Kapitel 54 - The returned Owl

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Die folgenden eineinhalb Wochen waren geprägt von heller Aufregung und bedrückender Unruhe. Seinen Anfang hatte alles am nächsten Morgen genommen: Trotz Wehklagen wurden wir dazu verdonnert uns um kleine Wesen namens „Doxys" zu kümmern, die in den uralten Vorhängen dieses mindestens genauso uralten Hauses wohnten. Sie waren wahrlich kein sonderlich angenehmer Anblick gewesen. Eine fehlgeratene Kombination aus winzigen Feen und Insekten. Hermine hatte sogleich die Gelegenheit genutzt ihr Wissen kundzugeben und uns einen langatmigen Vortrag über diese Viecher gehalten, während mir hingegen der Gedanke, dass Voldemort womöglich nach mir oder meinen Eltern suchte, mit unerträglichem Gewicht auf den Schultern gelastet war. Jeden zweiten Tag löcherte ich die Ordensmitglieder mit dutzenden Fragen über meine Eltern: Wie ging es ihnen? Waren sie sicher? Gab es irgendwelche Vorkommnisse? Das Prozedere fand erst sein Ende, als Kingsley Shacklebolt mich eines Tages zur Seite holte und wir ein langes Gespräch darüber führten, dass er selbst und ein paar weitere Ordensmitglieder täglich vor dem Haus meiner Eltern wachten und sie alles taten, um meine Familie zu beschützen. Er erklärte mir, dass sie das Haus mit zahlreichen Zaubern geschützt hätten und es für Voldemort, selbst wenn er wollte, kein einfaches wäre meine Eltern aufzuspüren, geschweige denn ihnen etwas anzuhaben, zumal sie sofort zur Stelle wären. Nach diesem Gespräch fühlte es sich an, als hätte ich einen kleinen Funken Hoffnung und Ruhe wieder gefunden und war Shacklebolt zugleich ungemein dankbar gewesen, dass er sich mir angenommen hatte. Es schien mir, als wäre er der Einzige, dem wirklich etwas daran lag, meine Familie zu schützen.

Indes war Harrys Anhörung mit jedem Tag näher gerückt. Für Harry stand alles auf dem Spiel, denn dort sollte sich entscheiden, ob es ihm weiterhin möglich wäre Hogwarts zu besuchen. Die Tage vergingen so schnell, dass ich das Gefühl hatte, dass alles nur auf diesen 12. August, den Tag der Verhandlung zusteuerte.

In der Zwischenzeit brachten wir ebenso das Haus auf Vordermann und retteten all jenes, was noch irgendwie zu retten war. Also nicht sonderlich vieles, um ehrlich zu sein. Weitere Vorhänge wurden von Doxys befreit und alte Regale entstaubt, die voll von gruseligem, ekelerregendem Zeug waren, was mich schon nach wenigen Tagen missmutig stimmte. Schließlich saß ich hier fest und putzte ein verdrecktes Haus, dessen Besitzer mich offensichtlich nicht leiden konnte. Sirius mied weiterhin jegliches Gespräch mit mir, doch ich erwischte ihn immer wieder, wie er mich aus der Ferne beobachtete und sich mit eiserner Miene abwandte, sobald sich unsere Blicke trafen. Auch Hallows anhaltende Abwesenheit ließ den Klumpen an angesammelten Sorgen in meinem Magen immer größer werden. Seit meiner Abreise von Zuhause, nachdem ich ihn wenige Stunden zuvor losgeschickt hatte, um einen Brief auszutragen, war er nicht wieder aufgetaucht.

Bestand mein ungeliebter Klumpen mehrheitlich aus Sorgen, so handelte es sich bei dem der Gryffindors um eine unheilvolle Mischung aus Anspannung und Nervosität. Besonders bei Harry. Ich hatte mein Bestes versucht ihn abzulenken, doch seine Stimmung war immer weiter in den Keller gewandert. Ebenso die von Ron und Hermine. Gerade Hermine entpuppte sich in dieser Konstellation als besonders nervtötend, nachdem ich in ihr Zimmer und dem von Ginny gezogen war, da Ron unbedingt zu Harry tauschen wollte. Angeblich hatten ihm die Zwillinge einen üblen Streich gespielt. Zumindest hatte er mir das erzählt, um mich umzustimmen und ihm mein Bett zu überlassen. Offensichtlich hatte es funktioniert, worüber – im Übrigen – nur einer glücklich war.

Im Laufe der Zeit war ich zu den Mahlzeiten immer öfters mit anderen Ordensmitgliedern in Gespräche verwickelt worden und wie sich zeigte, schien der Großteil von ihnen sehr in Ordnung zu sein. Langsam aber doch konnte ich das Gefühl hier eine Außenseiterin zu sein, immer weiter abstreifen, wenngleich mit Sirius Verhalten stets eine gewisse Präsenz desselben gegeben war. Snape war kein einziges Mal zum Essen geblieben, zumeist hatte ich ihn nur ins Besprechungszimmer huschen gesehen. Dumbledore war sogar zu einem Geist geworden, hatte ihn die ganze Zeit über kein einziges Mal zu Gesicht bekommen. Zum Glück ereigneten sich keine weiteren Zwischenfälle, bei denen ich die Kontrolle verlor. Ich gab mir größte Mühe ruhig zu bleiben, meine Wut und meine Trauer zu verarbeiten und nicht allzu viel über das Geschehene nachzudenken. Auch Tonks zeigte mir einige gute Übungen, die mir helfen würden, mich schnell zu beruhigen. Wer nun Spannendes erwartete, würde eine herbe Enttäuschung erleiden. Denn es handelte sich dabei, plump gesagt, um einfache Atemübungen. Doch sie funktionierten.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt