Kapitel 8

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"Wie alt bist du eigentlich, Ranpo?"
Es ist bereits zwei Wochen her, seit sie in dem Büro der bewaffneten Detektive arbeitete. Sie durfte bereits einige der Eigenarten des Schwarzhaarigen kennenlernen.
Zum Beispiel, dass er sich immer vor Arbeit drückte, die nicht seine Intelligenz erforderte.
Erst am Vortag hatte sie ihn gesucht und in seinem Schließfach gefunden.
Eine Welle Süßigkeiten fiel ihr dabei entgegen und unter dem Berg an Snacks kam auch der Detektiv zum Vorschein.
Doch anstatt sich an die Arbeit zu machen, hatte er alles zusammen geklaubt und die Tür vom Schrank wieder zu gemacht.
Laut hatte er weiter geknabbert.
"Ich bin Sechsundzwanzig, auch wenn ich vielleicht älter aussehe!", lächelte er und biss von seinem Sesamring ab, den er mit Schokolade überzogen und mit Streuseln verziert hat.
Sie hatte es für einen großen Donut gehalten, bis sie den Sesam auf seinem Schreibtisch bemerkt hat.
"Ehrlich gesagt, habe ich dich für Sechzehn gehalten."
Irritiert und beleidigt sah er sie an.
"Nun, ich habe durchaus etwas jugendliches, nicht?", fand er dann doch irgendwo ein Kompliment, in ihren Worten und strich sich schmeichelnd über das Kinn. Dabei verschmierte er sich die Schokolade.
"Du bist schon sehr besonders", sagte sie wenig freundlich und zog die Augenbraue hoch.
"Vielen Dank!"
Sie gab auf.
In allem verstand er doch nur ein Kompliment.
"Du solltest dich waschen gehen. In deinem ganzen Gesicht ist Schokolade verteilt."
"Ich sitze hier aber doch gerade so gemütlich!"
Ihre Augen musterten ihn.
Er saß seit einer Stunde, mit angezogenen Beinen, da. Seine Gelenke müssten inzwischen ziemlich schmerzen, oder sich zumindest unangenehm anfühlen.
"Sag doch einfach, dass dir die Beine weh tun."
Doyle hatte ein fieses Lächeln auf den Lippen, als sie aufstand und den Stuhl nach vorne kippte. Der Detektiv stieß einen Schrei aus.
"Irgendwann hättest du sowieso aufstehen müssen. Je länger du so sitzt, umso schlimmer wird es."
"Jeder hier zollt mir bedingungslosen Respekt, außer dir! Du triezt mich doch, seit du hier angefangen hast!"
Die Grünhaarige war perplex.
Er drehte die ganze Situation um!
"Du bringst mich doch ständig in unangenehme Situationen, nur um meinen Intellekt zu prüfen! Ich bin doch kein Zirkustier, das brav Kunststückchen macht! Ich bin doch hier kein Unterhaltungsprogramm!"

"Aber, Aber! Streitet ihr schon wieder? Was ist es denn dieses Mal?", fragte Dazai interessiert und stellte sich zwischen die Fronten, damit niemand auf die Idee kam, auf den jeweils anderen los zu gehen. Wobei man dies mehr von Doyle erwarten konnte.
"Ihr seit wie zwei Kinder, die ihre Zuneigung mit Streitereien und Geplänkel zeigen."
"Ich hör wohl nicht recht! Willst du dich auch noch mit mir streiten?", knurrte sie und sah den Suizidfanatiker warnend an. "Was wolltest du überhaupt?", fragte sie dann und sah hinter ihn, wo Atsushi abwartend zu ihnen sah.
"Nur einen Mord verhindern. Atsushi und ich waren auf dem Weg zu einem Auftrag", erklärte er. Sein Gesicht strahlte, als ihm eine Idee kam.
"Vergesst nicht, wenn ihr zu laut seid, beschweren sich die Nachbarn und dann bekommt ihr beide Ärger. Bevor das hier wie beim letzten Mal ausartet, willst du nicht mitkommen? Wir bräuchten noch ein Maskottchen!", witzelte er über ihre geringe Größe und überspannte damit den Bogen.
"Dann habe ich ja nichts mehr zum lachen. Kommt nicht infrage. Ihr könnt alleine gehen!", äußerte sich Ranpo dazu und schob seinen Kollegen durch die Tür. Er jedoch lachte nur blöd.
"Ich bin wirklich sein Unterhaltungsprogramm", seufzte Doyle bedrückt und bekam einen mitleidigen Blick von dem weißhaarigen. "Du darfst ihm das nicht übel nehmen. Ranpo ist einfach so. Mit etwas Geduld, versteht ihr euch sicher besser", sagte er und hob zum Abschied die Hand.

Als Ranpo wieder zur Tür hereinkam, nahm sich Doyle ihr Notizbuch zur Hand und lief an ihm vorbei.
"Du wirst dich wohl allein beschäftigen müssen. Ich mache jetzt Mittagspause!", sagte sie vergnügt und zog sich aufs Dach zurück. Dies war einer von Dazais Lieblingsplätzen, um sich zu drücken und zu faulenzen. Vom Dach aus hatte man eine gute Aussicht auf die Stadt. Auf der Hauptstraße konnte sie Dazai erkennen, der langsam hinter Atsushi her trottete. Er war in Sachen Faulheit nicht zu übertreffen. Ganz zu schweigen von seiner Kunst der Prokastination.
Lächelnd schlug sie ihr Notizbuch auf und wollte ihre Notizen durchsehen.
"Die ideale Frau..." Im stillen las sie weiter, obwohl sie erkannte, dass es sich nicht um ihr Notizbuch handelte.
"Kunikidas Geschmack ist grotesk..."
Sie schauderte und schlug es zu.
"Wie soll ich das aus meinem Gedächtnis löschen?"
Sie bereute es, weiter gelesen zu haben und robbte sich von der kleinen Plattform runter und ging zurück ins Büro. In der Eingangstür stieß sie mit der gesuchten Person zusammen. Seine Brille reflektierte das Licht, sie konnte nicht sehen, mit welchem Ausdruck er sie bedachte. Sicher war, dass er unzufrieden war.
"Wir haben irgendwie unsere Notizbücher vertauscht. Sicher sind wir uns einig, dass wir nicht über den Inhalt reden werden", sagte der blonde und schob seine Brille zurecht, obwohl sie sich kein Stück bewegt hatte. Schweigend übergab sie ihm sein Buch und nahm dafür ihr eigenes entgegen. Ohne ein weiteres Wort lief er an ihr vorbei, während sich ihr Gesicht langsam rot färbte und sie sich das Gesicht mit ihrem Notizbuch verdeckte.
"Du bist schnell aus deiner Pause zurück. Hast du so schnell gegessen?"

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora