Kapitel 3

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,,Sie sind wunderschön", sagte der braunhaarige Selbstmordfanatiker mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Doyle sah ihn nur nachdenklich an, während sie sich aufrichtete.
,,Es bricht mir das Herz, eine so schöne Frau in Angst zu sehen!"
Ihre Augenbrauen schoben sich zusammen. Skeptisch musterte sie ihn vom Kopf bis zu den Beinen, die hinter dem Tisch verschwanden.
>>Warum haben immer die gutaussehenden einen Knall?<<, fragte sie sich und schüttelte sich, als er sich vorbeugte und nach einer ihrer Hände griff. Die andere legte er mit Krokodilstränen in den Augen an seine Brust.
,,Dazai! Hör auf, meine Kundin zu erschrecken!", sagte Ranpo und stemmte die Hände in die Hüften.
Er war sichtlich wütend, auch wenn er dabei aussah wie ein kleiner, süßer, wütender Hund.
,,Ich habe keine Angst. Ich fühle nur Ekel", sagte sie lächelnd und schüttelte die Hand des Verrückten ab.
,,Wolltest du etwas Bestimmtes?", fragte sie und wollte ihn offensichtlich schnell loswerden.
,,Oh, wir sind schon beim 'Du'?", fragte er begeistert und hielt sich die Hände an die Wangen, die sich leicht gerötet hatten.
,,Eigentlich wollte ich nur ein wenig auf dich aufpassen, da nicht klar ist, wie der Verfolger auftaucht."
,,Da irrst du dich. Ich weiß schon, wie der Täter auftaucht, ohne dass sie ihn kommen sieht oder hört."
Verwirrt blickte sie zwischen den beiden hin und her. Natürlich wusste sie bereits, wie ihr Verfolger auftauchen und wieder verschwinden konnte, aber dieses Detail hatte sie ausgelassen.
>>Ist er wirklich so fix?<<
,,Ich sehe, dass du Zweifel hast. Ich werde sie zerstreuen", grinste der Detektiv und setzte seine Brille auf. Seine grünen Augen funkelten wie zwei leuchtende Smaragde.
>>Er hat wirklich einzigartige Augen<<, dachte sie und starrte ihn wie gebannt an. Frech hob er den Zeigefinger, um seine Worte zu unterstreichen.
,,Du sagtest, dass der Täter nur im Dunkeln auftaucht. Was bedeutet das?"
Ihre Augen weiteten sich.
,,Eine Fähigkeit", stellte sie das Offensichtliche fest.
,,Eine kluge Frau. Genau. Der Täter ist ein Begabter, aber im Gegensatz zu uns setzt er seine Fähigkeit für das Böse ein."
,,Er wandelt im Schatten. Ich werde nie sicher sein!"
Er schüttelte den Kopf und deutete auf Dazai, der bereits wie ein Honigkuchenpferd grinste.
,,Wir haben einen Kollegen, der Fähigkeiten deaktivieren kann. Ich habe den Anruf zurückverfolgen lassen, aber das Ergebnis ist enttäuschend. Der Täter hat es geschafft, das Signal zu zerstreuen, wir können nicht feststellen, woher es kam."
Enttäuscht sank Doyle wieder in ihren Sitz zurück. Sie hatte gehofft, vielleicht doch noch heute nach Hause zu kommen. Aber man durfte sich nicht zu früh freuen.
,,Wir werden dem Täter auflauern. Das heißt, du gehst heute nach Hause. Wir bleiben in der Nähe und passen auf dich auf."
,,Warum sollte ich mein Leben in die Hände von Fremden legen?"
Ihre Stimmung war auf den Nullpunkt gesunken. Sie ballte die Hände zu Fäusten, ihre Gesichtszüge verzerrten sich, nahmen einen verzweifelten Ausdruck an. Sie wollte ihn einfach nur fassen, ohne dabei wohl möglich zu sterben.
,,Du vertraust mir doch."
Er ging in die Hocke und streckte ihr lächelnd die Hand entgegen.
,,Meine Kollegen haben vielleicht nicht so einen perfekten Verstand wie ich, aber wenn es darum geht, Leben zu retten, haben sie es in sich."
,,Ranpo! Solche Worte aus deinem Mund!", ertönte Dazais Stimme leise im Hintergrund. Doyles Wangen erhitzten leicht, als sie Ranpos sanften Blick sah, der ihr gleichzeitig Zuversicht gab.
,,Ich habe eine Bitte."
Er neigte den Kopf.
Noch während sie sprach, legte sie ihre Hand in seine und die andere auf seinen Handrücken.
,,Lass mich nicht sterben."
Sein Gesicht bekam einen erstaunten Ausdruck. Dann lächelte er noch zuversichtlicher und streckte ihr den Daumen entgegen.
,,Wenn's für mich gut ist, dann ist alles gut! Also verlass dich ganz auf mich!"
Sie lachte in sich hinein.
Noch nie hatte sie sowas gehört.
Ihre Nervosität löste sich in Luft auf.

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Where stories live. Discover now