Kapitel 107

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Zwar hatte ich es zu Anfang nicht vorgehabt, aber letztendlich passierte es doch, wie es passieren musste. Wir zockten zusammen. Lange. Es wurde immer später und später und wir hätten wohl noch lange weiter gespielt, aber mein Magen begann laut zu rufen.
Wie aufs Stichwort, rief noch eine andere Person im Haus:"Manu! Alice! Essen!", hörte man Marys Stimme klar und deutlich.
Manu und ich sahen uns an, grinsten und küssten uns, anschließend gingen wir gemeinsam Richtung Esszimmer.
Spaghetti Bolognese stand auf dem Tisch und dampfte vor sich hin. Hungrig setzte ich mich hin.
"Ich hoffe es schmeckt euch", sagte Mary, "ich koche nicht so oft"
"Wird schon passen", entgegnete Manu und stopfte sich eine Gabel voll Spaghetti in den Mund. Halb kauend, halb schlucken begann er zu nuscheln:"also, dafür, dass du nicht so oft kochst, kochst du echt verdammt gut!"
"Dankeschön, aber mit vollem Mund spricht man nicht", mahnte Mary ihn.
Ich verdrehte die Augen:"seit wann, bist du denn so ein Moralapostel, ist ja furchtbar"
Mary sah mich böse an und aß. Was war denn nur los mit ihr? Sie verhielt sich ja wohl nicht normal.
Schweigend aßen wir. Mary hatte scheinbar schlechte Laune und dann konnte es schon passieren, dass ihr Charakter, dem von May zu gleichen begann. Mit einer Mary-May will sich Niemand anlegen.
Nach dem Essen machten Manu und ich den Abwasch und anschließend verschwand ich auf die Toilette. Als ich jedoch wieder raus kam, kam Mary an mir vorbeigestapft. Ich hielt sie an der Schulter fest und sah sie besorgt an.
"Ist etwas passiert?", erkundigte ich mich.
Mary funkelte mich böse an. "Alles bestens!", fauchte sie, sie riss sich los und stapfte weiter. Ich konnte nicht anderes tun, als stehen zu bleiben und ihr verwirrt dachzusehen. Was hatte sie denn heute nur?
Ich versuchte nicht daran zu denken. Ich kannte sie, wenn sie in so einer Stimmung war, brauchte sie nur eins, ihre Ruhe und Schokolade wenn es ganz schlimm wird. Wir hatten nur keine Schokolade Zuhause, also schnappte ich mir die Schlüssel, rief Manu schnell ein "bis gleich zu" und verließ die Wohnung, um nach unten zum Auto zu gehen. Ich fuhr in den nächst besten Supermarkt und kaufte Schokoladeneis und Schokolade, außerdem eine Packung Pringels, für mich. Dann fuhr ich wieder heim.
Ich stellte die Schokolade in den Kühlschrank und das Eis ins Gefrierfach, wo nur eine Packung Erbsen traurig vor sich hin vegetierte, dann nahm ich mir meine Pringels und stellte diese auf den Wohnzimmertisch ab. Böse sah ich Manu an.
"Meins!", sagte ich und dann ging ich in mein Zimmer, wo ich Papier und Stift rausholte.
Schokolade im Kühlschrank, Schokoeis im Gefrierfach, ich im Wohnzimmer.
Schrieb ich drauf, dann faltete ich ihm einmal und schob ihn unter Marys Tür hindurch.
Dann konnte ich endlich zu meinen Pringels, über die ich mich auch gleich vernichtete. Ich kuschelte mich dabei an Manu und sah dem zu, was er da eben gerade an.
Nachdenklich sah ich in meine Pringelsschachtel.
"Meinst du deine Öffnungen sind so dünn, damit dicke Menschen keine Pringels essen können?", überlegte ich laut.
"Würden Sie sich dann nicht irgendwie selbst schaden?", entgegnete Manu.
"Und wenn Pringels mit der Abnehmindustrie zusammenarbeitet? Wäre doch eine absolute Win-Win-Situation"
"Dann sind Menschen immer noch schlau genug, um das Zeug einfach rauszukippen"
"Aber ist Pringels so schlau?"
Manu sah mich mit einem "du hast sie echt nicht mehr alle"-Blick an und lächelte. Er wuschelte mir durch die Haare. "Wenn du fertig mit Jura studieren bist, kannst du sie ja mal verklagen. Bis dahin, denk da doch nicht so viel drüber nach"
"Hmpf", gab ich zurück.
Wieso sollte ich mir denn über so Sachen keine Gedanken machen? Irgendwer musste es ja tun. In Amerika könnte ich Pringels für die Öffnung bestimmt verklagen und wurde wahrscheinlich noch gewinnen, aber wir sind in Deutschland, hier geht das nicht. Schade.
Ich schaute weiter Manus Sendung und stopfte mir Pringels in den Mund. Die kamen zwar zu dem bisschen Speck um meinen Bauch dazu, aber der war mir herzlich egal und überhaupt, jetzt konnte ich ja eh fett werden.
Wie aufs Stichwort kam Mary rein, ging zielstrebig zum Kühlschrank und holte sich die Schokolade raus. Sie biss hinein, sah mich an, hob eine Augenbraue und zuckte mit dem Kopf in Richtung Flur. Ich nickte, stand auf und ging ihr nach.
In ihrem Zimmer setzte sie sich aufs Bett und machte die Schokolade auf. "Ich hab Streit mit Bary", platzte sie plötzlich heraus.
"Wieso das denn?!", überrascht sah ich sie an.
"Ihr hat mir eben geschrieben, ich soll doch bitte zu ihm ziehen und bla, aber ich will noch nicht, ich liebe ihn, das weißt du, aber ich bin noch nicht dazu bereit", sie sah ziemlich verzweifelt aus und wenn ich sie so leiden sah, zerschmolz mein Herz vor Trauer.
"Soll ich mach mit Bary reden? Vielleicht hört er ja auf mich"
"Das würdest du tun?", aus großen Augen sah sie mich bettelnd an.
"Für dich tue ich viel. Er darf dich nicht drängen"
"Ich will nur nicht, dass er Schluss macht und ich weiß, wenn die Bedingung unserer Beziehung isz, dass ich zu ihm ziehe, dann tue ich es. Ich will das nicht, ich will nicht zu so einer werden die ihrem Freund hechelnt hinterher läuft. Das ist eine meiner ersten, richtigen Beziehungen und ich liebe ihn. Verdammte scheiße, gib mir mal die Taschentücher"
Ich reichte ihr die Taschentücher und sie wischte sich die Tränen ab.
"Wir bekommen das hin, ok, daran kann uns Niemand hindern. Daran kann mich Niemand hindern!"
"Danke", sie umarmte mich herzlich und ich strich ihr übers Haar.
"Das wird wieder, das ist eine kleine Meinungsverschiedenheit, und nicht das Ende eurer Beziehung, wegen solchen Sachen trennen sich kleine Kinder, aber nicht ihr"
Mary nickte und ich lächelte sie an. Noch etwas traurig von den Tränen, lächelte sie zurück.
"Na also, du isst die Schokolade und das Eis und lässt dich von Manu aufmuntern, ich rufe Bary an, alles klar?"
Mary nickte. Gemeinsam gingen wir aus dem Zimmer und während Mary Richtung Wohnzimmer lief, ging ich in mein Zimmer, um mein Handy zu holen.
Sooo, ich hoffe, dass das Kapitel euch gefallen hat und ich freue mich auch schon auf eure Kommentare
Also denne, haltet die Ohren steif.

Ein GLP in NotWhere stories live. Discover now