Kapitel 61 - I am a Snake

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Modriger Geruch lag in der Luft. Die Fenster waren dreckverkrustet und im Allgemeinen ließ sich der Eberkopf mit einem Wort ziemlich passend beschreiben: Schäbig. Nicht verwunderlich war also, welche Art von Gästen dieses Wirtshaus beherbergte. Zwielichtige Gestalten, denen man lieber aus dem Weg ging und deren Mundgeruch man beim Passieren so deutlich wahrnehmen konnte, sodass sich die Nasen rümpften. Es war nicht gerade das, was man sich unter einem gemütlichen Ort vorstellte und zu einem Verbleib mit seinen Freunden oder gar einem geheimen Treffen einlud. Genau aus diesem Grund eignete sich der Eberkopf perfekt für das Vorhaben der Gryffindors.

Wir sammelten uns in einem abgeschiedenen Raum im hinteren Teil des Wirtshauses. Harry, Ron und Hermine tuschelten in einer Ecke. Über ihnen hingen Spinnweben, in denen sich eine dicke Staubschicht verfangen hatte. Offensichtlich war ich eine der Letzten, die sich hier einfanden und zeitgleich waren es feindselige Mienen, die mir entgegenblickten und zahlreiche Köpfe, die zusammengesteckt wurden. Den Grund hierfür herauszufinden, war nicht sonderlich schwer gewesen: Schüler aus allen Häusern waren zu sehen. Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw... und ich. Die einzig anwesende Slytherin.

Still ließ ich mich neben einem Jungen nieder, den ich nicht kannte, während mir dutzende Augenpaare folgten. Unbehagen wollte in mir aufkeimen, doch ich versuchte es mit einem raschen Atemzug zu unterdrücken. Indes bohrte sich ein eiserner Blick in meine Seite. Zacharis Smith saß etwa zwei Meter von mir entfernt und selbst als sich unsere Blicke trafen, wandte er den seinigen nicht ab, vielmehr verdüsterte er sich. Bisher hatte ich mit dem Hufflepuff reichlich wenig zu tun gehabt und das sollte, wenn es nach mir ging, auch weiterhin so bleiben. Er war bekannt für seine überhebliche Art und ich wusste, dass auch Cedric nie sonderlich gut mit ihm ausgekommen war. Er war Jäger in seiner Hausmannschaft. Gleichzeitig auch einer von jener Sorte, die man im Quidditch besonders gerne foulte oder dem man zusätzlich ein paar Klatscher hinterherjagte. Zumindest wenn man den Slytherins glaubte und zugegebenerweise konnte ich damit etwas anfangen. So tat ich uns beiden den Gefallen und drehte meinen Kopf weg.

Ein leises Räuspern erfüllte den Raum und Hermine begann zu sprechen.

„Ähm, nun... hi. Ihr wisst, warum ihr hier seid. Wir hatten die Idee Verteidigung gegen die dunklen Künste zu lernen. Damit meine ich richtig lernen, nicht das, was Umbridge lehrt. Ich dachte mir, es wäre gut, wenn wir die Dinge selbst in die Hand nehmen." sagte sie zögerlich und hielt inne. Ihre Wangen nahmen einen leicht rosigen Hauch an. Im gesamten Raum war es still geworden. Die Pavati-Zwillinge warfen sich einen Blick zu, dem Unsicherheit so klar und deutlich anhaftete, wie hier Staub den Regalen.

„Weil..." Hermines Schultern hoben sich an, als sie tief Luft holte. Sie drehte sich kurzzeitig nochmals zu Harry zurück, der ihr ein bestätigendes Nicken bedeutete. Und in jenem Augenblick wusste ich, was folgen würde. „Weil Lord Voldemort zurück ist."

Ein Raunen ging durch die Reihen. Viele zuckten bei der Erwähnung seines Namens zusammen, andere keuchten erschrocken auf und manche Augen nahmen die Größe von ausgereiften Äpfeln an. Meine Lider senkten sich wiederum, starrte ausweichend auf meine Hände, die sich in meinem Schoß verschränkt hatten. Mit der Erwähnung seines Namens kamen all die grässlichen Erinnerungen an jenen Tag zurück, an der mich seine blutroten Augen direkt angeblickt hatten, als könnte er in meine Seele sehen. Als wüsste er, wer ich war und wer nicht. Als wüsste er...

„Wo ist der Beweis, dass Du-weißt-schon-wer zurück ist?" meinte Zacharias Smith. Zustimmendes Gemurmel war zu hören.

„Dumbledore glaubt es---" setzte Hermine an, wurde aber abrupt von Smith unterbrochen.

„Du meinst, Dumbledore glaubt ihm." Mit erhobenem Zeigefinger deutete er auf Harry, der sich ziemlich unwohl zu fühlen schien.

„Ich glaube ihm auch." Diese Worte kamen wie von selbst über meine Lippen, während meine blauen Zacharias fixierten. Einige Gesichter wandten sich zu mir. Ich mochte mir nicht vorstellen, wie es Harry gehen musste. Wenn einem niemandem glaubte. Mal wieder. Erst letztes Jahr hatte ihn jeder einen Lügner genannt, als er bestritten hatte seinen eigenen Namen in den Feuerkelch geworfen zu haben. Alles, was er versuchte, war die anderen zu warnen, ihnen klarzumachen, in welcher Gefahr wir alle schwebten. Genauso wie ich es versucht hatte meinen Eltern klarzumachen, dass ich ebenso eine Gefahr für sie darstellte. Doch warum weigerten sich Menschen so klare Hinweise zu übersehen oder falsch zu deuten? Hatten sie so große Angst vor der Wahrheit? Hatten sie größere Angst davor, dass der mächtigste schwarze Magier aller Zeiten zurückgekehrt war, dass sie Tatsachen lieber leugneten, weil sie ihnen ein falsches Gefühl von Sicherheit vermittelten, anstatt sich für die bevorstehenden Zeiten so gut es ging zu wappnen? Hatten sie größere Angst sich einzugestehen, dass es die eigene Tochter war, die ihnen großen Schaden zufügen konnte, anstatt für ihre eigene Sicherheit zu sorgen?

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt