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Leonard P.O.V

Ich war wirklich mehr als überfordert mit der Situation. Wegen Hamptons Reaktion entschloss ich mich gegen den Krankenwagen und brachte ihn stattdessen zu mir in die Wohnung.

Er konnte sich kaum selbst auf den Beinen halten. In der Wohnung traf ich auf Thomas, der mir half, Hampton in mein Bett zu legen.

"Erklär mir das, ich bitte darum!" verlangte Thomas. "Später, bring mir bitte den Verbandskasten aus der Küche."

Daniel wollte sich wieder aufrichten, doch ich drückte ihn schnell wieder in die Matratze. "Bleiben Sie liegen." bat ich und schob sein Oberteil vorsichtig nach oben.

Überall blaue Flecken, offene Schürfwunden, dazwischen einige Narben. Thomas kam mit dem Verbandskasten.

Hampton half mir dabei, seine Kleidung abzulegen, damit ich an seine Wunden ran kommen konnte.

Dabei fiel mir ein kleines Detail auf. Vernarbte Einstichstellen an seinem Arm. Als Hampton meinen Blick bemerkte legte er seine Kleidung über seinen Arm.

Thomas holte etwas zu trinken für Hampton. Daniel war müde, das merkte man ihm an. Seine Augen schlossen sich immer wieder.

"Ruhen Sie sich aus. Wir werden Ihren Bruder anrufen und ihm Bescheid sagen, dass Sie hier sind. Keinen sonst, nur Ihren Bruder." versicherte ich ihm.

Als wir seine Wunden grob versorgt hatten setzte ich mich mit Thomas an den Esstisch.

"Ich weiß nicht, was passiert ist, bevor du nachfragst. Alles, was ich gesehen habe war, wie er zu einem Mann, der mit Sicherheit dreimal so alt ist wie er ins Auto gestiegen ist." fing ich an.

"Mir war das nicht geheuer und ich bin dem Auto gefolgt, hab es aber ziemlich schnell verloren. Dann bin ich einfach nur noch um den Block gefahren, bis ich Hampton dann gesehen habe."

Thomas sagte gar nichts. "Er braucht Hilfe." meinte ich. "Hilfe, die wir ihm nicht geben können Leonard! Wir sind seine Lehrer, keine Polizei und wenn er nicht selbst zur Polizei will gibt es nichts, was wir tun können."

Ich war fassungslos. Mein eigener Mitbewohner, Daniels ehemaliger Lehrer wollte ihn also einfach wieder vor die Tür stellen, sobald er aufwacht.

"Vielleicht kannst du dir einreden, dass dies das beste ist, aber ich kann das nicht. Du scheinst gut darin zu sein, vor den Problemen deiner Schüler wegzulaufen, ich will wirklich helfen." Thomas stand auf.

Er stand so ruckartig auf, dass er den Stuhl umwarf.

"Es gibt Dinge, in die wir uns als Lehrer nicht einmischen Leonard. Das ist eines dieser Dinge."

Kopfschüttelnd stand ich auch auf. "Wenn das die Definition von Lehrer ist davor wegzulaufen anstatt für seine Schüler dazusein, dann will ich kein Lehrer sein." Ich ließ ihn stehen und ging zurück in mein Zimmer.

Daniel lag in meinem Bett, die Augen geschlossen. Nicht einmal im Schlaf sah er entspannt aus. Seine Hände krallten sich in das Kissen unter ihm.

Ich zog meinen Schreibtischstuhl an das Bett neben ihn und nahm Daniels Handy. Den PIN kannte ich ja jetzt.

Damit Daniel keine Gebühren anfallen, rief ich mit meinem eigenen Handy Jan an und kopierte nur die Nummer, bevor ich Daniels Handy auf das Nachtkästchen legte.

Während es klingelte ließ ich meine Hand vorsichtig über Daniels Haare streichen.

"Hampton?" Jan klang nicht wirklich ruhig. Er wusste, dass etwas mit Daniel war.

"Hier ist Leonard Schilf, Hampton ist bei mir." erklärte ich. Meine eigenen Worte klangen so seltsam. Ich hielt meine Stimme gesenkt, in der Hoffnung, Daniel nicht aufzuwecken.

"Wie geht's ihm?" fragte Jan sofort. "Er schläft gerade. Ich habe mich um seine Verletzungen gekümmert. In ein Krankenhaus wollte er nicht."

Daniel drehte sich leicht, weswegen ich meine Hand wieder weg nahm.

"Ich komm und hol ihn ab." meinte Jan und ich hörte Rascheln im Hintergrund. "Nein, ich würde es bevorzugen, wenn er die Nacht über hier bleibt. Auch wenn seine Verletzungen nicht lebensbedrohlich sind, ihn noch einmal durch die Gegend zu fahren wäre kontraproduktiv."

Jan seufzte. "Okay, verstehe. Kümmern Sie sich bitte einfach gut um ihn. Daniel ist..." Er stoppte sich kurz selbst, sprach dann aber doch weiter.

"Daniel ist zerbrechlicher als er aussieht. Bitte nehmen Sie Rücksicht auf ihn." Ich versprach ihm, mich nach bester Möglichkeit um seinen kleinen Bruder zu kümmern, bevor ich auflegte.

Seine Kleidung war von Dreck und teils auch Blutspuren übersät.

Ich zog ihm nun auch die Jeans aus, legte eine Decke über seinen Körper und steckte seine Kleidung in die Waschmaschine.

Dieser Junge machte mich wirklich fertig.

Meine Besorgnis um ihn wuchs stetig. Ich setzte mich an den Schreibtisch und versuchte mich ein wenig über Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen zu informieren. Wie sie ihren Stoff bekamen, von wem und wie man ihnen helfen kann.

Daniel schlief ruhig im Bett neben mir. Er hatte sich endlich ein wenig entspannt.

Ich entschied mich für einen erneuten Eingriff direkt in seine Privatsphäre. Ich wollte endlich Antworten.

Also nahm ich Daniels Handy zur Hand, entsperrte es und ging wieder auf den Ordner mit den Videos. Diesmal klickte ich nicht das neuste, sondern das älteste an.

Verbotene Liebe | BoyXManWhere stories live. Discover now