Epilog

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Raven

... Sieben Jahre später ...

Das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss umgedreht wird, lässt mich hochschrecken. Was macht Ace denn schon hier? Er fummelt weiter am Schloss rum, und ich überlege, ob ich ihn im Wohnungsflur einfach verzweifeln lasse. Das Schloss ist schon recht alt, genau wie die Wohnung, allerdings wurde sie, kurz bevor wir beide sie gekauft haben, restauriert, sodass sich das alte Grundkonzept der Wohnung mit hohen Decken und Verzierungen perfekt mit großen Panoramafenstern und modernen Möbeln arrangiert.

Ja, die Wohnung ist wirklich unglaublich schön, groß genug mit Gästezimmern, die irgendwann (hoffentlich) als Kinderzimmer dienen können. Und nach etwa zwei Jahren habe ich meinen grünen Daumen entdeckt, und das ganze Apartment mit Pflanzen verziert.

Okay gut, zugegebenermaßen kümmert sich viel eher Ace um die Pflanzen, bei mir vertrocknen sie alle. Ace klingelt. »Ich weiß, dass du da bist! Du kannst ruhig öffnen!« Ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Schwachsinn, seit sieben Jahren laufe ich mit einem Dauergrinsen durch die Welt. Aber mein Lächeln wird noch breiter.

Ich nehme einen großzügigen Schluck Tee, den ich mir nach meinem Feierabend auch verdient habe, dann knalle ich die Tasse auf den gläsernen Couchtisch (auf einen Untersetzer natürlich, nicht auf den blanken Tisch, ich bin doch nicht wahnsinnig).

Ich stehe auf, stolpere über ein Kissen, dass vorher auf meinem Schoß ruhte und beim Aufstehen wohl auf den Boden gefallen sein muss. Zum Glück klatsche ich nicht hin, sondern hample nur ein bisschen rum, ehe ich mein Gleichgewicht wiederfinde und zur Tür gehe, um Ace zu öffnen. »Warum zum Teufel kannst du keine Türen öffnen?«

Er lacht leise und tritt ein. »Manche Dinge ändern sich wohl nie.« Zur Begrüßung gibt er mir einen kurzen Kuss auf den Mund, er zieht sich seine Jacke und Schuhe aus.

»Was machst du überhaupt schon hier?«

»Ähm. Keine Ahnung, ich wollte einfach ein bisschen früher Feierabend machen« Ich nicke nur bedächtig, sein Atem geht schneller und er wirkt sehr nervös.

»Aha«, sage ich knapp und gehe wieder ins Wohnzimmer, er folgt mir. Ich greife wieder nach meinem Tee und lasse mich auf die weiche Couch fallen. Nervös fährt er sich durch die Haare und ist sehr darauf bedacht, überall hinzustarren, außer auf mich. Hier ist doch irgendwas im Busch.

»Ich habe uns für heute Abend einen Tisch reserviert...Ich dachte, ich führe dich mal wieder aus.«

Jetzt schaut er mich doch an, voller Freude strahlt er über das ganze Gesicht. Ich schlürfe meinem Tee, lasse den Blick aber nicht von ihm ab. »Hm. Warum?«

Er lacht, allerdings tut er das oft, wenn er nervös ist. Warum ist er so nervös?

»Ich... ähm. Ich dachte, wir könnten einfach einen schönen Abend verbringen?«

»Hm. Na wenn es weiter nichts ist.«

»Woran hast du denn gedacht?«

Ich zucke mit den Schultern. »Keine Ahnung«, ist alles, was er als Antwort bekommt, als ich mir wieder das Kissen schnappe und meinen Kopf darauf bette. Genussvoll gähne ich. »Müde?« Neckisch blitzen seine Augen. Mein Blick zuckt zu ihm. »Aber wie. Woran das wohl liegt?«

Sein Lächeln wird noch breiter und er zwinkert mir zu.

»Tja. Ich war wohl interessanter als schlafen.«

»Hmpf«, mache ich nur. »Wir sind wohl ziemlich frech heute, nicht wahr? Erst willst du mich entführen und tarnst es mit einem harmlosen Abendessen, dann setzt du deine spitze Zunge ein...«

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt