Kapitel 59

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Jungkook

"Das war alles berechnend, oder?"

Taehyung drehte sich etwas, um ihm in die Augen schauen zu können. Sie glänzten. Spiegelten ihn und das Licht von draußen wieder.

Wunderschön... War der Gedanke, der ihm durch den Kopf schoß, als er ihn anschaute. Diese wirren Locken, dieses kecke Lächeln...

"Gott, wie kann jemand nur so schön sein!", er sagte es wohl mit so viel Inbrunst, dass der Ältere lachen musste. Es ließ dessen weiße Zähne glänzen und am liebsten würde er ihn küssen, würde ihn auffressen, während ihre Körper sich in ihrem ganz eigenen Tempo aneinander bewegten. Doch küssen war gerade nicht erlaubt, was absolut nicht in seinem Interesse war, aber ganz sicher würde er diese Grenze nicht aus egoistischen Gründen überschreiten. "Ich bin immer noch wütend auf dich!", diese Worte hallten immer noch durch seinen Kopf, als wäre es gerade erst passiert. Stimmfarbe, Stimmhöhe, Mimik, Gestik. Er hatte es alles in seinem Kopf behalten und würde warten, bis sich dieser wieder entspannt hatte. Es sah auf jeden Fall schon besser aus, als Vorgestern und doch ging es ihm nicht schnell genug. Viel zu ansprechend sahen diese roten vollen Lippen aus, über die immer wieder eine freche Zunge leckte oder Zähne daran knabberten.

"Das war nicht die Antwort auf meine Frage...", bemerkte Taehyung scharf, was jedoch das mimische Spiel auf dessen Gesicht nicht unterstrich. Das war Spaß, zu dem er eingeladen wurde und gerne weiter führte.

"Wie kommst du nur darauf?... Es sind ganz uneigennützige Gelüste, die mich dich im Bett behalten lassen wollen, schließlich ist es außerhalb dieses Bettes unglaublich kalt. Stell dir Mal vor du bekommst einen Schnupfen..."

Ungläubig nickte der Ältere nur, das Lächeln dabei nicht einen Moment verwischt. "Natürlich... das geht ja auch so schnell..." Sanft spürte er dessen Hände über seinen Bauch streicheln. Konnte fühlen, wie die Finger seine Muskeln nach malten und dieser warme anziehende Körper etwas mehr auf ihn kletterte.

"Ich glaube, dass du nicht willst, dass ich über dich recherchiere und versuchst mich so lange wie möglich zurück zu halten.

Mit vollem Körpereinsatz."

Ein zufriedenes Brummen verließ seine Kehle, als er spürte wie die Hand auf seinem Bauch weiter nach unten wanderte. Nur zaghaft an seinem Oberschenkel entlang strich. Immer darauf achtend, dass kein Finger seinen Schwanz berührte.

Ein Spieler durch und durch...

"Für dich immer...", kam es eher wie ein Seufzen über seine Lippen, während seine Augen sich genießerisch schlossen.

"Das finde ich sehr lobenswert", flüsterte Taehyung dunkel. Ließ die Worte mit dem Atem über die Haut seiner Brust wandern, was kleine Schauer auslöste.

Verdammt... Der Typ hatte ihn einfach sowas von im Griff...

"Allerdings werden das Namjoon und Co. nicht als Entschuldigung akzeptieren, wenn wir heute nicht zum Weihnachtsfest gehen können..."

Ach ja... das stand ja auch noch an... Die Worte, die der Schwarzhaarige gewählt hatte, waren ein ziemlicher Abtourner. Fast so, als ob man über Eltern redete, die ja so überhaupt nichts im Bett zu suchen hatten, während man noch die Nachwehen eines Orgasmus auskostete.

"Hm... Wie wichtig ist es dir da heute hin zu gehen?" Er wusste zwar die Antwort darauf bereits, aber gestern konnte er ihn ja auch davon überzeugen, dass Arbeiten einen Tag vor Weihnachten keine angemessene Ausrede war, dass Bett zu verlassen. Nun versuchte er es nochmal, obwohl er bereits davon ausging das Glück bereits aufgebraucht zu haben, was ihm gnädigerweise von Taehyung überreicht worden war nach dem Abend der Wahrheiten...

Seiner Meinung nach würde diese Nacht in die Analen eingehen, wenn er es schaffte, diese Beziehung die sie miteinander hatten, aufrecht zu erhalten, ohne Gefahr zu laufen, dass dieser wunderschöne, liebenswerte und sexy Mann vor sich, Schaden davon erleiden würde.

"Sehr wichtig, Jungkook... Es ist meine Familie, die ich in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt habe -"

"Wegen mir?"

"- wegen dir. Wegen uns. Wegen... allem, was mit dir zu tun hat", und die Ernsthaftigkeit kehrte in dessen Gesicht zurück. Der gleiche Ausdruck, wie in der Nacht auf dem Sofa. "Ich weiß, dass du noch nicht bereit bist alles zu sagen, was dich betrifft. Ich weiß, dass du es tust, weil du mich beschützen willst, obwohl das in meinen Augen keinen Sinn macht. Es ändert jedoch nichts daran, dass ich mich in dich verliebt habe..." Er erwartet irgendwie nun ein schüchternes Blinzeln oder ein unsicheres Lächeln, aber nichts davon kam. Taehyungs Blick war klar und stark. Es war fast so, als ob dieser bis auf den Grund seiner Seele schauen konnte. Als ob dieser allein wusste, wer er war - und es machte ihm Angst.

Er wurde geliebt.

Als die Person, die er war.

Und er wusste nicht, ob es jemals so gewesen war. Ob er jemals so gesehen wurde, wie der Schwarzhaarige ihn sah. Er wusste nicht Mal, ob er es verdient hatte. Nur eins wusste er:

Er war gerade der glücklichste Mensch auf dieser Erde. Ein weiterer Grund, warum er dieses Bett nicht verlassen wollte. Hier war schließlich alles OK. Hier musste er nicht ums Überleben kämpfen. Hier kämpfte er allein, um die Führung im Bett und langsam hatte er das Gefühl, dass Taehyung es immer mehr zuließ. Es genoss, wie sehr er sich um ihn bemühte, sich um ihn kümmerte. Er hatte das Gefühl, dass dieser ihm mehr Vertraute und damit mehr Sicherheit empfand.

"Es ist nicht mehr nur so ein stilles befremdliches Gefühl", fuhr der Ältere weiter fort und nahm dabei nicht für eine Sekunde den Blick von ihm. "Ich spüre bewusst, dass das nur Liebe sein kann, denn ich kann es mit nichts anderem vergleichen. Nichts anderes macht mich so glücklich, so heiß und manchmal auch so wütend wie du."

Die Worte trafen genau dort, wo sie wohl hin sollten. Genau dort, wo sein Herz saß und dehnte sich in seinem ganzen Körper aus, wie eine Feuersbrunst. Wie konnte er da noch glauben, dass er sich auch nur einen Schritt von ihm entfernen konnte?

Langsam streckte er die Hand aus. Legte sie auf dessen Wange. Strich mit dem Daumen über diese weiche glatte Haut der Wangenknochen.

So schön...

So perfekt...

Und das alles soll seins sein, wenn er wollte? Nur seins? Er konnte nicht wirklich glauben, dass er sowas verdient hatte, aber etwas anderes ging gerade auch nicht in seinen Kopf. Allein dieser schöne Mann gestaltet seine Fantasien. Gestaltete seine Gedanken. Gestaltete seine Gefühle.

"Ich liebe dich", und es gab nichts, was er jemals gesagt hatte, was so viel Wahrheit beinhaltet hatte. Aber auch nichts, was ihm so viel Sorgen machte.

Taste of Love - Taekook Où les histoires vivent. Découvrez maintenant