Kapitel 39

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Mir war schrecklich langweilig. Obwohl ich mein Handy benutzen durfte, da ich in diesem Sinne gar keine Gefangene war, benutzte ich es nicht. Mehrmals hatte ich begonnen eine Nachricht zu schreiben, die ich Ranpo schicken wollte, doch jedes Mal verwarf ich den Versuch der Kommunikation. Ranpo wollte mehr, als Telekommunikation. Ihm hätte es nur weiter zugesetzt, wenn ich mich so bei ihm gemeldet hätte. Frustriert ließ ich meine Stirn auf den Tisch knallen. Ein dumpfer Schmerz war das, daraus resultierende, Übel. Ein klackern verriet mir, dass sich die Tür öffnete. Ich rührte mich nicht.

"Ich dachte du würdest dich mehr über Besuch freuen." Mit großen Augen hob ich den Kopf und sah zu dem Schwarzhaarigen, der in der Tür stand und schmollend die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
"Wie kommst du hier rein?"
Mir fehlte der Atem. Ich starrte ihn einfach nur an, als wäre er ein Geist.
Ich war überrascht, aber auch unsagbar glücklich ihn zu sehen. Mehr als das sogar. Ich konnte es nicht glauben! "Dieser Sakaguchi hat nach zwei Wochen immer noch nichts Neues. Du bist keine Gefangene, so wie die Anderen die normalerweise in Gewahrsam genommen werden." Er zog die Tür zu und es klackte erneut. Die Tür war ein weiteres Mal abgeschlossen geworden.
"Habt ihr denn auch nichts Neues? Die Ratten aus dem Haus der Toten sind immer noch da, obwohl Fyodor..."
Ich schüttelte den Kopf.
Es fröstelte mich, an Fyodor zu denken. Seinetwegen war ich in dieser misslichen Lage.
"Das ist unter anderem einer der Gründe warum ich hier bin", murmelte er und setzte sich mir gegenüber. Seine grünen Augen blickten mich voll Sehnsucht an, die mir wehtat.
"Und weswegen bist du noch hier?" Tiefe Augenringe zeichneten sich unter seinen Jade färben Augen ab. Sie waren Blut unterlaufen und überanstrengt. Er schien schmächtiger als zuvor, obwohl er ständig aß.
"Ist es denn nicht offensichtlich?", fragte er und sah mich vielsagend an.
"Warum sitzt du dann so weit weg?", fragte ich und zog die Brauen zusammen. Etwas stimmte nicht.
"Ich möchte dich etwas fragen, Doyle", sagte er ernst und sah mir tief in die Augen.

"Du hast uns von Anfang an belogen, nicht wahr?" Ich ahnte bereits, dass sie irgendwann dahinter kommen würden. Doch mein eigentliches Ziel hatte ich schon vor Ewigkeiten aus den Augen verloren.
"Ja und nein. Ich gebe zu, ich sollte dich zu mir locken, damit ich irgendwie in die Detektei kam." Mein Herz raste in meiner Brust und mir wurde schrecklich heiß. Es schmerzte und war gleichzeitig so befreiend. Ich wollte nicht länger lügen. "Dieser Mann, der mich töten wollte, hat es wirklich gewollt", fügte ich hinzu.
In Ranpos Augen lag tiefer Schmerz und etwas, dass ich als Unglauben identifizieren konnte. Er wollte es nicht wahrhaben, dass ich sie wirklich hintergangen habe.
"Für wen arbeitest du?", fragte er mit zittriger Stimme und ich glaubte das es unterdrückte Wut war.
"Ich kenne die Person nicht namentlich. Auch ihr Gesicht ist mir unbekannt. Als ich damals in meinen Heimatort gefahren bin..."
Ich wandte den Blick ab krallte mich in den Saum meines Pullovers.
"Ich war dort, um Bericht zu erstatten, an einen Informanten."
Ranpo knirschte lautstark mit den Zähnen und erhob sich. Seine grünen Augen funkelten mich wütend an. Ich sah ihm an, dass er von mehr Fragen geplagt war, doch er lief schweigend zur Tür und klopfte, damit er rausgelassen wurde.

Jemand anderes nahm seinen Platz ein und blieb unschlüssig vor der Tür stehen. Ich brauchte nicht hinzusehen um zu wissen, dass es Sakaguchi war, der mich taxierte.
"Ist es richtig, wenn Sie ihn so gehen lassen?" Ich wank ab und stützte mein Kinn in meine gefalteten Hände.
"Ranpo wird die Wahrheit erkennen." Allmählich bekam ich Kopfschmerzen.
"Es tut mir leid, dass ich Sie mithinein gezogen habe." Er setzte sich, wie Ranpo zuvor, mir gegenüber. "Sie wollten bloß ein Auge auf Dazai werfen, nachdem was damals alles mit der Mafia geschehen ist. Eigentlich sollte ich es Ihnen doch danken, oder nicht?"
Verwirrt sah er mich an, konnte sich wohl nicht vorstellen weshalb ich ihm dankbar sein sollte.
"Ranpo, ich mochte ihn schon damals.
Aber erst dank Ihnen, konnte ich erst zu ihm stoßen. Auch wenn es nicht geplant war, beinahe zu sterben. Apropos, was ist eigentlich mit ihm passiert?"
Mit nachdenklicher Miene fixierte er mich. Wie immer war sein Gesicht nahezu ausdruckslos.
"Er ist im Sicherheitstrakt, wo er selbst mit seiner Fähigkeit nicht entweichen kann. Er braucht Schatten, darum ist er in einer, von Licht durchfluteten, Zelle", erklärte er mir und ich war erleichtert drum. Er würde sich mir nicht mehr nähern können.
"Tun Sie mir einen Gefallen?"
Er legte den Kopf schief, sah mich aber immer noch völlig ausdruckslos an. Dies war wohl sein Gesicht das er machte, wenn er neugierig war.
"Ich will Fyodor sehen", sagte ich, auch wenn es mir vor diesem Mann mehr grauste als vor jedem anderen. Ungläubig sah er mich an.
"Das ist..."

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt