Kapitel 4

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Yoongi

"Verdammte scheiße ist das sein ernst?!", Schrie Namjoon die Wut heraus, die wohl in vielen von ihnen schlummerte.

Die Jungs hatten irgendwie erwartet, dass heute wohl der Tag der Tage wird. Nur sie sechs. Ohne die Frauen und mit ganz viel Blödsinn. Ein kleines bisschen Jugend zurückholen sozusagen. Stattdessen suchten sie den Planer dieses Jungesellenabschieds und hatten so überhaupt keinen Spaß.

Er persönlich war erleichtert, dass sie nicht in irgendeinem Stripclub landeten oder ihm peinliche Geschenke überreicht wurden, wobei er wohl überlegen müsste, was ihm überhaupt peinlich war...

Wenn sie einen Diebstahl in Sexpuppenclubs überstanden und heimliche Crushs auf die Mutter eines Freundes, dann stellte sich die Frage, was es noch schlimmeres gab.

"Ich find das eigentlich ganz lustig. Ist wie Ostereiersuchen, nur in dem Fall suchen wir Taehyung", schulterzuckend begutachtete Jimin gerade einen Busch, der schon von weitem darbot, was sich dahinter befand, so kahl wie dieser war, aber natürlich könnte man ihren Freund dahinter eventuell übersehen, wenn man nicht genau hinguckte.

"Jimin was machst du da eigentlich? Glaubst du echt, dass Taehyung sich in einem Busch an irgendeiner Straßenecke verstecken würde?"

"Nein, aber falls er tot ist, wäre das ein schneller Ablage -"

"Jimin! Erzähl doch nicht so eine Scheiße! Niemand ist tot!" Jin schien absolut nicht begeistert von solchen Aussagen, wobei die nächste seinen Gedankengang revidierte: "Niemand bringt ihn vor mir um! Wir finden ihn -

und dann dreh ich ihm den Hals um!!!" Dabei stand der Typ mit Fäusten in der Luft vor ihnen und wollte wohl demonstrieren, wie das Ende von Kim Taehyung vollzogen wurde.

"Ahhhhhh fuck, der hat tatsächlich sein Handy ausgeschaltet, dieses Arschloch! Was kann bitte wichtiger sein, als unser erster Junggesellenabschied?! Was?! Sagt es mir!!!"

Wie ein kleines Kind stampfte Namjoon auf den Boden. Ließ sich schlussendlich außer Atem auf die nächstbeste Bank fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Er selbst setzte sich nur ruhig daneben und tätchelte seinem Kumpel den Rücken.

"Ich wollte doch nur einen Tag mit euch. Ohne Kinder, ohne Haustiere, ohne Verantwortung - warum geht das nicht?" Schluchzen war zu hören, wodurch er diesem noch etwas energischer auf den Rücken klopfte.

"Verdammt, willst du mir die Seele aus dem Leib schlagen? Was hat das mit Beistand zu tun?"

"Wenn ein erwachsener Mann weint, weil er keinen Männerabend hat, dann ist meiner Meinung nach das die beste Reaktion oder willst du lieber ein Küsschen auf die Wange und einmal kräftig gedrückt werden?"

Sofort war ein angewiderter Ausdruck in dessen Gesicht zu sehen und die Heulerei war vorbei - als ob er es geplant hatte...

"Achtung Achtung! Yoongi ist genervt. Zieht eure Helme und Schutzwesten an, es wird wild!", versuchte Hoseok die Stimmung aufzulockern und schaffte es tatsächlich ein kleines Lächeln bei ihm hervor zu locken.

Das erste an diesem Tag wohl gemerkt.

"Wir können noch in diese Bar gehen, wo Taehyung ständig ist. Wisst ihr, welche ich meine? Diese Blaue Lagune oder so... Vielleicht liegt er ja da herum, völlig betrunken und nicht zurechnungsfähig."

Eine gute Idee und absolut glaubhafte Begründung. Ihr jüngster Freund in der Runde hatte sich in den letzten Jahren antrainiert zu trinken. Ob morgens, mittags oder Abends. Die Phasen in denen dieser betrunken war und sie ihn nach Hause bringen mussten waren daher sehr zahlreich gewesen. Ein Umstand, der ihnen zu denken geben sollte, allerdings war das Tolleranzlevel bei diesem auch nicht sonderlich hoch, weshalb zu viel gar nicht drin war. Trotzdem hatte er schon häufiger versucht das Thema anzuschneiden, worauf ihm nur Unverständnis entgegen gebracht wurde. Also von Taehyung, nicht von den anderen. Zahlreiche Gründe hatten sie für diese Veränderung bisher zusammen getragen. Der glaubhafteste war wohl: Er war Single und sie alle vergeben - und das war schon immer so.

Warum das bei ihnen so aufgeteilt war, wusste er nicht genau, aber der Grund dafür war sicherlich nicht dessen Aussehen oder der Job. Der Typ wäre sogar ein Recht guter Fang, wenn er das überhaupt beurteilen konnte, nur schienen die Frauen anderer Meinung.

Libet, seine Verlobte, hatte sich jedenfalls in der Vergangenheit schon viel Mühe gegeben jemanden zu finden, aber mittlerweile wusste auch sie nicht mehr weiter. Den einzige Kommentar den er diesbezüglich mal von ihr gehört hatte war:

Es lag an ihm. Taehyung wollte die Frauen nicht.

Seine Gedanken waren darauf hin auch schon in die andere Richtung gewandert. Hatten überlegt, ob dieser vielleicht schwul war, aber bei dessen ganzen Sexeskapaden mit Frauen, die immer wieder liefen, war es irgendwie ein klares Nein auf diese Überlegung geworden.

"Na dann ab in diese Bar. Er wird sicherlich vorbei schauen, wenn er noch lebt."

...

Taehyung lebte noch. Das war ihnen zumindestens nun klar. Also jedenfalls war dieser heute Morgen wohl noch quick lebendig gewesen. Was bis zum jetzigen Zeitpunkt passiert war, wusste niemand, außer der Gesuchte selber. Daher waren Sie auch mittlerweile die Ruhe selber und schauten nur ab und zu aufs Handy, ob sich ihr vermisster Freund eventuell bei einem von ihnen meldete. Sie hatten vereinbart, dass sie am Abend eine Vermisstenanzeige aufgeben würden, falls wirklich nichts mehr von diesem zu hören war.

Gerade genossen sie einfach ihre vierte Runde. Erzählten von ihren gemeinsamen Erinnerungen und ignorierten den Inhalt des Rucksacks, der ihnen bei der Frage nach Taehyung vom Barkeeper übergeben wurde.

Sie könnten sich natürlich überlegen, ob der Inhalt des Beutels mit dessen Verschwinden zusammenhing, aber das sollte jetzt lieber nicht ihre gute Laune zerstören. Es war schon schockierend genug einen Blick darauf zu werfen was da in dem Rucksack war, darüber nachdenken wollte somit keiner von ihnen.

Tatsächlich überrascht waren sie jedoch, als dieser schwarzhaarige Vollidiot plötzlich in der Tür stand. In Anzug, mit aufgeknopftem Hemd und etwas zerzausten, aber frisierten Haaren.

Und dabei ein unglaublich energischer Ausdruck auf dessen Gesicht... Das hatte er schon sehr lange nicht mehr gesehen. Was ihn jedoch noch mehr irritiert, war dessen Ausruf beim Betreten der Bar:

"Dann lass uns Daten, Jungkook!"

Die Irritation war riesig. Auf allen Seiten, vor allem weil sich der Name Jungkook nicht nach einer Frau anhörte.

Taste of Love - Taekook Where stories live. Discover now