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Ace

Der Bus hält ruckelnd, als hätte der Busfahrer sich erst im letzten Moment dazu entschieden, doch vor dem Campus stehen zu bleiben. Verständlich. Fast stoße ich mir den Kopf an dem Vordersitz. Seufzend steige ich aus, bedrängt von zu vielen Menschen die mir zu nahekommen.

Montage habe ich schon immer am meisten gehasst, anders als meine tollen, immer positiven Freunde. Nachdem mein Auto heute allerdings beschlossen hat, nicht anzugehen und ich die letzten paar Minuten den verdammten Bus nehmen musste, um nicht zu spät zu kommen, sind Montage für mich offiziell gestorben. Henry und Elian kommen Hand in Hand auf mich zu geschlendert. Sie strahlen, als wäre heute Freitag und nicht Montag.

»Na, Kumpel!«, ruft Elian und grinst. Ich lächle grimmig. Unsere Gemütszustände könnten unterschiedlicher nicht sein.

»Wo ist Josh?«

Henry zuckt mit den Schultern doch Elian antwortet mir: »Der hatte spontan Ausfall und pennt vermutlich noch.«

»Und was hast du jetzt? Wir haben eine Vorlesung zusammen, mit ein paar von Brians neuen Buddys. Maxon und Arion und noch ein paar andere. Das wird lustig.«

Besorgt mustere ich die beiden. Henry und Elian kennen Brian noch von der Highschool, wo Brian Henry aufgrund seiner Sexualität erpresst hat und ihn zwang, für ihn verdammte Drogen zu verticken. Dass sie sich auf der NYU wiedergetroffen haben, war ein mieser Streich des Schicksals. Insgeheim glaube ich nicht einmal, dass Brians Freunde Arion und Maxon etwas gegen deren Beziehung haben, sondern einfach, dass sie Mitläufer in Brians Fehde sind.

Vermutlich ist es einfacher, das unbekannte wegzustoßen, als dich der Herausforderung zu stellen. Sich Brian zu stellen. Auch wenn es absolut keine Rechtfertigung für deren jetzige Diskriminierung ist, mit der sie nicht viel besser als Brian sind. Dieser behandelt die beiden wie ein Stück Dreck, als wäre ihre Sexualität irgendetwas schlimmes.

»Beim letzten Mal hat er uns während des Football-Trainings Senf in den Sneaker geschmiert ...Was es wohl dieses Mal sein wird? Er hat uns schon lange keine Klamotten geklaut, aber wenn er das tut, bin ich sehr enttäuscht, es wäre so unkreativ. Das war schließlich noch während der Highschool, auch wenn das Kindergartenniveau wohl immer mit ihm sein wird.«

Henry lacht aber ich sehe die Sorge in seinen Augen.

»Du guckst wieder so nachdenklich, mach dir keine Sorgen, okay? Das ist wie ein Spiel, und Brian verliert, weil uns seine Scheiße nicht kümmert«, sagt Elian zu mir. Verträumt sehen die beiden sich an und küssen sich liebevoll auf den Mund. Von irgendwo sind Kotzgeräusche zu hören und ich drehe mich um. Da steht Brian, hinter ihm seine Kumpels, die allesamt genauso wenig Charakter besitzen wie eine Barbiepuppe Gehirnzellen, die hämisch grinsen.

Henry und Elian lösen sich voneinander und klopfen mir auf die Schulter. »Mach dir um uns keine Sorgen«, versuchen sie, mich zu beruhigen. Aber das schaffen sie nicht. Ich werde mir vermutlich immer Gedanken um die beiden machen, immerhin sind sie meine besten Freunde.

Sie zeigen Brian und seinen Dekorationsartikeln, er bezeichnet die trügerischerweise als seine Freunde, ihren Mittelfinger und drehen sich um. Da ich nicht vorhabe, alleine hier dumm rumzustehen, mache auch ich mich auf den Weg zu meinem Vorlesungsraum. Ich komme im Saal an und sehe überraschenderweise Paige, die schon auf ihrem Platz sitzt. Sie ist mal pünktlich. Eigentlich dürfte es mich nicht überraschen, sie hier anzutreffen. Wir beide haben ähnliche Ziele für die Zukunft, dass wir auch ähnliche Schwerpunkte an der Universität gewählt haben, ist naheliegend.

Sie fixiert etwas, oder jemanden, hinter mir und dieser jemand räuspert sich. »Platz da, Pfosten«, sagt Brian und schaut Paige böse an. Was ist da denn passiert? Wie auch immer. Ich setze mich neben sie, stelle fest, dass sie sich über die Geste zu freuen scheint und sie dreht sich zu mir um.

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt