Kapitel 52 - Where I am supposed to belong

95 8 3
                                    


Etwas abwesend hatte ich während des Abendessens den Worten meiner Eltern gelauscht, die sich über Gott und die Welt unterhalten hatten. Die Nachricht, dass ich noch heute abreisen würde, hatte beide nicht sonderlich erfreulich gestimmt, so als hätten sie unsere Auseinandersetzung heute Mittag bereits längst vergessen. Indes gab ich mir größte Mühe meine Freude zu verbergen, hatte ab und an genickt, während die beiden so vor sich hin erzählt hatten und sie so taten, als wäre nichts geschehen.

Ich wusste, wie viel es meinen Eltern bedeutete, dass ich, als ihr einziges Kind, wieder Zuhause war. Den Großteil des Jahres verbrachte ich auf Hogwarts, meist erfuhren wir nur über Briefe, was in dem Leben des jeweils anderen vor sich ging. Dass wir wieder als Familie vereint waren, so wie früher, bedeutete ihnen ungeheuerlich viel. Doch es war besser so. Für jeden von uns. Ganz besonders aber für meine Eltern. Ich wünschte bloß, ich wäre ihnen - in dieser Zeit, in der ich mich nun in den Sommerferien bei ihnen befunden hatte – eine bessere Tochter gewesen. Eine, die öfters lächelte. Stattdessen kam es mir vor, als hätte ich ihnen ihres geraubt.

Obgleich mir der Gedanke einen schmerzhaften Stich verpasste, konnte ich nicht anders als mir einzugestehen, dass sie ohne mich besser dran waren. In so vielerlei Hinsicht.

Wenn ihnen etwas zustieße.... könnte ich mir das nie verzeihen.

Mein Vater trug meinen riesengroßen Koffer die Treppen hinab, musterte mich mit nachdenklichem Blick, während ich auf unserer Wohnzimmercouch saß und auf unsere Wanduhr starrte. 18:57 Uhr. In etwa zwei Stunden würde das rote Haar von Molly oder Arthur Weasley in unserem Kamin aufpoppen und ich würde zurück in den Fuchsbau kehren, wo mich jede Menge Magie erwarten würde. Um ehrlich zu sein, freute ich mich etwas zu sehr, diesen Ort zu verlassen. Und um noch ehrlicher zu sein, schämte ich mich dafür.

„Alicia?"

Mein Vater hatte sich neben mir auf der Couch niedergelassen. Ich nahm meinen Blick von der Wanduhr und sah ihn an. Seine Gesichtszüge wirkten eingefallen, die Falten um seine Augen kamen heute etwas deutlicher zum Ausdruck.

„Gibt es irgendetwas, das deine Mutter oder ich für dich tun können?" Die Wärme in seiner Stimme überflutete mich mit Schuldgefühlen für all diese Gedanken, die mir durch den Kopf gingen.

Ich schüttelte den Kopf. „Ihr habt bereits mehr als genug für mich getan."

Wir sahen einander an, während das Ticken der Uhr im Hintergrund den Raum erfüllte. Das sonst so leise Geräusch wirkte plötzlich so laut.

„Es tut mir leid, Dad." flüsterte ich, meine Unterlippe begann zu zittern. „Ich wollte nicht, dass---" meine Stimme brach, als ich einen Satz nach vorne machte und meine Arme fest um ihn schlang, meinen Kopf auf seinem Brustkorb abgelegt. Ich spürte das Gewicht seines Kopfes, den er auf meinem ablegte, als er mich fest an sich drückte.

„Du bist das Wichtigste in unserem Leben, Alicia. Ich hoffe, du weißt das."

Dann verharrten wir so. Ich schloss die Augen, merkte nicht, wie mich so plötzlich die Müdigkeit übermannte und auf unserer Wohnzimmercouch in einen traumlosen Schlaf versank.

Erst als das leise Quietschen unserer Haustür zu hören war, gefolgt von leisem Getrappel, blinzelte ich. Es dauerte einen kurzen Moment , bis ich begriff, dass ich eingeschlafen war, rieb mir die Augen und setzte mich aufrecht hin. Mein Vater war wohl ebenso eingeschlafen, doch auch er wurde durch das Geräusch geweckt, sah zuerst mich an, bevor sein Blick weiter zur Wanduhr wanderte. 21:01 Uhr. Das musste jemand von den Weasleys sein.

Es war komplett dunkel. Meine Mutter hatte anscheinend das Licht ausgeknipst.

„Sind wir hier auch richtig?" vernahm ich Stimmen aus unserem Flur, doch es waren nicht die von Molly oder Arthur Weasley.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt