Kapitel 13

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"Das gibt es ja wohl nicht! Kaum seid ihr zurück, liegt ihr beiden auf der faulen Haut! Habt ihr den blauen Apostel schon vergessen?"
"Ihr habt die Explosion doch verhindert!" Herzhaft gähnte ich und kuschelte meinen Kopf mehr in meine Arme, in die ich ihn gestützt hatte. Ranpo war ebenfalls müde und lag mit der Wange auf dem Tisch. Wir lagen fast Kopf an Kopf. Wenn ich meinen auf die Seite legen würde, könnte ich seine Stirn mit meinen Lippen berühren. Meine Wangen wurden warm. Warum dachte ich denn schon wieder an soetwas?
Vorhin hatte Ranpo noch genüsslich geschnarcht, doch nun war es still.
"Wie ein Ei dem anderen...", hörte ich Kunikida brummen, darauf folgten seine Schritte, die sich von uns entfernten.
"Gib mir mal die Tüte Doyle."
"Ich dachte du würdest sie vielleicht mir reichen."
Im Hintergrund konnte ich Kunikida ungläubig schnauben hören. Er verkniff sich sicher so einige Kommentare zu unserer Ähnlichkeit.
"Warum fühle ich mich bloß so erschöpft?"
"Weil du tiefenentspannt bist. Genieß es einfach!~"
Ranpo klang erfreut, aber mir gefiel diese Kraftlosigkeit überhaupt nicht. Ich war sonst nie faul, war immer sofort zur Stelle. Entweder färbte Ranpo langsam auf mich ab, oder irgendetwas stimmte ganz und gar nicht mit mir. Mein Kopf war schwer wie Blei, als ich mich langsam aufrichtete. Müde fiel ich gegen meine Stuhllehne.

"Wollte ich dich nicht eigentlich etwas fragen?"
"Kann schon sein. Was war es nur?"
Er fing an zu kichern, kriegte sich nicht mehr ein. Was war bloß los?
"Ihr seid ja seltsamer als sonst. Habt ihr Drogen genommen?"
Kenji, wie immer ein Witzbold, wobei er vielleicht gar nicht so falsch lag. Dazai rannte doch schon seit einer Weile im Büro herum, wie ein Verrückter, weil er etwas suchte.
"Bitte nicht...", seufzte ich und drehte mich auf dem Stuhl kniend um, mit den Händen auf der Stuhllehne abgestützt.
"Dazai! Wenn du einen Giftsuizid beabsichtigst, dann bring das Zeug nicht mit zur Arbeit!"
"Höre ich da richtig? Ihr habt das Zeug gegessen?", kam es erschrocken von ihm.
Ich sah, wie die Nervosität in Dazai hochkam. Verzweifelt raufte er sich die Haare, sah mich ganz verstört an.
"Du bist echt bescheuert!", versuchte ich zu schreien, aber es war mehr ein krächzen das meine Kehle verließ. Ranpo hingegen kicherte immer noch, wie ein defektes Spielzeug, dessen Lachen eigentlich erfreuen sollte, jedoch wurde es immer gruseliger.
"Wenn der so herum kichert, was ist denn dann mit dir? Hast du nichts davon gegessen?", fragte er hoffnungsvoll, aber ich schüttelte den Kopf.
"Ich habe auch etwas gegessen. Ranpo allerdings hat nicht nur ein bisschen gegessen. Ich schätze, du hast uns eine Droge und kein Gift gegeben. Deswegen fühle ich mich auch so erschöpft. Ich hatte wenig, die Nachwirkungen haben mich fast sofort eingenommen. Ranpo allerdings wird wohl noch bald die Nachwirkungen erleben und nicht mehr so fröhlich kichern."
Meine Stimme war nur noch ein leises gemurmel, ich war sicher, dass ich sogar Worte ausließ und sie nur in Gedanken sprach.

Ich kam im Behandlungszimmer wieder zu mir.
Im Bett neben mir lag Ranpo, der noch friedlich schlief. Er musste noch viel erschöpfter, als ich es war, sein.
Seine Mütze lag neben ihm und sein Cape hing über einer Stuhllehne.
Leise stand ich auf und strich ihm vorsichtig das Haar aus dem Gesicht, schließlich wollte ich ihn nicht wecken.
Er sah so anders aus, jetzt wo sein Haar nicht mehr sein Gesicht verdeckte. So erwachsen.
"Du bist ja doch ein schmucker Kerl", flüsterte ich lächelnd und zog seine Decke höher, die ihm von den Schultern gerutscht war.
Ich schloss meine Hand zu einer Faust und öffnete sie wieder, um ein Bonbon neben ihm hinzulegen.

Leise verließ ich den Raum, wusste noch gar nicht, dass Ranpo schon lange wach gewesen war.

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن