Kapitel 21

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"Sie sind also von dem Büro der bewaffneten Detektive?"
Skeptisch musterte mich mein Auftraggeber, der offenbar jemand anderen erwartet hatte.
"Sie wurden mir von Ihrem Arbeitgeber wärmstens empfohlen. Ich hoffe, dass Sie meinen Erwartungen gerecht werden."
Ein Mann, um die dreißig, in einem eleganten Anzug, stand vor mir. Er gehörte zur Oberschicht.
"Hat man Sie informiert, was Sie zu tun haben?"
Ich nickte.
"Mehr oder weniger. Ich soll für Sie etwas ersetzen", erklärte ich und ließ meinen Blick durch den Garten wandern, in dem wir uns befanden. Es erinnerte mich an Bilder aus dem Regenwald.
"So ist es. Mir gehört dieser botanische Garten, der heute eine große Anzahl an Besuchern erwartet."

Ich lief schweigend hinter ihm her, während er mit traurigen Augen den Tieren nach blickte, die entweder durch den Garten flogen oder spazierten.
Er hob einladend den Zeigefinger, auf den sich ein Azurfalter setzte und eine Pause vom Fliegen einlegte.
"Durch eine Krankheit sind einige meiner edlen Vögel gestorben, die unsere Haupteinnahmequelle sind. Die Besucher kommen hauptsächlich für die Flugshow." War ihm das Geld so viel wichtiger als die Tiere?
Ich wurde immer unzuversichtlicher,
wollte so jemandem nicht gern helfen. "Auch wenn es so scheint, als läge mir das Geld mehr am Herzen als das Leben meiner Tiere, ist dem nicht so. Sie liegen mir alle am Herzen", erklärte er und senkte seine Stimme.

"Ich habe schon früh angefangen, alles über Pflanzen und Tiere zu lernen. In der heutigen Zeit ist es immer wichtiger geworden, die Artenvielfalt zu schützen, verstehen Sie? Ich dachte, wenn ich die Schönheit der Natur mit den anderen teilen würde, hätte dies eine positive Auswirkung auf die Erde."
Ein trauriger Ton lag in seiner Stimme. Es tat ihm offenbar doch sehr um das Leben seiner Tiere leid.
"Es hat mein Herz mit Freude erfüllt, als ich in die Gesichter der glücklichen Zuschauer sah. Besonders den Kindern gefällt die Show, darum muss sie heute unbedingt stattfinden!"
Ertappt sah ich zur Seite, als er sich zu mir umdrehte und den Spazierstock in den Kies stampfte.

"Ich soll also ihren Vogelschwarm projizieren?", fragte ich noch einmal nach und bekam ein bestätigendes Nicken.
"Können Sie das denn? Mir wurde nicht gesagt, was Ihre Fähigkeit ist."
Ich lächelte und sah einem Eichhörnchen dabei zu, wie es einen Baum hochkletterte. "Überlassen Sie das ganze einfach mir. Können Sie mich zu den verbliebenen Vögeln bringen?"
Der Herr wandte sich um und führte mich, ohne ein weiteres Wort, zu den großen Käfigen. Es waren vielleicht gerade mal zwanzig Vögel in dem riesigen Käfig.
Es waren jede Menge Sitzgelegenheiten aufgestellt, darunter auch echte Bäume und Pflanzen, die vom Käfig herunter hingen. Sie dienten offensichtlich nur der Beschäftigung.
"Wie viele Vögel waren es?"
Ich steckte meinen Zeigefinger durch das Gitter, als mich einer der Vögel neugierig ansah und näher gekommen war. Er schnappte, wie ich erwartet hatte, nach meinem Finger.
"Es waren um die zweihundert. So genau weiß ich es nicht, da sie sich vermehrt haben. Sagen Sie mir: Sie schaffen es doch, oder?"
Ich grinste schief als ich ihn von der Seite ansah.
"Vertrauen Sie mir. Nichts kann ich besser." Er schloss für einen Moment seine Augen und nickte ernst.
"Ich stecke meinen letzten Hoffnungsschimmer in Sie. Machen Sie meinem Garten keine Schande."
Mit diesen Worten zog er sich zurück, während ich mir die Tiere etwas genauer ansah.
Es handelte sich um drei verschiedene Papageienarten. Da wäre das Blaugenick, ein kleiner Sperlingspapagei. Sie waren gerade mal so groß wie meine Hand. Dann sind da noch blaue Aras und einige Wellensittiche. Sie waren alle in drei verschiedenen Käfigen untergebracht, die nicht direkt nebeneinander standen.
"Das wird wohl doch etwas dauern." Nachdenklich sah ich auf die Uhr meines Handys. Ich hatte noch drei Stunden Zeit, um knapp zweihundert Vögel erscheinen zu lassen. Ich seufzte und fing bei den Sperlingen an. Einen nach dem anderen ließ ich sie entstehen. Dies machte ich auch mit den anderen Vögeln.

Gerade als ich fertig wurde, kam der Direktor auf mich zu, ich hörte es am Klang seines Gehstocks, der immer wieder in den Kies stampfte.
"Wie weit sind Sie?", fragte er, schon von weitem.
"Es müssten nun um die zweihundert Vögel sein. Mehr war mir leider in der kurzen Zeit nicht möglich. Sie sind echte, lebendige Wesen, also füttern Sie die Tiere vor der Show besser noch."
Überrascht kam er die letzten Schritte schneller auf mich zu und sah sich mein Werk an. Die Tiere flogen munter durch den Käfig, krächzten und zwitscherten. "Wie ist das möglich?", fragte er atemlos und streckte einen Finger durch das Gitter. Es dauerte nicht lange, bis sich einer der, von mir erschaffenen Sperlinge, auf seinen Finger setzte und zu trällern begann.
"Meine Fähigkeit 'Das Leben in all seinen Farben', erlaubt es mir, Illusionen zu erzeugen, oder reale Bilder. Diese Vögel werden nicht alt, wie die echten Exemplare, aber es verschafft Ihnen etwas Zeit neue zu züchten."

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Kde žijí příběhy. Začni objevovat