Kapitel 26

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"Herrschaften! Es gibt wieder Arbeit! Na, wer hätte denn gern den Auftrag?", freute sich Atsushi und stellte sich vor den vierer Platz. Ich hatte die Sachen zusammen gestellt und ihm übergeben. Dies war auf dem Weg ins Café, bevor ich wusste das Atsushi auf dem Weg dorthin war.
Unsere Kollegen saßen deprimiert am Tisch. Drei von ihnen haben ihre Köpfe sogar auf diesem abgelegt.
Von allen kam nur, dass sie passen würden.
"Was ist das hier für eine Stimmung?", fragte ich verwundert. Jetzt, wo es endlich wieder etwas zu tun gab, rührte sich nicht einmal Ranpo.
"Bestimmt eine Nachwirkung...", murmelte Tanizaki, der links von Dazai saß.
"Ganz sicher sogar", stimmte ihm Ranpo, der gegenüber von Dazai saß, genauso lustlos zu.
"Ganz sicher sogar", führte Yosano die Reihe von nutzlosen Kommentaren weiter. Atsushi war verwirrt, so wie ich.
Vor ein paar Tagen war noch alles in Ordnung und nun waren sie alle schlecht gelaunt.
"Burnout Syndrom", brummte Dazai, als Atsushi die Nachwirkung hinterfragte.
"Der Krieg, mit der Gilde, war mit Abstand das härteste, seit unserer Gründung. Es war wirklich ein riesiges Glück, dass wir den Absturz von Moby Dick auf Yokohama verhindern konnten", erklärte der Mann im beigen Mantel.
Atsushi lächelte.
"Und außerdem... bist du dadurch auch noch zu einer Berühmtheit geworden", fügte Dazai hinzu und zeigte die Zeitung des Tages, auf deren Titelseite ein heldenhaftes Foto von Atsushi abgebildet war.
Der Junge wurde rot um die Nase.
"Oh, dass war ganz bestimmt nicht meine Absicht", erwiderte er verlegen.

"Nagut, berühmt zu sein hat nämlich ganz erhebliche negative Nachwirkungen, weißt du?"
Atsushi, der sich zuvor über den Stuhl an der außen Kante gebeugt hatte, richtete sich, verwirrt blinzelnd auf.
Dann fiel ihm auf, dass Kunikida nicht bei dem demotivierten Vierergespann war. "Oh, Kunikida? Der ist oben", erklärte ihm Dazai und zeigte lächelnd mit dem Finger zur Decke. "Im Gegensatz zu uns, hat ihn die Sache offenbar beflügelt", schmunzelte er.
Die Anderen, bis auf Tanizaki, richteten sich auch endlich auf.
"Noch einen Kaffee bitte", fragte Dazai, mit charmantem Lächeln, die schwarzhaarige Bedienung.
"Ja, sehr gern!"
"Für mich Curry Reis. Ganz mild!", bestellte Ranpo und wirkte wieder etwas munterer. "Und für dich Doyle?", fragte er lächelnd. Ich dachte eigentlich, dass er mich nicht einmal bemerkt hätte. "Curry klingt gut. Für mich aber extra scharf." Ranpo öffnete überrascht die Augen.
Im Gegensatz zu ihm mochte ich süßes und scharfes, natürlich nicht gemischt.
Ich setzte mich auf den Stuhl an der Außenkante, zwischen Dazai und Ranpo.

Yosano die sich, mit zusammen gekniffenen Augen, an die Stirn fasste, bestellte das gleiche wie Dazai.
"Haben sie etwa einen Kater?", fragte die Bedienung. Atsushi hinter mir lächelte nervös.
"Tut mir leid, dass wir dir lästig fallen", entschuldigte er sich.
"Nicht doch. Lästig ist nur, dass Herr Dazai immer anschreiben lässt und nie bezahlt." Dann beugte sie sich zu dem Braunhaarigen hinunter, mit einem süßen Lächeln. "Wissen Sie was? Bevor Sie sterben, sollten Sie lieber eine Lebensversicherung abschließen."
Dazai brach der Schweiß aus.
"Oh, was für eine Lebenskraft! Du bist wirklich eine faszinierende Frau", sagte er nervös. Atsushi lächelte, bis ihm etwas weiteres einfiel.
"Übrigens, wir haben eine Mitteilung der Militärpolizei."
Ranpo trank von seinem Saft, während er Atsushi aufmerksam zuhörte.

"Nach dem Zusammenbruch der Gilde, suchen ausländische Verbrecher Organisationen nach ihrem Erbe."
Ranpo richtete den Kopf wieder nach vorn. "Ach, dass sind doch nur unbedeutende Leute."
"Aber gestern habe ich noch jemanden gesehen, der mal Mitglied der Gilde gewesen ist. Ich habe sie gleich wieder aus den Augen verloren, aber sie trug eine metallene Box in den Armen", sagte er nachdenklich.
"Ich hoffe bloß, dass sie nicht auch mit so einer Verbrecherbande zusammenarbeitet und aus Rache hier eine Bombe legen will." Er senkte den Kopf. Schweiß hing ihm im Gesicht.
"Aber dann wäre ja auch dieses Café gefährdet", beteiligte sich die Bedienung an der Unterhaltung. Derweil goss der alte Mann, hinter dem Tresen, Kaffee auf. Ihm gehörte dieses Lokal.
Seine Methode war altmodisch, aber sein Kaffee schmeckte perfekt, auch wenn ich nur den Eiskaffee trank.

"Gefahr hat den gleichen bitteren Geschmack, wie Kaffee. Wer darauf gefasst ist begreift es als einen Teil seines Aromas", sagte der alte Mann. Weise Worte, die nur von jemandem kommen konnten, der schon länger unter den Lebenden weilte.
"Gut gesagt Meister!", lobte ihn Tanizaki, der auch endlich wieder motivierter wirkte. "Dreißig Jahre Kaffeeerfahrung."
"Ein Mann, der den Duft des Kaffees selbst mit Eifer nicht von den Händen waschen kann!", schmunzelte Ranpo.
"Worauf könnte ich auch sonst stolz sein?", fragte der Barista und schwenkte die Kanne mit heißem Wasser vorsichtig über den Filter der Kaffeekanne.

"Wie kommt es eigentlich, dass du so gute Laune hast Doyle?", fragte mich Dazai, als ich lächelnd mein Curry löffelte.
Die Schärfe hatte sich bereits in meinem Mund verteilt und war doch fieser, als ich erwartet hatte. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu grinsen.
"Ich habe gewonnen."
Die fünf sahen mich fragend an, während ich mir mit einer Serviette die Lippen abtupfte. Sie mussten inzwischen ganz rot sein.
"Ah! Bei dem Gewinmspiel?", fragte Tanizaki erleuchtet. Mit leuchtenden Augen gab ich ihm ein Daumen hoch.
"Ich habe noch nie irgendwo gewonnen. Das muss ein Zeichen sein! Es muss etwas gutes passieren!", freute ich mich und wühlte in der Tasche meines braunen Blazers, den ich über eine schwarze Weste, zusammen mit einer kurzen braunen, karierten Hose angezogen habe. Ranpos Stil färbte allmählich auf mich ab.

"Da!"
Stolz zeigte ich Ihnen meinen Gewinn.
"Ein Gutschein für die heißen Quellen?" Dazai machte große Augen.
Ich nickte glücklich.
Beim letzten Mal hatte ich leider keine Zeit gehabt, doch so konnte ich mir frei nehmen. "Und mit wem gehst du hin?
Der ist für zwei Personen."
An seinen leuchtenden Augen sah ich seine Hoffnung darauf, dass er vielleicht derjenige sein würde, den ich mitnahm. "Ich werde selbstverständlich mitgehen! Hast du vergessen, als wir vor ein paar Wochen bei diesem Fall in der Quellgegend waren?" Tatsächlich habe ich das vergessen, bis ich diese Tickets gewonnen habe, aber das war Nebensache.

Ranpo sah mich, mit geschlossenen Augen an, trotzdem merkte ich ihm seine Ernsthaftigkeit an. Mit wem würde ich auch lieber fahren wollen, als mit ihm?
"Sag mal, was hast du da eigentlich an?", wechselte Atsushi das Thema und musterte mich nachdenklich.
"Ach, das..."
"Ich finde Doyle sieht hinreißend in diesem Englischen Look aus", kicherte Dazai, mit einem seltsamen Unterton.
"Wie wäre es, wenn du einfach gehst und mich essen lässt?"
"Eine gute Idee!", stimmte mir Yosano zu, die sich an Ranpo vorbei quetschte und den Braunhaarigen hinter sich her zog.
"Aber mein Kaffee!"
"Wartet, ich komme mit!", rief Tanizaki schnell und folgte den beiden.
"Ich gehe dann besser auch mal", kam es dem grauhaarigen Atsushi nervös über die Lippen und folgte unseren Kollegen eilig. Ich seufzte und setzte mich schließlich gegenüber von Ranpo, der unbekümmert sein Curry aß.

"Wieso habe ich das Gefühl, dass unsere Freunde uns immer allein lassen wollen? Jedes Mal haben sie es plötzlich ganz eilig!" Sauer löffelte ich mein, viel zu scharfes Curry.
"Es sind deine Freunde. Für mich sind sie nur Kollegen." Kopfschüttelnd leerte ich meinen Teller und lehnte mich für einen Moment zurück. Ranpo aß noch, schien sich etwas mehr Zeit zu lassen.
"Lass uns bald zu den Quellen gehen. Nach der Aufregung tut uns das sicher gut." Langsam öffnete der Detektiv seine grünen Augen und sah mich für einen Moment überlegend an.
"Warum gehen wir nicht alle zusammen?"
Ich blinzelte ihn verwundert an.
Er war doch sonst niemand, der für die ganze Gruppe einstand.
"Fukuzawa sieht tatsächlich so aus, als würde er dagegen nichts haben. Vielleicht liegt es auch an seiner Kleidung", murmelte ich und tippte mir ans Kinn, während ich weiter darüber nachdachte. "Ihre Pause ist seit fünf Minuten zu Ende", kam es dann von der Bedienung und ließ mich zusammen zucken.
"Kunikida macht uns die Hölle heiß!"

All I see is you (Bungou stray dogs FF Ranpo)Where stories live. Discover now