Teil 131

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Stella

Wie benommen stehe ich im Behandlungsraum. Die Männer von Leonardo haben den schweren, leblosen Körper von Giovanni auf die Trage gehievt. Er sieht so blass aus. Sein lächeln ist verschwunden und er ist überall voll Blut. Ich muss was tun, aber ich fühle mich so hilflos. Er ist Lucy's Mann, er wird Vater... Ich darf ihn nicht sterben lassen.

Der Knall einer Tür lässt mich zusammen zucken, dann fasst mich jemand an die Schultern und schüttelt mich. Leonardo! Jetzt macht es Klick. Arbeitsmodus an. Schnell gebe ich meinem Mann Anweisungen, was er machen soll. Vorsichtig zerschneidet er das Hemd von Giovanni. Drei Kugeln: Schulter, glatter Durchschuss, Brusthöhe und Bauch dort steckt die Kugel noch drin. Scheiße scheiße scheiße. Er verliert viel Blut. Provisorisch versuche ich zunächst die Blutungen zu stoppen, lege ihm Infusion mit Schmerzmittel und eine mit Blut. Jetzt muss ich hoffen, dass der Doc bald kommt. Das ist das was wir in der Notaufnahme machen. Im OP war ich noch nie.

Dann geht die Tür auf und ich sehe den Doc. Er blickt auf Giovanni und verschafft sich einen kurzen Überblick. Leonardo verschwindet sofort, um uns Platz zu geben. Jetzt gibt der Doc mir Anweisungen. Da ich schon alle benötigen Utensilien bereitgelegt habe, braucht er sich nur noch zu waschen.

Los geht es. Zunächst wenden wir uns dem Bauchschuss zu. Die Kugel steckt nicht tief und hat zum Glück nur Bauchgewebe verletzt. Wofür so ein kleiner Bierbauch doch gut ist. Alleine die Versorgung der Wunde dauert schon ewig. Dann geht es zur Brust.

Da der Doc eine Röntgenaufnahme machen will, sage ich ihm, dass ich schnell raus gehe. Er versteht sofort und trotz der angespannten Situation kann ich ein Lächeln erkennen. Als er fertig ist, machen wir uns ebenfalls an die Arbeit. Die Kugel hat nur knapp die Lunge verfehlt. Alles in allem hat er großes Glück gehabt. Stunden später, nachdem auch die Schulter desinfiziert und versorgt ist, treten wir erschöpft aus dem Raum. Der Doc informiert die andern über Giovanni's Zustand. Ich stehe nur da und bin wie weg getreten. Dann wird alles schwarz und ich falle.

Irgendwann werde ich wach. Es ist dunkel im Zimmer, aber ich erkenne, dass es unser Schlafzimmer ist. Dann bewegt sich etwas neben mir. Leonardo. "Hey, mein Engel. Alles ist gut. Du hast dich nur etwas verausgabt." Beruhigt er mich sofort. "Wie geht es Giovanni." Frage ich mit kratziger Stimme. "Der Doc ist bei ihm. Er wird es wohl überleben." Erklärt er mir. Gott sei Dank. Damit schließe ich meine Augen und schlafe wieder ein.

Weit entfernt, höre ich ein Telefon klingeln und Leonardo fluchen. "Ja?" Flüstert er leise. "Ich komme!" Damit schleicht er sich schnell aus dem Zimmer. Ich brauche ein Moment, bis ich die Geschehnisse verarbeiten kann. Dann stehe auch ich auf und ziehe mich an.

Im Haus ist es ziemlich ruhig. Roberta höre ich in der Küche klappern, aber mein erster Gang geht zum Krankenzimmer. Die Tür steht auf und ich sehe Leonardo an Giovanni's Bett. "...sicher, dass es Domenico's Männer waren.." krächzt Giovanni mit schwacher Stimme. Dann verstummt er und schaut zur Tür. "Hey, meine Lebensretterin ist da!" Versucht er fröhlich zu klingen. Leonardo dreht sich erschrocken um. "Guten Morgen, Amore!" Sagt er und zieht mich in seinen Arm. "Wie geht es dir?" Will ich von unserem Patienten wissen. "So weit schon wieder gut. Der Doc meinte, hättest du mich nicht mit Blut versorgt, wäre es anders aufgegangen!" Erklärt er mit einem schiefen Grinsen. Leonardo zieht mich näher zu sich ran und gibt mir einen Kuss auf die Stirn "Ich bin stolz auf dich!" Das lässt mich erröten. Um schnell abzulenken, greife ich die Worte auf "Es war also Marcella's Vater? Warum?" Die beiden Männer tauschen Blicke aus. Irgendwas geht hier vor. Jetzt erntet mein Mann einen bösen Blick von mir. "Amore, bitte. Lass gut sein. Du bist heute Nacht bei der ganzen Aufregung zusammen gebrochen. Lass es uns klären." Sagt er in einem süßlichen Ton. Aber nicht mit mir. Ich funkel ihn böse an. "Keine Geheimnisse mehr, das hast du mir versprochen!" Leonardo blickt Giovanni hilfesuchend an, der sich aber ein Lachen verkneifen muss.

"Ok, Baby. Vorschlag: Du gehst erstmal was frühstücken um dich zu stärken. Ich muss dringend telefonieren und dann treffen wir uns mit Enzo und besprechen alles." Ok, ist ein Anfang. Also schlendere ich in die Küche. Dort sitzt Luca und albert mit Luigi und Roberta rum. Als ich den Raum betrete, schauen Roberta und Luigi mich besorgt an. "Gibt es hier was zu frühstücken?" Versuche ich betont fröhlich. "Mummy, ja. Es gibt Pancakes." Ruft Luca. Also essen wir eine Kleinigkeit zusammen, bis Luigi erklärt, dass er heute Luca zur Schule bringen darf. Ich nicke ihm dankbar zu und er quittiert dies mit einem Augenzwinkern.

Als die beiden zur Tür raus sind, kommt Roberta auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Diese Umarmung tut so gut. "Wo ist Lucy?" Frage ich als wir uns voneinander lösen. "Hier... Ich bin hier," haucht Lucy. Sie steht in der Tür und sieht erschöpft aus. "Giovanni hat mich ins Gästezimmer geschickt, aber ich kann nicht schlafen." Erklärt sie. Schnell springe ich ihr in die Arme und halte sie ganz fest. "Es wird alles gut, Süße." Flüstere ich ihr zu. "Ja, dank dir. Du hast den Vater meines Babys gerettet. Ich weiß gar nicht wie ich dir danken soll." Schluchzt sie an meine Schulter. Ich in so froh, dass er es überlebt hat. Meine beste Freundin hätte es sonst nicht verkraftet.

Der Mafia Daddy Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt