Teil 60

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Stella

Nachdem Giovanni mich angerufen und nach Lucy gefragt hat, mache ich mir doch ganz schön Sorgen. Sie wollte doch nur zu dem Gespräch. Es ist gar nicht ihre Art Luca zu vergessen.

Der nächste Arbeitstag kommt schnell. Luca muss wieder in die Schule. Weder von Jackson noch von Lucy habe ich etwas gehört. Bei dem ersten bin ich nicht wirklich böse drum. Also machen Luca und ich uns mit der U-Bahn auf den Weg. Luca ist heute ziemlich schlecht gelaunt. Er will wissen, wer der Mann gestern war, wo Lucy ist und warum sein Dad nicht bei uns ist. So gut es ging habe ich ihn auf heute Abend vertröstet. Nörgelnd geht er ins Gebäude ohne sich richtig zu verabschieden. Es tut mir alles so leid, aber was soll ich nur tun.

Nachdem ich im Krankenhaus angekommen bin, ziehe ich mich um und beginne meine Schicht. Die Gedanken kreisen um so viele Sachen, dass ich gar nicht mitbekomme, wie meine Kollegin Trudy mich anspricht. "Schätzchen, was ist denn bloß los mit dir?" fragt sie besorgt. Bei dem Gedanken, dass ich nichts sagen darf, kommen mir schon fast die Tränen. Sie sieht mich eindringlich an und zieht mich in die Teeküche. "Ist es wegen Dr. Avery. Die Gerüchteküche brodelt ordentlich. Hat er was gemacht, dass du so traurig bist?" fragt sie neugierig. Selbst wenn ich es ihr sagen könnte, Trudy ist ein Tratschweib, dann wüsste es das ganze Krankhaus. Darum ringe ich mir ein Lächeln ab und antworte: "Alles in Ordnung. Nur ein bisschen müde. Luca ist gestern von der Klassenfahrt zurück und er war ziemlich überdreht, sodass an Schlaf nicht zu denken war." Sie scheint mir zu glauben und verfällt in Geschichte, wo ihre Jungs damals das erste Mal auf Klassenfahrt waren und was für ein Blödsinn sie gemacht haben. Diese Ablenkung tut wirklich gut und ich kann seit langem mal wieder von Herzen lachen.

Da ich mit dem Rücken zur Tür stehe, seh ich nicht wer herein kommt. Aber Trudy verstummt und zwinkert mir zu. Im weggehen zwitschert sie Jackson noch zu "Kümmer dich um deine Süße, sie ist heute nicht gut drauf!"

Kurz wartet er noch bis sie weg ist, dann stellt er sich nah an mich. Noch immer stehe ich wie erstarrt mit dem Rücken zu ihm. Mit seinem Finger streicht er mir über die Wirbelsäule und säuselt mir ins Ohr "Hallo Schatz. Was ist denn los?" Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem ganzen Körper vor Ekel und Angst. Wie gelähmt kann ich gar nicht antworten. Das scheint ihm nicht zu gefallen, er schnalzt mit der Zunge und greift in meinen Zopf und zieht daran. Seine Stimme wird eiskalt "Ich hoffe für dich, du erzählst hier im Krankenhaus keine scheiße über uns!" Mehr als ein Kopfschütteln bekomme ich nicht hin.

Er packt mich wieder viel zu grob an meine Hüfte, die immer noch blau von seiner letzten Attacke ist, und reißt mich herum. Er drückt mich an die Küchenzeile. Von außen könnte man sicherlich denken, dass wir miteinander turteln, aber innerlich könnte ich kotzen. Jackson greift nach meinem Kinn um mich zu zwingen ihn in die Augen zu sehen. "Sei brav und spiel mein Frauchen. Dann wird niemandem etwas passieren. Ich freue mich schon auf heute Abend. Es ist wirklich toll, dass du für uns kochen möchtest und wir uns dann einen schönen Abend machen." Grinst er und gibt mir einen Kuss. Perplex schaue ich ihn an: "Luca.... ich... Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen." stammel ich. "Aber Schatz, das ist doch kein Problem, dann sagen wir ihm zusammen, dass wir ein Paar sind. Er wird es schon verstehen, glaub mir!" sagt er mit einem bestimmenden Ton, der keinen Wiederspruch duldet.

Bevor er geht, drückt er mir noch einen Kuss auf den Mund. Ich nehme mir noch einen Schluck Kaffee und atme tief durch. "Reiß dich zusammen, für Luca und Leonardo" spreche ich mir Mut zu.

Warum vergeht die Zeit heute so schnell? Wie im Flug ist der Arbeitstag vorbei und vor dem Krankhaus wartet schon Jackson mit einem völlig überzogen grinsen. Sofort reißt er mich an sich und drückt mich "Spiel mit, mein Boss steht da vorne, du willst doch nicht, dass es ein schlechtes Bild auf dich wirft." flüstert er in mein Ohr. Seine Hand gräbt sich wieder viel zu feste in meine Hüfte. Ich unterdrücke einen schmerzhaften Aufschrei.

Im Auto eingestiegen stellt Jackson wieder das Radio an und flötet die Lieder mit, als ob alles in Ordnung sei. Im Kopf gehe ich alle Optionen durch, wie ich Luca vorsichtig beibringen kann, dass Jackson jetzt wohl öfter bei uns ist. Total in Gedanken versunken merke ich gar nicht, dass wir schon an der Schule stehen.

Luca kann ich schon von Weitem aus dem Schulgebäude herauslaufen sehen. Er sieht fröhlich aus wie er mit seinen Freunden lacht. Mein armer Schatz, wenn er nur wüsste.

Luca's Lachen verschwindet, als er Jackson sieht. Schnell nehme ich meinen Sonnenschein in die Arme um ihn abzulenken. Luca erwidert zwar die Umarmung, fragt aber gleich nach seinem Dad. Jackson gefällt das gar nicht und knurrt, dass wir einsteigen sollen.

Die Fahrt nach Hause sagt niemand ein Wort. Luca erzählt nicht mal wie sonst von seinem Tag. Wahrscheinlich spürt er die angespannte Stimmung.

Der Mafia Daddy Where stories live. Discover now