Kapitel 37 - Cross my Memories

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Dem Mondkalb ging es gut. Zahlreiche Prellungen, ein zerschmettertes Bein und innere Blutungen, verursacht durch die Zersplitterung des Knochens. So hatte die Diagnose gelautet. Abgesehen von dem Schock, den es davongetragen hatte. Nicht gerade der Anfang einer Geschichte mit Happy End, nicht wahr? Aber es war über den Berg. Amos Diggory hatte noch in derselben Nacht einen befreundeten Magizoologen aufgesucht, nachdem wir Cedrics Eltern eher unsanft geweckt hatten, indem wir mit dem verletzten Mondkalb regelrecht in ihr Schlafzimmer gestürzt waren. Während Amos das Mondkalb an sich genommen und sich mit ihm auf den Weg gemacht hatte, hatte uns Cedrics Mutter etwas Tee zubereitet. Selbstverständlich waren zuvor Fragen gefolgt. Eine ganze Flutwelle an Fragen: Weshalb seid ihr um diese Uhrzeit draußen im Dunkeln herumspaziert? Was habt ihr euch dabei gedacht? Ein Graphorn? Unmöglich! Wurdet ihr verletzt? Wo ist meine Brille? – Amos tastete sich halbblind durchs gesamte Schlafzimmer, bis er sie endlich gefunden hatte – und die letztere, ehe sich jeder in Bewegung gesetzt hatte: Geht es euch gut?

Als wir zu dritt am Esszimmertisch gesessen waren und ich das erste Mal dazu kam Cedrics Gesichtszüge im Schein einer Lampe zu mustern, bemerkte ich, wie mitgenommen auch er wirkte. Er schlürfte an seinem Tee, sprach nicht sonderlich viel, sondern sah ständig auf die große Uhr über dem Türrahmen. Sie bestand aus der Form einer Eule, zwei große Augen blickten im Raum umher, schienen aber niemanden von uns jemals zu fixieren. Mr. Diggory kehrte erst mehrere Stunden später, bei Anbruch der Morgendämmerung zurück. Ich wurde durch das Quietschen der schweren Holztür geweckt, blinzelte einige Male und gähnte. Das verschwommene Bild vor meinen Augen klärte sich von Sekunde zu Sekunde weiter, bis ich meine halbvolle Tasse Tee erkannte, die inzwischen bestimmt ausgekühlt war. Mein Kopf lehnte an Cedrics Schulter, eine Hand um seinen Oberarm geschlungen. Langsam richtete ich mich auf und blickte zu ihm hoch. Er schien ebenso gerade aufgewacht zu sein und wirkte ziemlich müde. Aber das waren wir alle. Naja, fast alles. Amos trat zu uns in die Küche, in seinen Armen das schlafende Mondkalb tragend. In der ersten Sekunde durchfuhr es mich wie einen Blitz, denkend, dass es tot war. An dieser Stelle sollte wohl erwähnt werden, dass ich danach putzmunter war. Doch bereits beim nächsten Wimpernschlaf bemerkte ich, wie sich regelmäßig sein Brustkorb hob und senkte und es wirkte beinahe schon etwas friedlich, wenngleich man ihm die Ereignisse letzter Nacht deutlich ansehen konnte. Ein sauberer Verband war um sein zerschmettertes Bein gebunden.

Cedric war mit einem Ruck aufgestanden. „Wird es wieder gesund?"

Mr. Diggory nickte und ich konnte förmlich sehen, wie die Anspannung aus Cedrics Gesicht wich und er erleichtert aufatmete. Als hätte er sich in Gedanken selbst die Schuld dafür zugeschrieben, dass er das arme Tier nicht hatte retten können.

„Ich habe außerdem Neuigkeiten." verkündete Mr. Diggory „Sieht so aus, als hätten wir Familienzuwachs. Unser kleiner Freund hier, wird die nächsten Monate bei uns wohnen. Zumindest so lange, bis es wieder vollständig gesund ist und zurück zu seiner Familie kann.""

Augenblicklich blickten Cedric und ich uns an und wir wussten beide, dass wir haargenau dasselbe dachten, irgendwie glücklich waren, dass alles so glimpflich ausgegangen war und uns gut um das Mondkalb kümmern würden. „Wir" im Sinne von Cedrics Eltern, schließlich würde der Unterricht an Hogwarts nächste Woche wieder beginnen. Dennoch war es etwas, das uns alle miteinander verband.

Anschließend half ich Mrs. Diggory dabei im Wohnzimmer gleich neben dem Kamin einige dicke, warme Decken auf dem Boden auszubreiten und so einen schönen, gemütlichen Schlafplatz für das Mondkalb zu schaffen. Behutsam legte es Mr. Diggory darauf ab. Der Kater kam herein stolziert, blieb jedoch so plötzlich wie angewurzelt an Ort und Stelle stehen, als er das Mondkalb entdeckte und beäugte es aus der Ferne misstrauisch.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt