Kapitel 71 - Unsuspected

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Der Schnee knirschte unaufhörlich unter meinen Füßen, als ich das schön beleuchtete Schloss hinter mir ließ und geradewegs auf den verbotenen Wald zusteuerte. Noch einmal sah ich über meine Schulter, suchte aufmerksam die Umgebung ab, doch es war niemand zu sehen. Unter meinem Mantel holte ich meinen Zauberstab hervor, murmelte ein paar Worte und ließ meine Fußspuren im Schnee verschwinden. Magie war wahrlich etwas Herrliches.

Eilig zog ich mir meine Slytherinmütze tiefer ins Gesicht. Es war kalt und es fröstelte mich. Weiße Schneeflocken landeten auf meiner Haut, die innerhalb von Sekunden schmolzen. Grinsend betrachtete ich das Schauspiel für wenige Sekunden, ehe ich meinen Weg eilig fortsetzte. Ich hatte keine Zeit zu verlieren. Daphne und Adrian hatte ich erzählt, dass ich kurz frische Luft schnappen wollte, hatte ihnen sogar angeboten mitzukommen, aber nur weil ich wusste, dass es ihnen draußen zu kalt war und sie den Kamin im Gemeinschaftsraum bevorzugen würden. Doch sollte ich nicht spätestens in einer guten Stunde zurück sein, würden sie sich bestimmt Sorgen machen und womöglich jemanden schicken, um nach mir zu suchen... und das war das Letzte, was ich in diesem Augenblick gebrauchen konnte.

Der schmale Weg war trotz des Schneefalls noch erkennbar, weshalb es sich als relativ einfach gestaltete, die Lichtung zu finden. Jene, die wir zuletzt in Pflege magischer Geschöpfe aufgesucht hatten, um über die Thestrale zu lernen. Aus irgendeinem Grund musste ich diese Wesen erneut mit meinen eigenen Augen betrachten. Ihr angsteinflößendes Äußeres schreckte mich nicht ab, sondern machte mich neugierig, zog mich gar an. Vielleicht auch nur aus dem banalen Grund, da sie für mich auf eine bestimmte Art und Weise den Tod symbolisierten. Oder zumindest das Ableben eines geliebten Menschen. So seltsam es sich auch anhören musste... Cedrics Tod fühlte sich durch ihre Anwesenheit etwas ertragbarer an. Natürlicher. Es war nun bereits über ein halbes Jahr her, seitdem sein Leben ein jähes Ende gefunden hatte, doch manchmal noch kam es mir vor, als wäre es erst gestern geschehen, obwohl die Zeit tatsächlich heilte.

Der Wald lag still. Weit und breit war kein einziges magisches Wesen oder sonst etwas zu sehen. Für den Bruchteil einer Sekunde wunderte ich mich, ob es nicht vielleicht sogar etwas zu ruhig war. Doch bald schon erstreckte sich die Lichtung vor mir und schon von weitem konnte ich einige der Skelettpferde erkennen. Als ich ihre großen ledrigen Flügel sah, weiteten sich meine Augen. Ein kühler Luftzug wehte mir ins Gesicht, wollte aus dem Schatten der Bäume hervortreten, als ich abrupt Halt machte. Mein Atem stockte. Ich war nicht allein hier.

Ein Mann, gehüllt in einen schwarzen Mantel. Es hätte alles sein können, was ich hier antraf. Ein Riese, ein Troll oder eine andere Kreatur, die mich hätte in Stücke zerreißen wollen, doch es war nichts dergleichen. Gerechnet hatte ich im verbotenen Wald mit vielem, aber stattdessen war ich über die Tatsache ausgerechnet ihn hier anzutreffen, überraschter, als über all die anderen Möglichkeiten zusammen.

Professor Snape. Er stand bei einem der Thestrale, ohne ihn jedoch zu berühren. Einen Augenblick lang stand ich einfach da, hinter einem Gestrüpp, tat nichts weiter als zu beobachten.

Er konnte sie auch sehen.

Der Thestral war ruhig, beugte seinen Kopf etwas weiter in Richtung meines Zaubertränkelehrers, stieß mit seiner knochigen Nase seine Hand an. Ich blinzelte, konnte nicht glauben, was ich gerade sah. Das Tier vertraute ihm. Ausgerechnet Snape.

Ich wagte es nicht mich zu bewegen, als Snape plötzlich innehielt. Sein Kopf hob sich an, dann drehte er ihn mit einem Ruck in meine Richtung. Sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht.

„Was machen Sie hier?" schnarrte er, während mich seine dunklen Augen fixierten. Seine Miene jedoch war regungslos.

Ich zuckte zusammen, als sich unsere Blicke trafen. Mein Rachen fühlte sich mit einem Mal so trocken an.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt