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So sehr das Äußere
dich anziehen könnte,
so sehr könnte dich
mein Inneres abstoßen

Ace

Teller klappern und von jedem Tisch sind gedämpfte Gespräche zu hören. Das wirre Treiben versuche ich auszublenden und konzentriere mich voll und ganz auf meine Promotionsplanung, die ich noch für den Random House Verlag auszuarbeiten habe. Jedes Jahr werden zwei bezahlte Praktika verteilt, für dieses Jahr war ich einer der Glücklichen. Schon seit dem Beginne meines Studiums an der NYU habe ich ein Praktikum - allerdings ein Unbezahltes und wirklich mitwirken durfte ich bis letztes Jahr nicht.

Viel eher durfte ich Kaffeebecher von A nach B transportieren und mich mit Lektoren über die Dosierung an Milch streiten.

Letztes Jahr habe ich es zumindest so weit geschafft, dass mir ein Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit sowie Marketing gestattet wurde. Für die interessante Lektor-Arbeit wurde ich noch nicht angesprochen.

Aber das stört mich nicht. Ich habe Geduld und genug Ehrgeiz, um mein Ziel eines Tages zu erreichen. Hoffentlich.

Josh knallt sein Tablett auf den Tisch und ich schrecke hoch. Misstrauisch mustert er erst mich, dann meine Promotionsarbeit. »Was machst du da? Machst du etwas deine Hausarbeit?«

»Nein, das ist die Promotionsarbeit von der ich dir erzählt hatte. Das wird vermutlich sehr knapp, weil ich erst heute früh davon erfahren habe.«

Seufzend reibe ich meine Schläfe.

Es ist wirklich ermüdend. »Wieso knapp?«

»Weil die nächste Buchmesse schon ziemlich früh bevorsteht und ich die Gestaltung der Werbemittel aufgedrückt bekommen habe.«

Mitfühlend verzieht er das Gesicht. »Das ist wirklich mies. Du reißt dir den Arsch auf und bekommt diese langweiligen Aufgaben.«

Ich winke nur ab. »Ist schon okay für mich. Irgendwann werden andere diese Arbeit für mich übernehmen.

Mein bester Freund schweigt. »Genau«, sagt er etwas zu spät, als dass ich es ihm noch angekauft hätte.

Ich verstehe seine Bedenken. Er weiß, dass ich vorhabe, eines Tages einen Verlag zu übernehmen, auch wenn es am Ende ein Kleinerer wird.

So habe ich mir meinen Weg dahin allerdings nicht vorgestellt. »Cara möchte übrigens als Schülersprecherin kandidieren«, plappert Josh munter und lenkt das Gespräch so in eine ganz andere Richtung.

»Wirklich?«, frage ich zweifelnd.

Joshs kleine Schwester war zwar zauberhaft, dafür aber sehr introvertiert und schüchtern.

Josh nickt nur. Keiner von uns beiden glaubt, dass sie große Chancen hat, aber keine traut sich, ihr das auch zu sagen.

»Wie auch immer. Ich hoffe, sie ist am Ende nicht allzu enttäuscht.« Neben mir beginnt er, seine raschelnde Tüte Chips aufzureißen und knisternd zu verdrücken.

»Soo, und jetzt würde ich sehr gerne wissen, wer dieses Mädchen war, dass dich so angestarrt hat. Ihr wären ja fast die Augen ausgefallen«, sagt Josh und schaut mich erwartungsvoll an.

»Ähm?«

»Jaja, ich gebe dir Mal ein paar Minuten, damit du dir eine gute Ausrede zurechtlegen kannst.« Belustigt funkelt er mich an. Ich rolle nur mit den Augen. »Hm... hast du eigentlich nichts Besseres zu tun, als dich um meine Angelegenheiten zu kümmern?«

»Nein, und jetzt erst recht nicht. Wenn du schon so abwehrend reagierst. Also los, hau raus. Beantworte meine Frage.«

»Was würde dir die Antwort bringen?«

I LIE TO YOUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt