Teil 29

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Leonardo

Es war Punkt 12 Uhr Mittags. Meine Männer und ich haben uns um die Lagerhalle herum verteilt. Alles war ruhig, vielleicht zu ruhig. Aber wir mussten es riskieren. Über Funk habe ich nochmals alle um besondere Aufmerksamkeit gebeten, denn ich hatte ein ungutes Gefühl. Enzo, der mit ein paar Jungs am Hintereingang auf mein GO wartet, war genauso unter Strom wie ich. Ich hole nochmal tief Luft und gebe das Startsignal.

Einer meiner Männer hat die Tür mit einem Tritt geöffnet und wir stürmen herein. Drinnen sitzen zwei schmierige Typen am Tisch und spielen Karten. Sie eröffnen sofort das Feuer. Zunächst haben sie nur meine Männer an der Vorderseite im Visier. Enzo kommt mit seinen Jungs von hinten und macht sie platt. Das war irgendwie zu einfach.

Wir schauen uns um. In der Halle ist bis auf dem Tisch nichts. Keine Drogen, keine Waffen gar nichts. Nichts außer alten Reifen und Maschinen am anderen Ende der Halle. Zwei meiner Männer sollen sich im oberen Teil umsehen. Als sie gerade die Treppen rauf laufen, kommen bestimmt ein Dutzend Mexen aus allen Ecken. So eine scheiße. Ich wusste es, ein Hinterhalt. Gebrüll und Schüsse jagen durch die Luft. Ein Mexe nach dem anderen wird ausgeschaltet. Das sind definitiv keine Profis.

Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir fast alle Arschlöcher erledigt. Zwei konnten wir so schnappen. Sie werden sofort in unsere Verhörräume gebracht.

"Ist jemand verletzt?" frage ich in mein Headset. Zwei meiner Männer haben Streifschüsse. Alles halb so wild. Aber es fällt mir auf, dass Enzo sich nicht meldet. Deshalb rufe ich etwas energischer nach ihm. Keine Antwort. Sofort schicke ich alle Männer los. Auch ich suche ihn. Nach kurzer Zeit finde ich ihn hinter einem Berg alter Reifen. Scheiße... Er wurde angeschossen. Ich schreie aufgebracht ins Headset "Los, einen Krankenwagen. Sofort. Enzo wurde angeschossen." Die Jungs reagieren sofort und innerhalb kürzester Zeit ist ein Notarzt vor Ort. "Enzo, Bruder, halte durch. Ich komm direkt ins Krankenhaus." ruf ich ihm noch hinter und schon fährt der Krankenwagen los.

Kurz bevor ich im Krankenhaus ankomme, ruft Stella mich an. Natürlich, sie arbeitet dort. Sie hat ihn sofort erkannt. Ich parke meinen Wagen direkt vor dem Eingang und renne ins Gebäude.

In der Notaufnahme ist ein riesen Durcheinander. Unser neu rekrutierter Arzt Dr. Avery ist bereits bei Enzo. Ihn haben wir, nachdem immer wieder Männer von mir verletzt wurden, umgedreht. Es war sehr einfach. Der gute Doc hat nämlich ein Fable fürs Glücksspiel, sodass wir ihn sehr leicht "überzeugen" konnten, öfter ein Auge bei den Verletzungen zuzudrücken. Er hätte sonst jede Wunde der Polizei melden müssen.

Gerade will ich mich nach Enzo erkundigen, da kommt Stella auf mich zugelaufen. Sie sieht ziemlich mitgenommen aus. Sofort schließe ich sie in meine Arme. Sobald mich ihre warme Haut berührt, geht es mir gleich besser. Wie macht sie das nur?

Nach einer Weile haben sowohl Stella als auch ich uns beruhigt. Sie schaut mir in die Augen und sucht dort nach Antworten. Ich weiß wirklich nicht wie ich ihr das alles erklären soll. Leise flüstert sie "Enzo lebt. Das ist die Hauptsache. Unsere Ärzte sind die Besten, sie bekommen das schon wieder hin."

Völlig überwältigt von ihrem Zuspruch stammel ich nur rum: "Amore... Ich.... Oh Mann... Scheiße!" Ich weiß nicht was ich sagen soll. Aber Stella legt ihren Finger auf meine Lippen und bringt mich zum Schweigen. "Ssshht es wird alles gut. Du kannst mir später alles erzählen. Komm wir machen dich erstmal sauber. Du siehst ja aus wie ein Verbrecher!" scherzt sie.

Nachdem ich mich, so gut es geht, vom Blut befreit habe, laufen wir zum Wartebereich. Eine Kollegin von Stella informiert uns, dass Enzo im OP ist. Also heißt es warten. Mein Engel weicht mir nicht von der Seite. Sie hält meine Hand und wir schweigen. Stunden vergehen und langsam werde ich sehr unruhig. Warum dauert das bloß so lange. Ich tigere im Flur auf und ab. Giovanni hat bereits mehrfach geschrieben und gefragt, ob es was neues gibt. Aber wir können nur warten.

Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kommt endlich Dr. Avery zu uns. Stella nimmt meine Hand um mir beizustehen. Mit Blick auf unsere Hände fängt der Doc an zu sprechen: "Es war sehr kritisch. Wir konnten die Kugel entfernen, allerdings hatte ihr Bruder während der OP einen Herzstillstand, aber er wurde erfolgreich reanimiert. Da er ziemlich viel Blut verloren hat, ist er noch nicht über den Berg. Die nächsten 24 Stunden sind entscheidend. Sie können kurz zu ihm, aber er braucht viel Ruhe."

Gerade will ich Stella mit mir mitziehen, da räuspert sich der Doc "Nur eine Person. Er braucht wirklich Ruhe." Seine Aussage quittiere ich mit einem knurren und will gerade klarmachen, wer hier der Boss ist, da greift Stella meinem Arm und schaut mich eindringlich an "Es ist ok. Geh du nur. Ich warte hier auf dich!"

Womit habe ich diese Frau verdient. Ich küsse sie flüchtig auf die Stirn und gehe Richtung Intensivstation. Mein Herz schlägt so heftig.

Als ich den Raum betrete, verschlägt es mir dem Atem. So viele Schläuche und Maschinen. Enzo ist so blass. "Bruder, du musst es schaffen. Ich brauche dich doch. Zusammen werden wir uns rächen!"


Der Mafia Daddy Where stories live. Discover now