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Ace

Josh ist noch immer dabei, mir haarklein zu erzählen, was mit ihm und Lillian im Bad abging.

»Josh, ich freue mich ja total für euch, aber ich will echt nicht wissen, wie sich ihre Lippen anfühlen oder wie seidig ihr Haar ist oder was auch immer«, unterbreche ich ihn, da das Gespräch wieder eine ungewollte Tiefe annimmt. Er grinst. »Stimmt, da ist Lillian wohl das falsche Mädchen. Aber bei Paige willst du es schon wissen, nicht?« Er wackelt anzüglich mit seinen Augenbrauen. Ich lache nur und rolle mit den Augen. Er seufzt und greift nach meiner Hand. »Ich will dir nur sagen, wie dankbar ich euch beiden dafür bin.«

»Schon gut, du musst auch nicht mir danken, sondern Paige, das war nämlich ihre Idee.«

Erfreut blitzt es in seinen Augen auf. »Apropos Paige, wo ist sie überhaupt?«

Ich schaue mich um. »Gerade hat sie noch mit Lillian gestritten.«

Josh schaut sich ebenfalls um. »Lillian schreit aber gerade Arion an.« Er zeigt auf Lillian und einen dunkelhaarigen Jungen, der mir aber denn Rücken zukehrt. Könnte Arion sein. Vor allem, wenn man Lillians Gesichtsausdruck berücksichtigt. Genauso gut könnte es allerdings jedes andere Lebewesen mit gleicher Statur sein. Arion schubst sie zur Seite und stapft wutentbrannt zu uns.

»Wo ist Paige?«, fragt sie. Josh zuckt mit den Schultern. »Sie war doch gerade bei dir?«

Sofort wird Lillian blass. »Verdammt«, murmelt sie. Ich gerate in Panik. »Was? Wo ist sie?«

»Scheiße, wir müssen sie finden!«

»Was ist denn überhaupt los?« Meine Stimme klingt schrill, weit weg. Viel zu weit weg. Ich weiß, wozu Arion und sein Freund in der Lage sind. Brian und er sind Teufel, Ausgeburten aus der Hölle, die auf der Erde wandeln, leider Gottes.

»Ihr schaut im Flur und ich im Wohnzimmer«, ruft sie hektisch und will sich umdrehen. Ich packe ihr Handgelenk, um sie festzuhalten und zwinge sie so, mich anzusehen. Sie soll reden, verdammt. Was geht hier vor? Warum reagiert sie so panisch? Und warum um alles in der Welt sieht Arion so unglaublich selbstgefällig aus? Ich will zu ihm gehen und ihm sein breites Grinsen aus dem Gesicht polieren. Bald, spreche ich mir selber gut zu. Erstmal ist Paige an der Reihe.

»Was ist los, Lillian?«, frage ich sie und bemühe mich zu dem gefasstesten Ton, zu dem ich gerade in der Lage bin. Was nebenbei bemerkt nicht so gut klappt, aber es gibt wichtigeres, um das ich mich sorgen könnte. Lillian antwortet immer noch nicht, massiert sich jedoch nervenaufgetrieben die Schläfe.

»Brian wollte mir ihr reden und hat ihr irgendwas zu trinken geben. Es sah so aus, als würde er sich für irgendwas entschuldigen, aber ich habe nicht viel mitbekommen. Vorher haben sie glaube ich an dem Becher rumgedoktert und ich bin mir ziemlich sicher, dass da irgendwas drin ist. Eigentlich wollte ich zu ihr, als ich gesehen habe, was Brian vorhat, aber sie war auf einmal weg und es ging alles so schnell und ...«

Ihre Stimme überschlägt sich. Ich bin dankbar dafür, dass es Josh gibt, der sie beruhigt, weil ich es nicht kann.

»Scheiße! Ich bringe diesen Flachwichser um!«, fluche ich laut und trage eine Wut in mir, die den ganzen Kontinent spalten könnte. Ich laufe in den Flur und suche Arion, von dem ich mir sicher bin, beobachtet zu haben, wie er weggegangen ist. Ständig streife ich irgendwelche Leute oder werde angerempelt. Fast schon will ich es aufgeben, da entdecke ich sie in einer wenig beleuchteten Ecke, wie er mit einem anderen Typen quatscht, der mir nicht im Mindesten bekannt vorkommt.

Ich steuere auf ihn zu, wenige Schritte vor ihm bemerkt er mich. Er schaut überrascht zu mir hoch. »Suchst du jemanden?«, fragt er grinsend und ich male mir bereits die Wohltat und die Erlösung aus, die mich überkommen wird, wenn ich ihn so weich geprügelt habe, dass er nicht Mal als Brei für Gebisslose genug wäre.

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt