Kapitel 10 - Don't you know?

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Nur ein kurzzeitiger Schock, ein kleiner Schwächeanfall. Mehr war es nicht gewesen. Madam Pomfrey hatte mir irgendeinen Stärkungstrank gegeben – das Zeugs hatte widerlich geschmeckt... als hätte Filch reingespuckt. Allerdings hatte Madam Pomfrey wiederum nicht zu viel versprochen, als sie meinte, dass ich mich danach wie neu geboren fühlen würde.

Nichts sonderlich Aufregendes. In Hogwarts tuschelte man dennoch. Es hatte sich rasend schnell herumgesprochen, dass ich auf einmal irgendeinen seltsamen Schockanfall bekommen hätte. Besonders Ravenclaws hatte man hin und wieder spöttisch sagen hören, dass es ja auch kein Wunder wäre, nachdem ich so etwas wie Magie ja nicht gewohnt war und die Einstufung in den vierten Jahrgang ohnehin fahrlässig seitens Dumbledore wäre. Ich für meinen Teil versuchte mein Bestes nicht hin zu hören. Daphne hingegen hatte drei Mal Erstklässlern damit gedroht sie in ihrer Unterhose vor der Maulenden Myrte herumbraumeln zu lassen, sollten sie jemals wieder ein schlechtes Wort darüber verlieren. Ich mochte sie. Wirklich.

Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Bald schon stand Ende Oktober vor der Tür, viel schneller, als erwartet. Laut einem aufgehängten Plakat würden am 30. Oktober die Schüler der anderen Schulen in Hogwarts ankommen und je näher dieser Tag kam, umso unruhiger wurde ich. Das, was ich Cedric gesagt hatte, hatte der Wahrheit entsprochen. Einerseits empfand ich dieses trimagische Turnier als zu gefährlich und war sogar irgendwie froh darüber, dass ich zu jung war, um überhaupt daran teilnehmen zu können. Doch andererseits war es unheimlich spannend. Immerhin würden neue Schüler hier sein, von ganz anderen Orten und ich fragte mich, wie enorm der Unterschied wohl im Vergleich zu Hogwarts sein mochte. Andere Magie, andere Uniformen, andere Kulturen. Fragen über Fragen türmten sich in meinem Kopf.

Selbst Fred und George waren ganz aus dem Häuschen und hielten es kaum noch vor Vorfreude aus. Tag und Nacht erzählten sie davon, dass sie teilnehmen wollten. Die Jungs waren ebenso wie meine Wenigkeit nicht alt genug dafür, doch ich war mir sicher, dass die beiden irgendeinen Plan ausheckten. So viel stand fest.

Während all dieser Aufregung und Unruhe war ich vollauf damit beschäftigt mich hier zurechtzufinden. Selbst wenn ich nun eine Hexe war, war mir das alles doch auf eine gewisse Art und Weise noch fremd. Ja, natürlich... ich war auch zuvor schon eine Hexe gewesen. Aber es hatte sich eben nie so angefühlt und nun war alles anders. So schön es auch war, bereitete es mir zugleich Magenschmerzen. Die anderen schienen ein Teil hiervon, von Hogwarts und der magischen Gesellschaft zu sein. Ein passendes Puzzlestück, das sich selbstständig gefügt hatte. Sogar muggelstämmige Zauberer und Hexen, wie Hermine. Sie waren vertraut mit ihrer Umgebung, kannten Tipps und Tricks, von denen ich nicht einmal zu träumen wagte.

Dem nicht genug, wurde ich auch weiterhin von ganzen Schülerscharen mit Fragen durchlöchert. Warum war mein Brief verschwunden? Warum war er ausgerechnet jetzt aufgetaucht? Warum im Büro des Zaubereiministers? Blablabla. Und jedes Mal wieder erhielten sie dieselbe Antwort: Keine Ahnung. Ganz eindeutig keine sonderlich zufriedenstellende Antwort, doch sie entsprach wenigstens der Wahrheit und an dieser wollte ich nicht unbedingt herumpfuschen. Zumindest meistens. Manchmal wäre so eine riesengroße Verschwörung des Ministeriums und eine geheime Organisation, deren Name nicht bekannt war, weil sie nun mal eben derart geheim war, doch etwas... nun ja, interessanter.

Seufzend stützte ich meinen Kopf in meinen Händen ab und starrte aus dem eingebauten Fenster im Syltheringemeinschaftsraum. Ein kleiner Tintenfisch schwamm vorbei. Als er aus meinem Sichtfeld verschwand, starrte ich nachdenklich auf das fast leere Schriftstück vor mir. Lediglich ein einziger Satz war darauf zu lesen.

„Liebste Eltern!"

Es war so unglaublich schwer all das, was mir durch den Kopf ging, in Worte zu fassen. Wie sollte ich meinen Eltern Magie erklären? Konnte man so etwas überhaupt erklären? Wie sollte ich erklären, dass ich jetzt gerade im Keller eines Schlosses saß, mit direkter Sicht auf einen See mit einem Riesenkraken? Dass es hier Geister gab, einer davon war sogar fast kopflos. Mein Vater würde lauthals lachen, würde er hören, dass ich mich nun mit Pflanzen beschäftigte und spät nachts die Sternbilder studierte. In meinem Hinterkopf konnte ich ihn noch immer über die Horoskope in den Zeitschriften schimpfen hören.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt