»Naja. Die spitze Zunge habe ich gestern Abend auch eingesetzt, da hat es dich noch nicht gestört.«

Ich schnappe nach Luft und werfe das Kissen in seine Richtung. Er weicht geschickt aus, hebt das Kissen auf, welches fast gegen eine der tiefhängenden Lampen im offenen Kochbereich geknallt wäre, und wirft es wieder zurück. Ich stehe langsam auf. »Weißt du eigentlich, was ich mit so frechen Leuten wie dir mache?«

Er lehnt sich gegen die Küchenzeile und verschränkt die Arme vor der Brust. »Na da bin ich ja mal gespannt.«

Ich lächle schmal. »Ich hole meine Handschellen raus und verhafte sie.«

Gespielt überlegen recke ich das Kinn in die Höhe und stemme die Hände in die Hüfte. Seit kurzem habe ich meine Ausbildung als Kriminalpolizistin abgeschlossen. Eigentlich hätte ich nie gedacht, dass es mich irgendwann mal dahinzieht, aber der Nervenkitzel im freien Dienst ist einfach berauschend.

Ace ist zwar immer noch nicht sonderlich begeistert, immerhin bringt der Job bei der Kriminalpolizei auch ein gewisses Berufsrisiko mit sich, aber er hat es geschafft, seinen Beschützerdrang (zumindest in dieser Hinsicht) zu drosseln.

Er macht sich immer noch Sorgen um mich und will mich beschützen, allerdings geht es mir nicht anders mit ihm. Aber gleichzeitig hat er auch verstanden, dass ich mir niemals die Luft zum Atmen nehmen lassen würde. Ich bin das Feuer und ich brauche die Luft, sonst kann ich nicht brennen.

»Das machst du aber nur mit Mördern und bösen Entführern...«

Ich ziehe beide Augenbrauen hoch. »Und das bist du etwa nicht...?«

Er lächelt leise und beugt sich zu mir vor. »Von entführen kann ja wohl kaum die Rede sein, oder doch? Wenn ich mir nur das nehme, was mir gehört.«

Zufrieden haucht er mir einen Kuss auf die Lippen. Ein angenehmes Gefühl durchfährt mich. Mir soll's recht sein. Aber gleichzeitig meldet sich die kleine Stimme in mir, die ihn ein bisschen hochnehmen möchte. »Was dir gehört?«, stichle ich.

Manche Dinge werden sich wohl wirklich nie ändern.

»Stimmt das etwa nicht? Dann sollten wir das wohl schleunigst ändern.« Er umfasst meine Taille und zieht mich an sich.

»Wie meinst du das?«

Er wird wieder nervös und sein Atem beschleunigt sich. »Wir sollten uns fertig machen, um 6 Uhr heute Abend müssen wir da sein.«

Ich seufze frustriert und rücke von ihm ab. »Na schön. Ich gehe duschen.«

Ich verlasse das Wohnzimmer, jedoch nicht ohne das seltsame Gefühl, dass heute Abend etwas Großes auf mich zukommt.

Das Besteck klappert um uns herum, glockenhelles Lachen ist von vielen Tischen zu hören und das gedämpfte Geräusch verschiedener Gespräche dringt zu uns.

Die Atmosphäre ist absolut angenehm, schön heimelig. Das Licht ist gedämpft, die Stühle dick gepolstert und einige Kellner schwirren wie Bienen von einem Tisch zum anderen.

Unsere Getränke werden gebracht und Ace wird immer nervöser. Sein Verhalten ist so auffällig, dass sich in den letzten Minuten ein leiser Verdacht in meinen Kopf geschlichen hat. Und ich hoffe wirklich, dass er bestätigt wird.

»Ich habe wirklich lange überlegt, wie ich das anstellen will«, beginnt er und starrt auf unsere ineinander verschränkten Finger.

»Ich habe das komplette Internet danach durchforstet, einige haben ihn im Wein versteckt. Oder in der Nachspeise. Aber ich weiß ja gar nicht, ob du überhaupt eine Nachspeise willst. Und was ist, wenn es schief geht, und du ihn verschluckst? Das wäre total komisch, immerhin müsstest du erstmal ein Weilchen warten, bis er...du weißt schon, wieder rauskommt. Und du würdest immer daran denken, wenn du ihn anschaust.«

I LIE TO YOUWhere stories live. Discover now