Kapitel 48 - The Funeral

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"Death is not the greatest loss in life. The greatest loss is what dies inside us while we live."

Stundenlang hatte ich hoch an die Decke gestarrt und doch in dieser Nacht kein Auge zu getan. An Schlaf war für mich nicht zu denken gewesen. Völlig regungslos war ich dagelegen. Stumm. Weder fähig mich zu bewegen noch einen klaren Gedanken zu fassen. Dunkle Schatten prangerten unter meinen Augen, zeugten von den vielen schlaflosen Nächten wie der heutigen. Doch diese Nacht war anders gewesen. Die Minuten waren verstrichen, Stunden vergangen, ohne dass ich es zur Kenntnis genommen hatte. Irgendwann musste die Sonne aufgegangen sein. Zumindest schien sie bereits, als ich mich aufrecht hingesetzt hatte, dabei aus dem Fenster des Mädchenschlafsaals, direkt in die Tiefen des großen Sees geblickt hatte, der unter dem hereinfallenden Sonnenlicht hell schimmerte. Das beißende Licht hatte sich unangenehm in meine Netzhaut gebohrt, doch ich hatte nicht geblinzelt.

Auch konnte ich mich nicht daran erinnern, in dieses Kleid geschlüpft zu sein, oder wer meine Haare zu sanften Wellen eingedreht hatte. Kein einziges Mal hatte ich einen Blick in den Spiegel gewagt, aus Angst davor, was ich darin erblicken könnte. Konnte man mir meine Scham ansehen? Konnte man in meinen inneren Abgrund blicken? Und selbst wenn, hätte ich mich selbst wohl nicht mehr wieder erkannt. Wer war dieses Mädchen, das vor einer Woche noch im langen Flur entlang der Mädchenschlafsäle entlang getanzt war? Wer war dieses Mädchen, das mit ihrem Freund in den Wiesen Hogwarts gelegen war, ein herzliches Lächeln auf den Lippen wahrend?

Die Ereignisse der Tage waren an mir vorübergezogen, wie ein Film, ohne dass ich so recht begreifen konnte, was tatsächlich um mich herum geschah. Stattdessen fühlte ich mich wie ein unbeteiligter Beobachter, stand neben mir, statt mittendrin zu sein. Wie auch schon an dem Friedhof, nur dass dieser Zustand zu meiner absurden Realität geworden war.

In Hogwarts war es indes so still gewesen.

Oder war ich es, die still gewesen war?

Kaum jemand hatte sich in dem großen Schloss befunden und so war ich Tag und Nacht herumgewandelt, wie ein Geist, mit leerem Blick. Nur weniger lebendig. Nicht einmal die bemitleidenswerten Blicke der Lehrer hatte ich bemerkt, wenngleich McGonagall zweimal versucht hatte, ein Gespräch mit mir zu führen. Hagrid hatte mir gleichwohl einen kleinen Kuchen gebacken und mich zum Tee eingeladen. Es war ein äußerst einseitiges Gespräch gewesen. Meistens hatte ich nur genickt, mich für den Kuchen bedankt, den ich nicht aufaß, sowie den Tee, den ich nur zur Hälfte leerte.

Auf die Frage, welcher Wochentag heute war, hätte ich keine Antwort geben können. Alles, was ich wusste war, dass heute der Tag war.

Es war ein trüber Nachmittag, an dem Cedric Diggory begraben wurde. Kein Sonnenstrahl durchbrach die dichte Wolkendecke, während sich eine Gruppe Trauernder vor dem hellen Sarg versammelt hatte. Mr. und Mrs. Diggory hatten sich für einen offenen Sarg entschieden, um noch einmal einen letzten Blick auf diesen jungen Menschen werfen zu können, der so voller Lebensmut, Glück und Freude gewesen war, bevor er sich auf seine letzte Reise begab. Er war aus Eschenholz, demselben Holz, aus dem auch Cedrics Zauberstab bestand, und wurde von einem Gesteck aus weißen Rosen geschmückt. Grabkränze hatte man links und rechts aufgestellt und auf großen Bändern stand für alle sichtbar "Für immer in unserem Herzen." geschrieben. Für die trauernden Gäste waren Stühle aufgestellt.

Seine Eltern hatten sich wirklich Mühe gegeben. Es wirkte alles sehr elegant, aber herzlich. Es hätte Cedric sicherlich gefallen.

Während alle um mich herum weinten, mit leiser Stimme einander ein paar nette Worte zuflüsterten, saß ich nur reglos auf einem der weißen Stühle, das Gesicht zu einer emotionslosen Maske versteinert, die Hände in meinem Schoß gefaltet.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt