Kapitel 1

7.5K 157 33
                                    

Ich saß auf der Fensterbank meines Zimmers und schaute hinaus auf die dunkle Straße

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Ich saß auf der Fensterbank meines Zimmers und schaute hinaus auf die dunkle Straße. Sonderlich viel konnte ich nicht erkennen, da das Licht, welches von einer gedimmten Stehlampe in meinem Zimmer kam, sich im Fenster spiegelte und ich eher mein eigenes Gesicht in der Scheibe erkennen konnte als irgendwas Interessantes auf der Straße.

Aber was sollte es denn auch Interessantes auf der Straße geben? Schließlich war alles, was man erkennen konnte das Nachbarshaus von Gegenüber, eine einsame Straßenlaterne und ein schwarzer SUV, welcher auf der verlassen wirkenden Straße stand.

Meine Wohnsiedlung war ziemlich ruhig und eigentlich war hier nie was los. Erst recht nicht so spät am Abend. Dennoch liebte ich es alles draußen zu beobachten. Wie der Mond langsam aufgeht und von Nacht zu Nacht voller wurde.

Bald würde wieder Vollmond sein. Dann würde mein ganzes Zimmer in seinem hellen Licht Nachts leuchten und die Einfahrt und den Balkon vor meinem Fenster, könnte man wieder besser erkennen.

„Adley?", hörte ich die Stimme meiner Mutter. Dann klopfte es schon an der Tür und ohne auf meine Antwort zu warten, sah ich wie sich der schwarze Lockenkopf meiner Mutter durch die Tür schob.

War ja klar, dass sie nicht wartete, bis ich sie hereinbat. Was kann ein achtzehnjähriges Mädchen auch schon alleine in ihrem Zimmer anstellen?

Ich lebte hier mit meinen Eltern, meiner großen Schwester und meinem Rottweiler Rex zusammen. Meine Familie war nichts Außergewöhnliches. Wir hatten genug Geld, damit es uns gut ging, dennoch konnten wir uns nicht alles leisten. Meine Mutter arbeitet als Köchin in einem Restaurant und mein Vater ist bei der Polizei. Dabei nahm er Rex immer mit als seinen Diensthund, was eigentlich ziemlich cool war, da man sich gleich viel sicherer im Haus fühlte. 

Dennoch ließ mich das Gefühl nicht los, als würde man mich ständig beobachten.

Jedoch dachte ich mir nichts dabei. Ich denke, dass das irgendwas mit meinem Vater zu tun hat, welcher nebenbei ziemlich beschützerisch gegenüber mir und meiner Schwester war. Bei mir ist es noch schlimmer als bei Amelie, da ich seine jüngste Tochter war. Und gerade nach dem Unfall von Aimee, durfte ich keinen Jungen mehr sehen außer in der Schule.

Aber das war sowieso nicht nötig. Denn es interessierte sich eh niemand für mich. Wenn ein Junge mal sein Interesse gezeigt hat, dann hatte er mich am nächsten Tag keines Blickes mehr gewürdigt. Wahrscheinlich war ich einfach zu langweilig, was ich durchaus verstehen konnte. Alleine meine dunkelbraunen Augen verrieten, wie unaußergwöhnlich ich war. Nichts an mir war spektakulär. Ich hatte eine durchschnittliche Figur, nicht zu dünn und nicht zu dick, hatte stinknormale braune Haare und war ziemlich klein, was auch ein Grund dafür sein dürfte, dass man mich immer übersah. Eher rannten die Leute mich um, ohne es zu bemerken.

„Ja Mom?", fragte ich zurück, da ich mir nicht erschließen konnte, warum sie so spät am Abend noch in mein Zimmer guckte.

Ich drehte mich zu ihr um und sie trat ganz in mein Zimmer. Dabei wollte sie gerade meine Zimmertür schließen, als sich ein dunkler Schatten noch schnell durch den Türspalt schob.

Brummend trat Rex in das Zimmer und machte es sich sogleich auf meinem Bett gemütlich.

„Hey Schatz.", fing sie an und setzte sich zu Rex auf mein Bett, um ihm über sein glänzendes Fell zu streicheln. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass Amelie uns morgen ihren Freund vorstellen möchte. Er kommt zum Abendessen vorbei."

Über diese Aussage verdrehte ich die Augen. Ein Wunder, dass Amelie es überhaupt geschafft hat, sich einen Freund zu angeln. Dabei droht Dad die ganze Zeit mit seinen Waffen, wenn man nur den Namen eines Jungen erwähnt. Dabei ist egal ob es sich lediglich um einen Schulfreud oder Klassenkamerad handelt.

„Warum darf sie einen Freund haben und ich nicht?", fragte ich etwas beleidigt. Es war mir unschlüssig, dass Dad bei ihr jetzt doch nachgab. Bei mir wird er das wohl nie tun.

„Irgendwann interessiert sich auch mal jemand für dich und wenn es soweit ist, werde ich beschwichtigend auf deinen Vater einreden, damit er ihn nicht umbringt.", gab meine Mutter lachend zurück. Sie empfand Dad's Androhungen immer noch als Scherz. Doch ich nicht. Nicht nachdem, was Aimee angetan wurde.

Meine Mutter hat es komischerweise gut verdrängt und spricht garnicht mehr über sie. Ich denke, dass das ihre Weise ist, damit umzugehen. Mein Vater hingegen hat nach dem Vorfall sich mehr in die Arbeit gestürzt und kontrolliert Amelie und mich auf jede erdenkliche Art und Weise. Selbst zur Schule kann ich nicht alleine fahren. Das erledigt immer mein Vater, bevor er zur Arbeit fährt und nachmittags holt mich meistens ein Kollege von ihm ab.

„Ich werde eh als einsame Jungfer sterben. Wie soll ich einen Freund kriegen, wenn Dad mich nie zu Partys oder sowas lässt. Ich bin doch nur einmal jung. Es ist einfach alles unfair. Seit Aimees To-..."

Meine Mutter unterbrach mich, indem sie mich mit einem harschen „Adley!" anfuhr. Als ich daraufhin zu ihr blickte, lächelte sie mich traurig an, bevor sie von meinem Bett aufsprang und zur Zimmertür lief.

„Du solltest langsam schlafen gehen. Morgen ist Schule.", sagte sie noch, bevor sie schließlich aus meinem Zimmer verschwand.

„Ist ja mal wieder typisch.", beschwerte ich mich und redete eigentlich mit mir selbst. Doch durch Rex hatte ich das Gefühl, dass mir jemand zuhörte. Wenigstens einer, der immer für mich da ist. Ich verstand zwar, warum meine Mom die Flucht ergriff, denn es war ihre Weise damit umzugehen, jedoch war das auch nicht gesund. Sie müsste vielleicht mal mit jemanden darüber reden, doch verdrängen schien ihr die beste Option.

Da ich schon einen Pyjama anhatte, brauchte ich nur noch das Licht ausschalten und schon versuchte ich unter meine dicke Bettdecke zu kriechen, was schwerer war als erwartet, da sich Rex ziemlich breit machte. Zudem war Rex ein 50 Kilo Rottweilerrüde, das es auch noch schwerer machte.

„Könntest du bitte etwas Platz machen?", sagte ich und versuchte nebenbei den großen Rüden von meinem Bett zu schieben. Doch keine Chance. Er bewegte sich keinen Zentimeter, dafür brummte er unzufrieden rum. Wahrscheinlich weil ich ihm beim Schlafen störte.

Und was ist mit meinem Schlaf?

„Arsch.", zischte ich, bevor ich mich mit dem kleinen Ende meiner Bettdecke, was noch übriggeblieben war, zufriedengab.

Unruhig wälzte ich mich hin und her, da das kleine Bisschen der Decke nicht ausreichte, um mich vollständig zuzudecken. Mir war kalt und so viel es mir nur umso schwerer ins Land der Träume zu geraten.

Irgendwann nervte Rex mein rumgezappelt wohl, da er sich dann doch erhob und von meinem Bett sprang, nur um sich davor lang zu machen. So fand ich dann in den Schlaf.

Jedoch war der Schlaf nicht von langer Dauer.


His sick LoveWhere stories live. Discover now