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Paige

Noch immer schaue ich Ace tief in die Augen. Lillian packt mich am Handgelenk und zieht mich zu ihm und Josh.

Sie stupst mich aufmunternd an. Josh und sie wechseln einen vielsagenden Blick.

»Wir holen Getränke, ist bestimmt okay für euch, oder?«

Ich werfe Lillian einen unsicheren Blick zu. Wir haben alles durchgeplant. Und trotzdem habe ich jetzt Muffensausen. Ganz toll. Ich habe vor, mich zu entschuldigen. Lillian hat mit Josh geschrieben, er hat gefragt, ob wir zur Party dürfen, und dann war auch das geklärt. Insgeheim glaube ich, dass beide wissen, was zwischen Ace und mir geschehen ist. Und das bedeutet, dass Ace mit Josh über mich geredet haben muss.

Und auch wenn er sich nur beschwert hat, mich wüst beschimpft hat oder sonst was, hat er sich Gedanken gemacht. Vielleicht ist das ja etwas Gutes. Josh zischt mit Lillian ab, Ace und ich bleiben zurück. Betretenes Schweigen herrscht zwischen uns. Ich schaue überall hin, nur nicht zu ihm. Ich mustere den Haufen betrunkener Leute, die bescheuert rumtanzen und sorgenfrei lachen.

Ausgelassen wiegen sie die Hüften zu dem dröhnenden Bass von irgendeinem Lied. Drinks werden verschüttet, Songverse werden laut mitgegrölt. Noch immer sagt keiner ein Wort. Ich räuspere mich leise und hebe den Blick. Seine Augen schimmern saphirblau, seine Miene ist ausdruckslos. Nicht einen einzigen Gedanken, nicht eine Emotion gibt er preis. Ich werde noch unsicherer und falte nervös die Hände.

»Es tut mir leid.« Mehr sage ich nicht. Mehr kann ich nicht sagen. Fragend schaut er mich an.

»Was genau denn?«

»Alles«, platzt es aus mir heraus.

»Mir tut alles leid, alles was ich gesagt habe. Es war falsch und absolut unfair. Ich hätte dich nicht so angehen dürfen und ... Ich hätte nicht so beleidigend werden müssen. Du hast überhaupt nichts falsch gemacht, ich habe dich grundlos provoziert.«

»Ich weiß. Und ehrlich gesagt kann ich mit deiner Entschuldigung nicht viel anfangen. Ich will wissen, warum. Was soll das alles? Ich dachte... keine Ahnung, einfach... einfach, dass wir uns verstehen, auch wenn das jetzt total dämlich klingt.« Er fährt sich durch die Haare und atmet tief ein und aus. »Und dann kommst du, völlig grundlos und auch völlig aus dem Nichts, und fängst so an.«

Etwas in mir zerbricht. Da ist es. Der Beweis dafür, dass ich es absolut ruiniert habe. Ich hätte nie so naiv sein sollen, zu glauben, ich wäre für zwischenmenschliche Beziehungen gemacht. In dieser Hinsicht war ich total verkorkst. Ich werde auf dieser Erde wandeln, so lange, bis ich verschwinde. Und dennoch, Hoffnung ist eine Flamme in mir, die sich trotz des kältesten Sturms in mir hält.

»Ich weiß und... Es tut mir wirklich leid!«

»Es ist okay. Ehrlich. Ich meine, es war nur eine dumme Frage und du hast deine Wahl auf eine Antwort getroffen.«

Die Zeit bleibt stehen, zumindest für mich. Ich habe keine Ahnung, was ich antworten soll. Die Wahrheit sagen, und mich zur absoluten Lachnummer machen? Dass ich mit ihm ausgehen wollte, es aber schlichtweg nicht konnte? Dass ich ihm niemals die Wahrheit über mich verraten konnte und dass es uns beiden am Ende wehtun würde, wenn ich fliehen müsste? Oder noch schlimmer: wenn er die Wahrheit erführe und wüsste, in wen er sich verliebt hatte. Paige Lopez ist ein Phantom, sie existiert nicht. Ich bin eingekleidet in die schönsten Lügen, mit den schillerndsten Masken – trotzdem werden sie eines Tages fallen. Soll ich ihm ernsthaft sagen, dass ich ihn irgendwie wirklich mag aber einfach keine Ahnung habe, wie so etwas funktioniert? Dass ich Angst habe?

Es ist mehr als offensichtlich, dass er nicht so empfindet, wie ich. Aber was könnte ich denn sonst sagen? Ace schaut mich abwartend an. Noch immer ist keinerlei Regung in seinem Gesicht wahrzunehmen. Er sieht nicht mal wütend aus. Er sieht einfach... kalt aus. Wie Eis. Abweisend. Ich seufze. »Ich... Ach verdammt. Das ist ja das Problem. Ich ...«

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt