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Leonard P.O.V

Ich war nervös, fast schon ängstlich. Am Ende der Mathestunde erntete ich von Markus einen kritischen Blick und von Luke amüsierte Worte.

"Sie haben es sich echt verschissen, was?"

Als wüsste ich das selbst nicht. Als wüsste ich nicht, wie dumm ich bin zu glauben, wenn ich es nur lange genug verheimliche wäre es so, als wäre es nie passiert.

Daniel kam ungefähr zehn Minuten nach Unterrichtsschluss. Er warf seine Tasche auf einen der Tische und setzte sich darauf. "Es gibt hier Stühle, weißt du." merkte ich an.

"Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Hast du sonst noch Info, die mich im Leben nicht voran bringt?" Seufzend tat ich es ihm gleich, indem ich mich auf das Pult setzte.

"Du bist ziemlich unfair." meinte ich bemüht ruhig. "Du bist sauer auf mich, weil ich nicht mit dir geredet habe, als ich einen Entschluss fasste und gerade du redest nie mit mir."

"Verarschst du mich?" fragte Daniel verächtlich.  "Wieso wurdest du zusammen geschlagen?" Er sagte nichts, senkte leicht seinen Blick. "Was ist das für eine Narbe an deinem Arm?" fragte ich weiter. "Warum hast du mich damals hinter der Sporthalle geküsst?" Er sah wieder auf.

"Wieso hast du den Kuss erwidert?" fragte Daniel jetzt. "Weil ich dabei etwas gefühlt habe. Das ist doch das Problem, oder nicht? Ich kann dir einfach nicht widerstehen Daniel. Ein Lehrer, der seinem Schüler verfällt." antwortete ich und schwang mich wieder vom Pult. 

"Du hast Recht, es sollte mich nichts angehen, was du mit deiner Freizeit machst, aber bitte mich dann ab sofort nicht um Hilfe. Bring mich nicht mehr in Versuchung Daniel. Ich kann nicht alles wegen einem Kind verlieren."

Meine Worte waren nicht gewählt, nein. Ich sprach einfach aus, was ausgesprochen werden sollte. 

Daniel sah mich mit so einer Enttäuschung an. Natürlich, schließlich hätte ich es schon damals stoppen müssen. Ich hätte diesen Kuss gar nicht erst erwidern dürfen.

"Dann misch dich in Zukunft nicht mehr ein, wenn ich jemanden verprügle. Du interessierst dich doch sowieso einen scheiß für alle anderen, warum dann weiterhin so tun, als wäre es anders?" Daniel sprang auf und griff nach seiner Tasche.

"Ich kann dich nicht einfach unschuldige für unsere Fehler verantwortlich machen."

Er war bereits an der Tür, drehte sich dann aber doch wieder um. "Okay, hör zu du verdammter Bastard. Vielleicht funktioniert es für dich ja, alles so hinzudrehen, dass du am Ende der Held bist, aber ich werde dafür nicht deinen Affen spielen. Du willst nicht, dass ich dir zu Nahe komme, weil du ja verletzt werden könntest und gleichzeitig darf ich aber auch nicht so weiter machen wie zuvor auch, weil dann wärst du nicht mehr der neue Held dieser Schule. Was zur Hölle willst du von mir?"

Daniel stand kurz vor den Tränen und das war meine Schuld. "Dass du glücklich sein kannst." antwortete ich. Es schockte mich selbst, wie verzweifelt meine Stimme klang.

"Ich war glücklich, Leonard. Als ich bei dir war."

Er atmete zitternd auf. "Ich werde dich ab sofort nicht mehr belästigen. Du musst dir keine Sorgen machen, dass ich dir zukünftig auf die Pelle rücken könnte."

Seine Stimme war nur ein zerbrechliches Hauchen. "Menz hatte Recht, ich bin eine scheiß tickende Zeitbombe."

Tickende Zeitbombe?

Aber...

Ja, aber was eigentlich?

Ich hatte kein Gegenargument, um das hier gut zu reden. Und trotzdem bewegte ich meinen Körper auf Daniel zu, griff nach seiner Hand.

Ich wollte nicht, dass er so von sich denkt.

Selbst jetzt, wo ich eigentlich wollen sollte, dass er geht wünschte ich mir so sehr, dass er bleibt.

Was war denn nur los mit mir? Ich hatte es doch beendet.

"Daniel." flüsterte ich. "Du hast doch so Schiss, dass irgendwer herausfindet, wie der neue Lehrer einen Minderjährigen fickt! Dann lass mich los, dreh dich um und tu so, als wäre das hier nie passiert! Als wären wir nie passiert!"

'Wir', ein so unscheinbar klingendes Wort, was so viel in mir auslöste.

Ich senkte meinen Blick.

Er hatte Recht.

In meinem Kopf spukte immer noch ein Aber, doch ich schaffte es einfach nicht, diesen Satz weiter zu führen.

Ich sah keinen Grund ihn länger festzuhalten.

Jeder Schritt nach hinten fühlte sich an, als würde ich auf Nägeln laufen. Ich ließ ihn los.

Ein letztes Mal drehte er sich um.

Dieser Schmerz in Daniels Augen. Wir beide wussten, wenn er jetzt durch diese Tür geht, dann war dieses 'Uns' ein für allemal ausgelöscht.

Er drückte wortlos die Klinke nach unten und verließ den Raum.

Meine Brust schmerzte so sehr. Ich hatte es mir wirklich komplett verbaut.

Scheiße.

Scheiße!

Ich schlug meine Faust auf das Pult, als würde es zu irgendetwas führen, als würde es tatsächlich etwas bringen.

Mein Herz tat einfach nur weh, so sehr, dass ich es am liebsten rausschneiden würde.

Ich setzte mich vor das Pult und vergrub das Gesicht in den Händen.

Verbotene Liebe | BoyXManWhere stories live. Discover now