst du?", fragte Jeongguk ihn, der den Arm locker um seinen Sitznachbarn zur Linken gelegt hatte.
"Nichts besonderes..", erwiderte Jimin und blickte ihn über den Rand der Sonnenbrille hinweg an.
Vorne saßen Sofia und Javier. Der Wagen fuhr die letzten Straßen bis zu der Party entlang, ihre letzte gemeinsame, denn in drei Tagen müsste Jimin wieder zurück in sein Heimatland fliegen.

Sein Stiefcousin drehte plötzlich das Radio auf und der rhythmische Bass eines spanischen Liedes ertönte.
"Ich liebe das Lied!", trug der Wind Javiers Worte nach hinten. Lachend legte Jimin den Kopf in den Nacken. Die Euphorie durchströmte ihn und er streckte die Arme in die Höhe, den Moment genießend.
Die vier sangen den Song falsch und schiefer Tonlage, doch trotz dem liebten sie es, immerhin war man nur einmal jung.

Auch den Abend genossen sie zusammen, feierten den Abschluss des Sommer und ließen sich zum letzten Mal gehen, bevor für alle eine neue Jahreszeit, ein neues Schuljahr, ein neues Land, auf sie zukam.
Die letzten Caipirinhas, der letzte Shot, die letzte Party, bevor es zum Abschied kam. Irgendwo war Jimin dennoch traurig, da er wusste, dass ihn nach diesem Sommer wieder das wahre unverblümte Leben erwartete, nicht der luftige Traum, der ihn hier umwebte.
So fand er sich auf dem Dach des Hauses wieder, mit dem Cocktail in der einen Hand, die untergehende Sonne über den Weiten des Meeres betrachtend.

"Was machst du hier?", hörte er die melodische Stimme hinter sich und erblickte Jeongguk, der gerade aus der Dachlucke kletterte.
"Es ist hier ruhig..", sprach der blonde Junge.
Still setze sich der Jüngere neben ihn, stützte sich mit seinen Händen hinten ab.
"Was machst du eigentlich nach diesem Sommer?"
Der Schwarzhaarige drehte den Kopf in die Richtung des Fragenden, fischte nebensächlich das Päckchen Zigaretten aus der Hosentasche.

"Ich werd' in die Staaten zurückkehren und zwei weitere Jahre ertragen müssen. Ich bezweifle, dass ich danach Zeit haben werde zurückzukommen.
Kuba wird mir fehlen.."
Grinsend blickte der Blonde zu dem Anderen hinüber.
"Wird dir nicht etwas Bestimmtes fehlen?"
"Guten Sex kriege ich überall auf der Welt."
Lachend schüttelte Jimin den Kopf.
"Eingebildet wie eh und je.", murmelte er und legte sich neben Jeongguk, den Arm hinter dem Kopf verschränkt.

"Ich werde nach Seoul zurückkehren, aber das Jahr vor dem Abschluss wird die größte Qual..", erwiderte Jimin und nachdenklich drehte der Schwarzhaarige seinen Kopf in seine Richtung.
"Wirst du denn etwas Bestimmtes vermissen?"
Seufzend nahm Jimin einen Schluck des pfirsichfarbenen Getränks.

"Alles. Hier habe ich wenigstens ein Leben, eines, über dass ich selber bestimmen und es genießen kann. Ich glaube, das werde ich vermissen.."
Traurig lächelnd drehte er sich zu Jeongguk.
"Ich labber von gutem Sex und du kommt mit tiefgründigem Zeug um die Ecke.", murmelte der Jüngere, die Wangen verfärbten sich auffällig, während er ihren intensiven Blickkontakt unterbrach.

Schmunzelnd blickte Jimin ihn an, doch als er seinen Cocktail abgestellt hatte, wendete er von einem auf den anderen Moment die Stimmung, in dem der Blonde sich auf dem Schoß des Anderen niederließ.
"Dann sollten wir es doch wenigstens rechtmäßig enden lassen, nicht?"
Beide genossen das letzte Sonnenlicht, das ihre Haut wärmte, genossen die letzten Berührungen ihrer Lippen, genossen ihre letzten Stunden, dachten sie, bevor sie sich nie wieder sahen.

-

"Jimin, bist du fertig?", schrie Señora Park durch das Haus am nächsten Morgen und wartete ungeduldig zwischen Tür und Angel. Der Flug ihres Neffen ging in zweieinhalb Stunden und bis gerade hatte sie gedacht, dass der unorganisierte Junge es wenigstens an diesem Tag schaffen würde, pünktlich vor ihr zu stehen.

Doch Jimin war erst auf das Rufen seiner Tante aufgewacht, der Kater drückte gegen die Innenseite seines Schädels. Der Blick auf den Wecker ließ ihn hektisch aufspringen und panisch raufte er sich seine Kleidung zusammen, um sich das Erstbeste überzuziehen. Seine Koffer hatte er schon vor einigen Tagen gepackt, das Nötigste in seinen Rucksack geräumt.
Nur noch sein Portmonee fehlte, die teure braune Geldbörse, von der er dachte sie dabei zu haben, doch zuletzt hatte er sie letzten Nachmittag in der Hand gehabt, als sie sich auf den Weg zur Party machten.

"Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße.", fluchte er wiederholt und hob Kissen sowie Decke hoch.
"Jimin, jetzt komm doch endlich!", schrie seine Verwandte und verzweifelt fuhr er sich durch die Haare.
Scheiß drauf, den Ausweis hab ich wenigstens, dachte er sich und schob die geschlossenen Koffer aus dem Zimmer. Er spürte regelrecht, wie seine Tante kurz davor war vor Wut auszubrechen und das tippende Geräusch ihrer Sandalen hallte am Ende des Flures wieder.
"Ji-"
"Ich bin ja da!", rief er und hob beruhigend die Hand.
"Jetzt komm, ich habe keine Lust dich noch länger ertragen zu müssen, wenn du den Flug verpasst.", gab sie gereizt wieder, hielt ihm dennoch die Tür auf.

Gerade noch rechtzeitig schafften sie es zum Check-In und auch wenn seine Tante zwar streng sein mag, hatte sie ein Herz. Wie jedes Jahr viel es ihr schwer Abschied von einem ihrer zwei Neffen zu nehmen.
"Ich muss einchecken, sonst lassen sie mich nicht mehr durch.", murmelte Jimin der hochgewachsenen Frau zu, die ihn einfach nicht loslassen wollte.

"Ja, ja.", sprach sie und löste sich mit glasigen Augen.
"Wehe ich höre, du schreibst schlechte Noten, iss weiter gut und hör auf Eomma und Appa."
Es war das erste Mal diesen Sommer, dass sie wieder auf koreanisch sprachen, doch der Abschied erinnerte die Tante des Jungen an ihre eigene Herkunft.

Ein kurzes Lächeln flog über Jimins Mundwinkel, ehe er zum Gate lief, der letzte Aufruf seines Fluges ertönte.

Ein kurzes Lächeln flog über Jimins Mundwinkel, ehe er zum Gate lief, der letzte Aufruf seines Fluges ertönte

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KUBA, MONTECRISTO NR. 2 | 𝑗𝑖𝑘𝑜𝑜𝑘 ✔️Where stories live. Discover now