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Leonard P.O.V

Luke dachte wohl, dass aufgrund meiner Bitte ihm gegenüber er sich im Unterricht nun auch 'frei' Verhalten konnte. Zumindest behielt er auch nach meiner Mahnung seine Füße auf dem Tisch.

Da Worte bei ihm wohl tatsächlich nichts nützten ging ich zu seinem Tisch und zog seine Beine selbst vom Tisch. "Sie sind hier zum Lernen Aston, vielleicht haben Sie das inzwischen vergessen." Er grinste frech.

"Schilfchen, Sie haben letztens was ziemlich interessantes gesagt." meinte er. "Ich sage immer ziemlich interessante Sachen, das ist mein Beruf." erwiderte ich und ging wieder nach vorne.

"Jeder hier weiß, dass ich die besten Noten habe, noch nie eine Zwei im Schriftlichen und dann sagen Sie, Ihren Schnitt habe ich noch nicht übertroffen." Jetzt horchten auch die anderen Schüler auf. "Das ist richtig."

Ich verstand noch nicht ganz, worauf er hinaus wollte. "Glauben konnte ich das nicht, deswegen habe ich Mal beim Pfeiffer nachgefragt, der muss Ihr Zeugnis schließlich kennen." Was man über ihn sagte stimmte tatsächlich. Luke hatte oft mehr Stolz als Verstand.

"Und haben Sie etwas gefunden?" fragte ich jetzt doch etwas amüsiert. "Ich nicht." grinste Luke. Markus zog ein Blatt aus seinem Heft und hielt es mir hin. Ich ging wieder nach hinten und nahm das Blatt an.

"Beeindruckend, Sie haben also eine Kopie meines Zeugnisses ergattert." lächelte ich. "Wollen Sie den Anderen nicht zeigen, was für ein unerträglicher Streber Sie sind?" Lachend reichte ich es an einen der Jungs weiter.

"Bitte, vielleicht dient Ihnen das ja als Motivation, sich anzustrengen. Mich überbieten." meinte ich redlich amüsiert. "Welcher Mensch mit einem Durchschnitt von 1,3 wird denn bitte Lehrer?" fragte Dylan.

"Der Mensch, der sich diesen Durchschnitt nur sichern konnte, weil meine Motivation war, meinen Lehrern eins reinwürgen zu können. Die Vorstellung, wie sehr die es gehasst haben müssen, mir so viele Punkte zu geben." antwortete ich.

"Schule vor einigen Jahren ist etwas anders als heute. Meine Generation ist wahrscheinlich die letzte, die noch Angst haben mussten das Lineal auf die Finger zu kriegen oder den Schlüsselbund gegen den Kopf. Ich wollte besser sein als das."

Mein kurzer melancholischer Abschweifer brachte für einen Moment Ruhe in die Klasse. Dann aber klatschte ich in die Hände. "Okay, zurück zur Mathematik. Mein Zeugnis können Sie, wenn Sie fertig sind an Herrn Maier zurückgeben."

Im letzten Jahr bestand eigentlich alles nur noch aus wiederholen, einstudieren und bestehen. Mein Kurs war sehr gut, weswegen ein kurzer Abschweifer nichts ausmachte.

Dass Daniel dann aber den Raum betrat hatte ich tatsächlich nicht erwartet. "Sorry, ich hab das Buch von Markus ausversehen eingepackt und erst jetzt bemerkt." erklärte er.

Stumm deutete ich rüber zu den Zwillingen. Daniel war offensichtlich gerannt. Sein Oberkörper hob und senkte sich verdächtig schnell. Mein Zeugnis fiel in seine Hände, als es an Markus zurückgeben wurde.

"Deine Leistungsfächer waren nicht ernsthaft Mathe und Chemie?" Er sah mich an, als wäre das Zeugnis eine sehr schlechte Fälschung. "Immerhin drücke ich mich nicht vor Mathe, indem ich drei Sprachen wähle."

Die kleine Diskussion zwischen Daniel und mir schien den Rest zu amüsieren. So sehr, dass sie es ignorierten, wie wir uns Duzen. "Ich kann Mathe, ich find's nur langweilig." Herausfordernd hielt ich ihm die Kreide hin. "Beweis es doch." Ich deutete auf eine der Gleichungen an der Tafel.

"Wenn du Hilfe brauchst sag Bescheid." fügte ich lächelnd hinzu. Er schmunzelte kurz und nahm mir die Kreide ab, bevor er sich an die Tafel stellte.

Schande über mich, ich genoss den Anblick, den er mir bot. Wie Daniels Kiefermuskeln deutlicher wurden, wenn er nach oben sah und seine Augen konzentriert über die Zahlen glitten.

Er stellte sich so vor die Tafel, dass von vorne nicht zu erkennen war, was er da hinschrieb. Erst als Daniel einen Schritt zur Seite machte. 'Les maths sont aussi ennuyeux que Monsieur Schilf.'

Leicht lächelnd sah er mich an. "Kann wer Spanisch?" fragte ich wissend, dass es Französisch war und Daniel sich allein über meine Frage schon aufregte. Seine Sprachen waren im heilig.

Er gab mir die Kreide zurück. Als ich sie ergreifen wollte legte er seine andere Hand an meine Wange. Die war völlig mit Kreide beschmiert. "Kindskopf." rief ich ihm hinterher, als er zur Tür ging.

"Rentner!" kam nur von ihm zurück, bevor Daniel die Tür hinter sich schloss. Lächelnd wischte ich mir die Kreide von der Wange.

Diese kleine aber niedliche Provokation von ihm machte mir deutlich, dass die Worte von Max nicht einfach nur daher geredet waren.

Ich habe Gefühle für Daniel und er scheint mich nicht zu hassen. Einen kurzen Blick zu Luke, der selbstsicher grinste konnte ich mir nicht nehmen.

Daniel konnte wirklich wahnsinnig niedlich sein. Allein, wie er lächelt, wenn ihm ein neuer Spruch einfällt, mit dem er versucht einen anderen, vor allem wohl mich, runter zu machen.

"Der erste Lehrer, der es schafft, Danilein zum Grinsen zu bringen und dann ist es unser Neuling."

Verbotene Liebe | BoyXManWhere stories live. Discover now