Kapitel 47 - Farewell

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Stumm saß ich am Ende des Slytherintisches, vor mir eine große Schüssel Müsli. Den Löffel bis zur Hälfte in Milch getaucht und die Cornflakes mittlerweile schon pampig weich.

„Möchtest du nicht doch eine Kleinigkeit essen, Alicia?" hörte ich Daphnes Worte, die dumpf an mein Trommelfell drangen.

Wie in Trance wanderte mein Augenpaar in ihre Richtung. Zögerlich nahm ich einen Löffel, bevor ich ihn wieder zurücklegte und meine Hände im Schoß faltete. Hatte mir dieses Müsli denn jemals geschmeckt? Es schmeckte trostlos und hinterließ einen unangenehmen Geschmack an meinem Gaumen. Mein Kopf senkte sich, starrte in die Schüssel, betrachtete das Weiß der Milch und begann die darin schwimmenden Cornflakes zu zählen, wie am Himmel stehende Wölkchen. Es waren 23.

Das leise Grummeln meines Magens machte sich bemerkbar und so nahm ich doch noch einen weiteren Löffel und dann einen zweiten. 15 Cornflakes.

Ich sah auf. Eine Gestalt mit weißblondem Haar betrat die große Halle. Malfoy. Unsere Blicke trafen sich und augenblicklich konnte ich fühlen, wie die pampigen Cornflakes in meinem Magen das 20-fache an Gewicht annahmen. Es war, als würde ich in das Gesicht von Lucius starren. Mit leerem Blick blieb mein Augenpaar für den Bruchteil einer Sekunde an seinem Kinn hängen. Er trug eine Schürfwunde, die aussah, als hätte man sie ihm erst kürzlich zugefügt. Ein Zahnrädchen in meinem Kopf begann sich zu drehen, doch stoppte sogleich abrupt, als eine anbahnende Übelkeit über mich hereinbrach und es mir unmöglich machte meinen Blick weiterhin auf ihm ruhen zu lassen. Wusste er, was sein Vater war? Was hatte er ihm in diesem geheimnisvollen Brief geschrieben, damals im Slytheringemeinschaftsraum? Unweigerlich spulte sich jene Szene vor meinem inneren Auge ab. Er hatte so erschrocken ausgesehen, als hätte man ihn auf frischer Tat ertappt. Was hatte er zur verbergen?

Was würde Ced---

Das Klimpern des Löffels ertönte, als er mir aus den Fingern glitt. Ich blinzelte. Zahlreiche Köpfe hatten sich in meine Richtung gedreht. Schüler flüsterten, warfen mir mitleidige Blicke zu. Manche ein aufmunterndes Lächeln, welches seine Wirkung nicht hätte eher verfehlen können.

„Ich muss gehen." sagte ich, erhob mich in Windeseile, sodass mir mein blondes Haar ins Gesicht flog und mich kurzzeitiger Schwindel überkam. Die Müdigkeit nagte an meinen Knochen und obwohl ich fühlen konnte, dass mein Körper Nahrung brauchte, brachte ich es kaum über mich einen Bissen zu mir zu nehmen. Alles, was mir früher so leichtgefallen war, war plötzlich so schwer.

„Wohin gehst du?" Daphne blickte mir mit geweiteten Augen hinterher.

„Raus."

Es ging nicht, ich ertrug sie nicht länger. All diese Blicke, all diese Menschen um mich herum, die so taten, als würden sie wissen, wie ich mich fühlte. Diese schwermütige Stimmung, die einen ständig daran erinnerte, was geschehen war. Noch immer schien dieses Ereignis so fern, als hätte es meine Realität noch nicht erreicht und doch war Cedrics Platz heute Morgen wieder leer geblieben, wie auch schon gestern und so würde es auch morgen sein.

Ich musste weg von hier und wollte doch zurück in die Vergangenheit, in der sich Cedric an meiner Seite befunden hatte, in der ich sein fröhliches Lachen vom Hufflepufftisch vernommen hatte. Würde ich es denn wirklich nie wieder hören? Es fühlte sich an, als würde ich einatmen wollen, jedoch keine Luft dafür finden. Als würde der wichtigste Bestandteil fehlen, um diesen doch so simplen Vorgang, zu atmen, möglich zu machen.

Daphne folgte mir dieses Mal nicht, war sie doch die letzten Tage kein einziges Mal von meiner Seite gewichen. Vorbei an den schweren, hölzernen Türen der großen Halle, trabte ich regelrecht hinaus in den Hof. Heiße Sonnenstrahlen brannten auf meiner Haut, als ich in den Himmel starrte. Nur sechs kleine Wölkchen waren zu sehen.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt