Kapitel 16

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Pov. Doyle :

Ich war überrascht, als Ranpo plötzlich vor meiner Tür in Ogawa stand. Anfangs war ich auch verärgert gewesen. Dennoch war ich froh, dass er bei mir war, auch wenn zwischen uns nicht viele Worte gefallen waren. Er musste gemerkt haben, dass mir nicht nach reden war. Ich war erleichtert, als er am nächsten Tag zurück nach Yokohama fuhr und ich mich voll auf mich und den Grund für meinen Urlaub konzentrieren konnte.

Der Jetlag, mit dem ich dann aber am Donnerstag zurück ins Büro kam, war alles andere als angenehm. Ich war noch ganz müde von der Zugfahrt, als ich zur Tür herein kam und fast einen Blumentopf gegen den Kopf bekommen habe.
"Geht's noch? Du kannst doch nicht mit sowas werfen!", schrie ich Kunikida an, der zur Statue erstarrt war, so wie Dazai, der erschrocken drein blickte.
Versuchten die gerade etwa die Dinosaurier Taktik? Ganz nach dem Motto: Wenn du dich nicht bewegst, dann sieht man dich nicht?
Ich kam gerade erst aus dem Urlaub und könnte bereits den nächsten vertragen.
"Wie war dein Urlaub, Yanagi?", fragte mich Atsushi von der Seite. Wenigstens einer, der sich freute mich zu sehen.
"Kurz. Wo ist Ranpo?"
Er riss für einen Moment die Augen auf, dann lächelte er und zeigte zum Pausenraum.
"Wenn er wieder im Spind ist, kann ich warten", sagte ich, bereits ablehnend und hob abwehrend die Hand. Nie wieder würde ich seinen Spind öffnen, soviel stand fest.
"Ehrlich gesagt schläft er", flüsterte er mir zu und zwinkerte. Sofort musste ich grinsen. "Guter Junge!", sagte ich lächelnd und lief an ihm vorbei, während ich mir schadenfroh die Hände rieb.

Leise öffnete ich die Tür zum Pausenraum, wo mir zuerst nur die Schließfächer ins Auge fielen. Als ich meinen Blick durch den Raum wandern ließ sah ich Ranpo, der mit dem Stuhl gegen die Wand gelehnt und in den Nacken gelegten Kopf schlief.
"In welcher Welt ist das gemütlich?", flüsterte ich und trat näher an meinen Partner heran. Mir kam auch schon die perfekte Idee, ihm einen kurzen Schrecken einzujagen.
Ich schloss schnell die Tür zum Pausenraum ab und ließ den Raum, mit meiner Fähigkeit, in Flammen stehen.
Es waren einfache Trugbilder, die keinerlei Schäden anrichten konnten.
"Ranpo! Wach auf! Es brennt!", schrie ich, gespielt, panisch und rüttelte an ihm. Erschrocken sah er sich um und zog mich hinter sich her, nachdem er aufgestanden war. Er ging keine drei Schritte, da blieb er verwundert stehen und sah mich schmollend an.
"Ja ja, der Streich war gut. Du kannst es auflösen."
Keine Sekunde später waren die roten Flammen um uns herum verschwunden.

"Du bist besser geworden, wie ich sehe. Du siehst erholt aus, dass freut mich zu sehen", sagte er erleichtert und lief noch im selben Moment an mir vorbei. Zu gern hätte ich ihn in die Arme genommen. Nur einen kurzen Augenblick, der mir Gold wert gewesen wäre.
Nun hatte er wohl keine Ausrede mehr, die Arbeit, zu schwänzen. Ob es wohl ein paar neue Fälle gab? Ich folgte Ranpo zu seinem Schreibtisch, auf dem nur sein ganzer Süßkram verteilt lag. Es war ein Wunder, dass noch keine Ameisen vorbei schauten.
"Du brauchst dich nicht bemühen. Es gibt keinen Mord für uns. Es ist, als wäre die Polizei plötzlich nicht mehr allzu nutzlos", erklärte er mir, als ich ihn abwartend anstarrte.
"Hast du es schon mit Aufträgen von den anderen versucht?"
Verwerfend hob er die Hand und warf seinen Kollegen nur geringschätzige Blicke zu.
"Mit solchen Aufgaben schlage ich mich nicht herum. Das überlasse ich den anderen. Wer es nicht im Kopf hat, der hat es in der Kraft."
Von wem sollte dieser Spruch denn sein?
Über Ranpo konnte ich auch nur den Kopf schütteln.
"Was soll ich machen?"
Ranpo warf einen Blick durch das Büro, hob dann aber planlos die Schultern.
>>Darauf wäre ich auch gekommen<<, dachte ich frustriert und stützte mich, mit beiden Händen, auf Ranpos Schreibtisch ab.
"Mag sein, dass dich jeder hier respektiert, aber krieg endlich deinen Hintern hoch! Nur weil du keine ungelösten Morde hast, bedeutet es nicht, dass es keine Arbeit gibt."
Ich konnte die Sekretärinnen tuscheln hören. Anscheinend gefiel es ihnen nicht, so wie ich mit Ranpo sprach. Ranpo war hier schließlich der Liebling.
Lustlos hatte der Detektiv die Beine auf den Tisch gelegt und warf mir einen verständnislosen Blick zu.

"Wenn dir langweilig ist, kannst du den anderen helfen. Ich bleibe bei dem, wofür ich angestellt wurde."
Nun war ich es, die ihren Kollegen nicht verstehen konnte. War er schlecht gelaunt?
"Wenn das so ist", sagte ich und kehrte ihm meinen Rücken zu. Mein Blick ging suchend durchs Büro. Dazai und Atsushi waren nicht da. Was Kenji so machte, war mir schleierhaft.
Naomi war nur eine Aushilfe.
Dann fiel mein Blick auf Kunikida, der eifrig auf seiner Tastatur herum tippte. Er sah aus, als würde er gleich noch wohin gehen.
"Kunikida, hast du einen Auftrag, bei dem ich dir helfen kann?", fragte ich etwas lauter, da ich noch auf dem Weg zu ihm war. Er machte sich nicht die Mühe, mich eines Blickes zu würdigen, als er mir antwortete.
"Ja, ich muss gleich los. Wenn du nichts zu tun hast, kannst du mich begleiten", erriet er schnell, worauf ich hinaus wollte. Ich wartete, bis Kunikida fertig mit seiner Arbeit am Computer war und verfolgte ihn mit meinen Augen, als er endlich aufstand und an mir vorbeilief.
Dann blieb er plötzlich stehen, fasste sich an seine Brille und sah zu mir.
"Hast du mit Ranpo Streit?"
Verwirrt sah ich an Kunikida vorbei, zu Ranpo, der mich nicht aus den Augen ließ. Seine Augen schienen mich erdolchen zu wollen. "Kümmere dich nicht darum. Er hat wohl schlechte Laune", antwortete ich und folgte Kunikida. Ich schämte mich nicht für die Schadenfreude, die ich durch Ranpos Ärger empfand.

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Where stories live. Discover now