Kapitel 31 - About Destiny and Coincidence

887 67 14
                                    


Fünfzehn Minuten. Länger war es nicht gewesen, als ich mich zurück auf die Beine gerafft und das Zimmer beinahe fluchtartig verlassen hatte. Je länger ich das Spiegelbild betrachtet hatte, umso eher hatte ich das Gefühl gehabt, dass es mich in den Wahnsinn trieb. So viele Fragen waren mir durch den Kopf gegangen und hatten sich getürmt. Waren sie am Leben? Was, wenn sie es nicht waren und ich hätte nie die Möglichkeit mit ihnen zu sprechen? Und wer waren sie? Ich war mir sicher, dass ich ihre Gesichter noch nie zuvor in meinem Leben gesehen hatte. Sie waren Fremde für mich, so wie ich für sie eine Fremde sein musste. Und das brach mir irgendwie das Herz.

Doch ich musste zurück in meinen Schlafsaal, ehe es jemandem auffallen oder ich hier auffliegen sollte. Morgen würde ich weiter über all das nachdenken, aber nicht heute. Heute wollte ich nur mehr ins Bett, die Augen schließen und an nichts mehr denken. Erst recht nicht an dieses Spiegelbild.

Eigentlich, so hatte ich gedacht, könnte mich heute rein gar nichts mehr überraschen. Deshalb fällt es einem wohl auch einigermaßen schwer sich vorzustellen, wie es mir ging, als ich einen weiteren unerwarteten Nachtwandler antraf. Mir klappte wortwörtlich die Kinnlade herunter. Doch wie sagte man so schön? Alle guten Dinge sind Drei.

Cedric lehnte mit verschränkten Armen an der Statue von Gregor dem Kriecher, bewegte sich plötzlich ebenso ruckartig wie ich, als mein seltsames, überrumpeltes Gequicke ertönte. Fast schon, als hätte ein Hamster Schluckauf.

„Alicia?" fragte er, beugte sich nach vor und lugte in meine Richtung, allerdings einen guten halben Meter Luftlinie an mir vorbei. Schön, dass man mich dem Anschein nach an diesem Hamstergeräusch erkannte.

„Ich habe dich doch gehört." sprach Cedric weiter, aufmerksam seine Umgebung absuchend, seine Lippen ein leichtes Lächeln anzeigend.

Meine Stirn legte sich verwundert in Falten und mit nach wie vor offenstehender Kinnlade ließ ich den Tarnumhang von mir gleiten.

„Was machst du hier? Bist du mir gefolgt?" fragte ich, kurz davor mir die Augen zu reiben, um sicherzugehen, dass ich nicht nur träumte.

„Wovon redest du?" fragte er verwundert, kam ein paar Schritte auf mich zu. Einmal mehr musste ich erkennen, dass er selbst im Halbdunkeln, nur das schwache Feuer der Fackeln auf eine Gesichtshälfte fallend, so unglaublich gut aussah und mein Hirn reichlich an dem Peptidhormon Oxytocin produzieren ließ. Auch genannt „das Kuschelhormon". Und ich konnte eindeutig von mir geben, dass mir in diesem Moment danach gar nicht zumute war, noch immer dieses innerliche Loch verspürend, das nun zum Teil mit Überraschung gefüllt worden war. „Wir waren hier doch verabredet, bereits vor einer Stunde. Ich dachte, du wärst vielleicht aufgehalten worden, deshalb habe ich noch gewartet."

„Was?"

„Hat Harry dir nicht Bescheid gegeben?"

„Nein? Wieso sollte---" Ouh. Das war es also gewesen, was Harry vergessen hatte. Mein Mund schloss und öffnete sich wieder. „Nein, das habe ich nicht gewusst. Er hat es wohl vergessen." Fast schon etwas verlegen begann ich auf meiner Unterlippe herumzukauen. „Wenn sie dich erwischt hätten, dann---"

„Das wäre mir egal gewesen. Ich musste dich sehen." schnitt er mir das Wort ab und starrte mich an.

Mein Atem stockte. Meine Müdigkeit von vorhin war verpufft. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, dass auch ich unbedingt mit ihm sprechen wollte, doch stattdessen waren es andere Worte, die mir über die Lippen kamen. „Aber warum ausgerechnet jetzt? Es ist gefährlich, wenn wir hierbleiben. Ich wäre Filch vorhin beinahe in die Arme gelaufen."

Die Wahrheit war, dass ich nicht mehr sauer auf ihn war. Nach allem, was er für mich getan hatte, konnte ich gar nicht mehr verärgert sein. Allerdings konnte ich nicht bestreiten, dass ein Teil von mir noch immer verletzt war und der andere war momentan geradezu überwältigt und traurig über das eben gesehen im Spiegel. Cedric hatte wohl nicht gerade das, was man gutes Timing nannte. In zweifacher Hinsicht. Meine Augen mussten bestimmt noch gerötet sein und ich fühlte mich träge, nach diesem Schock die Gesichter meine Eltern zum ersten Mal in meinem Leben zu sehen. Außerdem könnten wir jede Sekunde entdeckt werden. Doch... war es Schicksal, dass ausgerechnet er derjenige war, der immer an meiner Seite war, wenn es mir schlecht ging? Mein Vater wagte einst zu sagen, dass es keine Zufälle gab. Für alles, was geschah, gab es einen Grund. Vielleicht gab es auch einen guten Grund, weshalb wir uns hier trotz zahlreicher Missverständnisse begegnet waren. Und aus irgendeinem Grund ließ er mich für einen Augenblick all meine Sorgen vergessen.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt