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Leonard P.O.V

Mein eigentlicher Plan war ja, meinen Ärmel wieder nach unten zu ziehen, doch Jan packte plötzlich meinen Arm. Eindringlich sah er mich an.

Er hatte die gleiche Augenfarbe wie sein Bruder, nur wirkten seine Augen etwas dunkler.

"Er ist nicht wie jeder normale Junge und ich weiß, dass Sie Antworten von ihm haben wollen, aber allein die Fragen sollten Sie nicht einmal stellen." Jan sprach in Rätseln.

"Ich weiß nicht, wie viel Daniel Ihnen erzählt hat, doch seien Sie sicher. Wenn Sie irgendwas davon auch nur versuchen gegen ihn zu verwenden breche ich Ihnen sämtliche Knochen."

Sein Griff um meinen Arm verstärkte sich. Auch wenn ich die Jungs noch nicht lange kannte, diese Worte klangen nicht so, als wären sie tatsächlich von Jan. Sie klangen so fremd, distanziert.

"Sie scheinen meine Intentionen misszuverstehen. Ich versuche nicht, ihm weh zu tun, ich versuche ihn zu beschützen." meinte ich ruhig. Aufregen würde hier nichts bringen.

"Ein Tipp meinerseits. Dani ist niemand, den man beschützen muss." Es klingelte. Ich hatte eine Freistunde, danach Chemie.

Da es keinen Ort gab, wo ich gebraucht wurde verschwand ich im Lehrerzimmer. Kein Ort, der mir sonderlich sympathisch ist, um ehrlich zu sein.

Dafür fand ich den Sportlehrer, der sich auch um die schulische Fußballmannschaft kümmert.

"Jod, dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?" Er stellte seine Kaffeetasse ab. "Was würde ein Mathelehrer denn von einem Sportlehrer wissen wollen?" erwiderte er sichtlich amüsiert.

"Ein Gebiet, indem Sie deutlich vertrauter sind als ich. In meinem Kurs habe ich ein paar Jungs, die sehr verhaltensauffällig sind. Aston und die Maier-Zwillinge."

Er lachte auf. "Machen Ihnen die Burschen Feuer unterm Hintern?" Ich setzte mich wortlos neben ihn. "Ich hab den Aston Jungen ins Team aufgenommen, weil er hungrig nach dem Sieg war. Wahrscheinlich seine Gene, sein Vater ist ja irgendwas besonderes."

Um die Jungs besser zu verstehen musste ich erst einmal herausfinden, wie sie so waren.

"Bei den Zwillingen waren es ihre Fähigkeiten, die mich überzeugt haben. Ich mache mit jedem Jungen, der ins Team will ein Einzeltraining. Allein waren die Zwei nichts als Durchschnittlich, doch zusammen, wie würde ein Streber wie Sie es sagen? Ich habe mit Zehn plus Zehn gerechnet und bekam Zehn Mal Zehn." lachte er.

Ich ignorierte seinen seltsamen Vergleich. Die Zwillinge waren also nur so stark, wenn sie tatsächlich zu zweit agierten.

"Und die Hampton Brüder?" Herr Jod war anscheinend so von den Jungs begeistert, dass er gar nicht realisierte, dass die Beiden gar kein Mathe als Leistungsfach hatten.

"Jan kam nur wegen seinem Bruder und Team. Er ist sehr faul und oftmals schlechter, als er sein könnte. Nur auf dem Spielfeld wird er richtig warm. Naja, Daniel..."

Er überlegte einen Moment, suchte wahrscheinlich nach den richtigen Worten. "Daniel hätte das Zeug zu einem Kapitän, ein Anführer wie er im Buche steht." fing er schließlich an. "Wieso ist dann Dylan zum Kapitän ernannt worden?" fragte ich.

Das Prinzip von Fußball war mir noch nie wirklich klar. Elf Leute laufen wie verrückt einem Ball hinterher und das neunzig Minuten lang. "Daniel ist eine Zeitbombe. Es ist eine Frage seiner Gegner, wann er tatsächlich explodiert. Es kam bisher zwar zu kaum roten Karten, doch das auch nur, weil wir wenig offizielle Spiele haben." Verstehend nickte ich.

Diese Aggression war zu einem Selbstschutz geworden. Doch auch nur, weil er durch Gewalt erfahre hat, welch große Kraft sie haben kann. Man musste ihm nur zeigen, dass es deutlich bessere Wege gab als Gewalt. 

"Er ist kein schlechter Bursche, ohne seine Impulsivität könnte aus ihm ein sehr guter Spieler werden." Das wusste ich. Er war vielseitig talentiert, intelligent und konnte auch wirklich charmant sein. Allein sein unglaubliches Talent was Sprachen anging. 

Ich wusste nicht, wie ich ihm helfen konnte. Eigentlich wollte ich ihn nur davon abhalten, seine Mitschüler zu verletzen. Doch seit gestern, ich weiß es nicht mehr.

War das gestern ein Fehler? Ich hatte eine Grenze überschritten, das war mir bewusst. Sollte ich das stoppen, bevor wir noch weiter gehen? Ich konnte es mir nicht erlauben, diese Arbeit zu verlieren, nachdem ich bereits von meinem Fehltritt während meines Referendariats erzählt hatte. Ein Empfehlungsschreiben würde ich sowieso vergessen, sollte das auffliegen.

"Machen die Jungs Ärger?" Ich schüttelte nur den Kopf, auch wenn ich seine Worte gar nicht erst verinnerlichte. Ärger, was bedeutet Ärger? Ihre Mitschüler terrorisieren? In illegalen Angelegenheiten stecken? Von irgendwelchen Männern verprügelt werden?

Wollte ich überhaupt Teil dieses ganzen Dramas werden?

Ich wurde Lehrer, weil ich gut darin bin. Weil ich anderen Dinge gut erklären kann und mir Mathematik Spaß macht. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass in meinen ersten Wochen so viel passiert. 

Ich brauche Rat. 

Ich brauchte jemanden, der mir sagt, was ich tun soll. 

Hatte ich überhaupt nachgedacht, als ich diesen Schritt gegangen war? 

Ich hatte einen unschuldigen Jungen für meine Befriedigung ausgenutzt und ich hatte es anfangs nicht einmal bereut.

Verbotene Liebe | BoyXManWhere stories live. Discover now