Kapitel 35 - Devil may care

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„Es ist schlimmer als wir befürchtet hatten, nicht wahr, Severus?"

Dumbledores Stimme war von Besorgnis durchtränkt, während er mit zwei zügigen Schritten zu seinem Denkarium eilte. Der Schulleiter von Hogwarts beugte sich über die große, flache Steinschale und schien darin ins Nichts zu blicken. So als würde er vergeblich versuchen an etwas darin festzuhalten. Ein zartes, harmonisches Gesicht kam wenige Sekunden später zum Vorschein. Severus musste nicht näher hinsehen, um zu wissen, um wen es sich dabei handelte. Zu oft sah er es selbst in seinen Erinnerungen.

„Ja..." bestätigte Severus in leisem Tonfall „...aber ihre Beherrschung hat sich verbessert. Moody sollte den Unterricht bei ihr fortsetzen. Sie hat gute Chancen eines Tages --"

„Eines Tages zu erfahren, dass nichts so ist, wie es scheint?"

In Dumbledores Büro wurde es augenblicklich mucksmäuschen still. Jeder schwelgte in seinen Gedanken, dachte über das Vorgefallene nach und war darauf bedacht, irgendwie eine Lösung und vor allem eine Erklärung für all diese Ereignisse zu finden. Erst Fawkes, der seine Flügel weit ausbreitete und ein unruhiges Gekreische von sich gab, erweckte die beiden Männer wieder zum Leben.

Im Büro des Schulleiters sah es etwas unordentlicher als gewöhnlich aus. Es waren nur Kleinigkeiten, wie Pergamente, die nicht in geordneter Lage vorzufinden waren. Oder die leere Schüssel, welche ansonsten immer vor Zitronenbonbons überzugehen schien, die diese eigenartigen Veränderungen hervorriefen.

„Sind Sie denn sicher, dass es sich----" setzte Snape an, doch der Schulleiter kam ihm mit einem kurzen, aber eindringlichen Nicken zuvor.

„Inzwischen habe ich fast keine Zweifel mehr. Es wäre fahrlässig von uns zu denken, dass es einen anderen Grund dafür geben könnte."

Kurzzeitig legte sich Schweigen über die beiden. Keiner von ihnen bewegte sich, doch nur Snape wirkte wie eine gemeißelte Statue, die keinerlei Gefühlsregungen zeigte. Dumbledore hingegen schien angespannt, gar etwas besorgt zu sein. Seine alten blauen Augen waren trübe.

„Sie haben den Sarg gesehen. Die Leiche des Mädchens..."

„Ich habe sie gesehen." Dumbledore blickte hoch." Genauso, wie Sie sie und jeder andere gesehen haben." Sein langer, grauer Bart spiegelte sich nunmehr an der glatten Oberfläche des Denkariums.

„Denken Sie, dass Aracus Derwent irgendetwas damit zu tun hat?" Die Stimme des Zaubertrankprofessors war kühl.

„Ich habe nicht die geringste Ahnung, Severus. Möglich wäre es, doch weshalb sollte er sein eigenes Gedächtnis löschen und sich solch einer Gefahr aussetzen?" Snape folgte Dumbledore ruhig mit seinem Blick, als dieser nachdenklich hinter seinem Schreibtisch auf und ab schritt. „Der Zeitpunkt, an dem der Brief aufgetaucht ist, die seltsamen Vorfälle..."

Dumbledore drehte sich so ruckartig um, dass Fawkes in Form von wildem Flügelschlagen aufschreckte. Sie sahen einander an und wussten augenblicklich, dass sie den gleichen Gedanken verfolgten. Die gleiche Geschichte. Das gleiche Schicksal.

„Nein..." sagte Dumbledore und die Worte kamen ihm dabei unbeabsichtigt wie ein leises, heiseres Flüstern über die Lippen, während er leicht seinen Kopf hin und her wog und dabei zeitgleich die Frage beantwortete, die beiden so schwer auf der Zunge gelegen hatte.

„Was, wenn doch?" setzte Snape an und sah den alten Zauberer eindringlich an.

„Das ist nicht möglich, Severus. Das wissen wir beide. Die Vergangenheit muss ruhen. Ein für alle Mal!"

*****

"Hast du Angst?" Ich lehnte an der Steinmauer, meine Hände hinter meinem Rücken verschränkt. Lautes Eulengekreische machte es Harry und mir beinahe unmöglich sich in normaler Lautstärke zu unterhalten. Obwohl meine Worte gerade eben nicht sehr viel lauter als ein starkes Flüstern gewesen war, hatte Harry sie zur Kenntnis genommen und sah mich nun mit gemischten Gefühlen an. Den gesamten Vormittag hatten wir zu viert damit verbracht, unsere Hausaufgaben zu erledigen und hin und wieder war dabei eine hitzige Diskussion über mein Duell mit Flitwick und Snape entbrannt. Während Hermine darüber empört war und noch immer nicht glauben konnte, dass ich es irgendwie geschafft hatte Flitwick zu entwaffnen, war Ron davon begeistert und hatte in all den Monaten, in denen wir nun bereits so halb im Zwiespalt über den jeweils anderen lebten, erstmals wieder etwas Freundlichkeit und Begeisterung mir gegenüber gezeigt. Nachdem mir all die Erklärungen samt Hausaufgaben zu viel geworden waren, hatten Harry und ich uns dazu entschlossen für heute aufzuhören. Die Richtung war nicht von mir bestimmt geworden, ganz im Gegenteil. Harry war sogleich losgestürmt und ich ihm wie ein Entenküken hinterher gewatschelt. Ich wusste nicht weshalb, doch gelandet waren wir in der Eulerei und somit standen wir nun schon geschlagene 20 Minuten hier herum, in denen er die ganze Zeit über aus dem Fenster nach draußen starrte, so als würde er vergebens darauf warten, dass Hedwig zurückkommen würde, welch wichtige Post auch immer er erwarten mochte.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt