Kapitel 3 - A new Lifetime begins

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Die dicken Regentropfen brannten auf meiner Haut, als würden heiße Funken auf mich herabfallen. Mein blondes Haar war zu dicken Strähnen verklumpt und hing mir wirr in die Stirn. Trotz aufgeweichter Erde kniete ich am Boden, vor mir das kleine Kreuz das am Rande unseres Gartens aufgestellt war. Die einst so schönen Blumen waren vom Wind durcheinandergeworfen worden und teilweise abgeknickt. Das Gras sah dafür saftig grün aus. Man bemerkte gar nicht mehr, dass hier einst ein kleines Grab ausgehoben worden war. Doch wie sollte es anders sein? Immerhin war sein Tod nun zwei Jahre her. Ganze zwei Jahre, und dabei fühlte es sich an, als wäre er erst gestern noch vor unserer Terrassentür gestanden und hatte mit seinen sanften Pfötchen gegen das Glas gedrückt. Sein Name war Winny gewesen. Ein schöner schneeweißer Kater, der mich den Großteil meiner Kindheit über begleitet hatte. Sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten. Er war ganz einfach ein Teil davon. Von meiner Vergangenheit, von meiner Kindheit, den ich nie gänzlich hatte vergessen können. Damals war ich 12 Jahre alt gewesen, als mich mein Vater und meine Mutter nach der Schule bereits vor unserer Haustür empfangen hatten, um mir mitzuteilen, was geschehen war. Für mich war damals meine kleine Welt zusammengebrochen.

„Sei nicht traurig, Alicia." hatten sie gesagt. „Er hatte keine Schmerzen."

Als ob sie das wissen konnten.

„Wir können gleich am Wochenende in die Tierhandlung fahren und du darfst dir ein neues, süßes Kätzchen aussuchen." Meine Mutter wollte mich vermutlich nur trösten, doch sie hatte das genaue Gegenteil damit erreicht.

Ich hatte bloß geweint und immer wieder den Kopf geschüttelt. Wie könnte man Winny ersetzen, war mir durch den Kopf gegangen. Wie könnte ich ihn ersetzen?

Frische, kühle Luft strömte in meine Lungen und einen Augenblick lang schloss ich die Augen, dabei drehte ich die Blume zwischen meinen Fingern hin und her. Es war Zeit sich zu verabschieden. Für mich würde nun eine neue Zeit anbrechen, ein neuer Lebensabschnitt, weit weg von hier. Weit weg von seinem Grab.

Langsam legte ich die Blume vor das Kreuz und strich sanft mit meinen Fingerkuppen über das nasse Holz. „Mach's gut, Winny." murmelte ich, so leise, dass meine Worte vom Prasseln des Regens übertönt wurden.

Als ich wieder im Trockenen war, wartete mein Vater bereits mit verschränkten Armen auf mich und ich fragte mich für den Bruchteil einer Sekunde, ob er mich etwa beobachtet hatte.

„Und so willst du dich vorstellen?" Sein Blick war auf meine Knie gerichtet, die voller Matsch waren.

Ich schüttelte den Kopf und machte mich auf den Weg nach oben in mein Zimmer, um mich umzuziehen und als mich das Hier und Jetzt wieder einholte, überholte mich ebenso die Nervosität.

*****

Ungeduldig verlagerte ich mein Gewicht von einen auf den anderen Fuß. Mein Koffer war gepackt und ich fertig zur Abreise. Meine Vorfreude stieg ins Unermessliche und mein Herz schien in meiner Brust fröhlich hin und her zu springen, nach wie vor unschlüssig darüber war, ob ich mich auf diese Zaubererfamilie freuen sollte, bei der ich den Sommer über wohnen und den gesamten Stoff der letzten, versäumten Jahre nachholen würde. Es war nur... ich hatte keine Ahnung von dieser magischen Welt. Ich wusste quasi nichts über sie und nun würde ich ganz alleine, ohne meine Eltern, dorthin gehen, wo auch immer dieses „dort" sein mochte. Und das machte mir Angst. Wahnsinnige Angst.

Aber ich würde mich durchboxen, denn ich wollte das alles. Magie. Hexerei und Zauberei. Ich wollte das alles so sehr. Es war, als würde ich eine zweite Chance bekommen. An dem Ort, an den ich gehörte.

Till the End (Harry Potter FanFiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt