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es gibt nichts Offensichtlicheres,
als eine feste Tatsache zu leugnen

Ace

Genervt drehe ich am Schlüssel. Jedoch bewegt er sich keinen Zentimeter. Komm schon! Ich drehe weiter bis er sich endlich bewegt. Seufzend öffne ich die Tür. »Oh, du bist ja schon zu Hause!«, ruft Caleb.

»Warte... Du bist zu Hause?«, frage ich überrascht und gehe in die Küche.

»Ja, ich habe frei gemacht. Was machst du schon hier? Hast du nicht noch Training?«

»Habe ich, aber meine letzte Stunde ist ausgefallen.«

Er sitzt am Tisch und liest Zeitung. »Hm, jedenfalls, ich habe eingekauft. Der Kühlschrank war ja fast leer!« Was er nicht sagt. Wenn er nur nicht immer zu faul zum Einkaufen wäre, würde das Ganze auch anders aussehen. Ich beginne, mir ein Sandwich zuzubereiten, etwas anderes gab der nur notdürftig bestückte Kühlschrank nicht her. »Willst du auch eins?«

Caleb mustert mich und schüttelt den Kopf. »Ich habe keinen Hunger, aber danke.«

»Und wie war Schule, Kleiner?« Frech grinst er mich an und legt den Kopf schief. »Also zu meiner Highschool Zeit hatte ich sehr viel Spaß«

»Ich bin im vierten Semester«, erinnere ich ihn.

»Gut gelaunt wie immer«, murrt er.

»Warum bist du denn eigentlich so gut drauf?«, frage ich und ziehe eine Augenbraue hoch.

Nebenbei schneide ich dünne Gurkenscheiben. »Ach, freut mich, dass du fragst. Ich war heute mit einem Mädchen aus, Carnelian. Ich glaube, sie mag mich.«

Ich schneide mir mit dem Messer in den Finger. »Was?! Echt?«

Das überrascht mich wirklich. Caleb ist ein totaler Draufgänger der nichts anbrennen lässt, und ein Date ist ... überraschend. Was das Aufreißen angeht, wäre ich die Grundform, Josh wäre der Komparativ und Caleb der Superlativ.

»Es wurde an der Zeit, dass ich erwachsen werde, oder nicht? Ich brauche etwas Festes. Ich will sie ja nicht gleich heiraten. Nur mal gucken, wie da so ist, in einer Beziehung. Und gibt es für dich jemanden?«

Ich schnaube verächtlich. »Bestimmt nicht.«

»Also doch. Wie heißt sie?« Er legt die Zeitung weg und mustert mich. »Es gibt kein Mädchen.«

»Also ein Junge? Hey, ich habe natürlich nichts dagegen! Das erklärt immerhin so einiges!«

Danke, Caleb.

»Es ist nichts Falsches daran, schwul zu sein«, fährt mein Bruder fort. »Natürlich ist da nichts Falsches dran. Aber ich bin nicht schwul.«

»Sicher? Du weißt, dass du dabei meine volle Unterstützung hättest.« Sein Blick ruht prüfend auf mir. Statt Augen ha er Scanner, die jede Schwäche sofort erkennen und Alarm schlagen. Ich stöhne auf. »Es gibt auch keinen Jungen! Es gibt niemanden. Dafür gibt im Moment dieses Sandwich.«

Caleb legt den Kopf in den Nacken und lacht herzlich. »Naja, es gibt auch Leute die ihr Essen heiraten. Also, warum nicht. Aber ein Sandwich? Ehrlich? Wo die Liebe hinfällt, natürlich, aber bevor ihr die Hochzeit plant, überlege dir bitte, ob Lasagne nicht die bessere Alternative wäre«

Ich schaue ihn böse an. »Ich heirate weder ein Sandwich, noch sonst irgendwas.«

»Und du bist dir sicher, dass es kein Mädchen gibt?«, bohrt er nach.

»Nein.«

»Also bist du dir nicht sicher?«

»Doch«, sage ich ungeduldig.

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt