Kapitel 10

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„Doyle!“, entfuhr es Ranpo überrascht, als besagte vor ihm im Büro anwesend war.
„Heute wirst du dich nicht beschweren können.“ Sie lächelte stolz, während sie in ihrem Notizbuch umblätterte und auf einer leeren Seite weiterschrieb.
„Gewiss eher zum Lob. Du siehst fit aus. Ist etwas gutes passiert?“, fragte er neugierig und setzte sich auf ihren Schreibtisch. „Ich habe jemanden kennen gelernt. Wir treffen uns heute wieder“, sagte sie verlegen und strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, die ihr ins Gesicht gefallen war.
„Du…?“,er brach noch am Anfang des Satzes ab.
„Ist dieser Gedanke so unwirklich?“, fragte sie beleidigt. In ihrem kurzen Leben war sie nie besonders interessant für die Männerwelt gewesen, vielmehr hatte sie den Beschützerinstinkt bei ihnen geweckt. Sie war kurz davor Komplexe diesbezüglich zu entwickeln. Der Schwarzhaarige senkte leicht den Kopf, als Doyle seinen Blick suchte. „Natürlich nicht. Herzlichen Glückwunsch.“
Doyle bemerkte gar nicht, wie sehr ihn das aus der Fassung brachte. Er war es mehr von Dazai gewohnt, der hin und wieder mal eine Affäre hatte, nicht von den anderen.
„Stimmt etwas nicht?“
„Ich bin bloß etwas hungrig“, erwiderte er zerknirscht. Sie dachte sich nichts weiter dabei, hob bloß die Schultern.


*******Nach der Arbeit*******

Als es Zeit war, zu gehen, räumte Doyle ihren Arbeitsplatz auf, schob den Stuhl an den Tisch und nahm sich ihre Sachen, bereit zum gehen.
„Hey, Yanagi. Bist du verabredet?“ Atsushi hatte sie schon den ganzen Tag hin und wieder gemustert, schien zu überlegen. Die letzten Wochen kam sie immer in legerer Kleidung, während sie heute jedoch eine Bluse trug, dazu einen Taillenrock, in den sie ihre Bluse gesteckt hatte. Eine verspieltere Version von dem was Yosano täglich trug.
„Gibt es noch Arbeit?“
Der Junge schüttelte den Kopf.
Sein Blick wanderte zu Ranpo, der nicht so zufrieden mit der Sache wirkte.
„Bis morgen dann“, verabschiedete sich Doyle verunsichert und verließ, irritiert den Kopf schüttelnd, das Büro.
„Stimmt etwas nicht? Stört es dich, dass sie ausgeht?“, fragte der Weißhaarige, sobald Doyle weg war. Angesprochener wandte sich um. Er sah ernst aus. „Warum sollte es mich stören? Ich bin eher besorgt. Doyle ist naiv. Wer weiß, was für einen sie sich anlacht?“
„Schlimmer als der, der sie umbringen wollte, kann er schlecht sein.“ Atsushi folgte Ranpo, der zur Fensterfront hinüber lief und Doyle beobachtete, die mit einem ihm fremden Mann sprach. „Du siehst so anders aus…“, merkte Atsushi an, dem nicht entgangen war, dass der Detektiv plötzlich Feuer und Flamme war. „Lust auf ein bisschen Detektiv zu spielen?“
„Eigentlich nicht…“
Obwohl ihm der Waise widersprach, zog Ranpo ihn trotzdem mit sich. Irgendwer musste ihn ja später nach Hause bringen und Kenji war für ein paar Tage nicht da. In den letzten Tagen wurde er ja ständig von Doyle begleitet, da war es nicht schlimm wenn einer fehlte.
„Das kannst du unmöglich machen!“
„Shhht!“
Die beiden waren dem Pärchen gefolgt. Atsushi behagte die Sache natürlich überhaupt nicht. Es war immerhin Doyles Privatleben, in das er sich nicht einmischen wollte. Ganz im Gegensatz zu Ranpo, der die beiden aufmerksam beobachtete. Jedes Lachen schien ihn ein Stückchen mehr aufzuregen. Doyle saß mit einem blonden Mann auf einer Parkbank, die vor einem Teich platziert worden war. Die beiden Jungs beobachteten sie von Büschen aus, die hinter ihnen lagen.
„Das ist nicht richtig!“, gab der Junge kleinlaut von sich und erntete einen strengen Blick.
„Als ihr Vorgesetzter muss ich sicher gehen, dass es ihr gut geht.“
„Ich finde, ihr geht es prima“, nuschelte Atsushi und hatte sich bereits abgewandt. „Das wird sich noch zeigen. Bis jetzt weiß ich schon, dass der Typ einen Drang zur Perfektion hat. Allerdings raucht er. Kein gutes Zeichen.“
„Wieso das denn?“, fragte Atsushi verwirrt und konnte darin keinen Widerspruch sehen, oder Auffälligkeiten. „Doyle kann Raucher nicht ab. Das wird sie unglücklich machen.“
„Sie wäre noch trauriger, wenn sie wüsste, dass du ihr nicht vertraust, auf sich selbst, aufzupassen.“
Ranpo blendete ihn bereits aus. Er wusste besser als Atsushi über die Menschen bescheid. Seiner Ultradeduktion entging nichts.




All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Where stories live. Discover now