Dieser Moment mit Brian, das, was er getan hat, hat finstere Dämonen in mir erweckt, von denen ich bis dato dachte, dass sie längst begraben wären. Und jetzt sind sie wieder da, um mich zu zerstören. Ich habe mir ein dickes Fell zugelegt, bin auf Abstand geblieben und trotzdem hat er es geschafft, wieder in mein Leben und in meine Gedankenwelt einzudringen.

Ein lautes Schluchzen entweicht meiner Kerle. Mir ist auf einmal alles zu viel. Der Fahrstuhl ist klein, alles ist so entsetzlich still, während die Gedanken in meinem Kopf lauter denn je sind. Ich habe mich so unendlich erniedrigt gefühlt, so wertlos, als wäre ich nur für eine Sache da. Und ich konnte mich nicht verstecken, nicht wehren.

Wie ein kleines, wehrloses Rehkitz lag ich, meine Gelenke wie gelähmt. Und es war nicht mehr Brian, der auf mir lag, sondern eine andere Person. Eine Person, die ich nie wiedersehen wollte. Eine Person, die die schlimmsten Ängste in mir weckt. Die mich zittern lässt, mir Angst einjagt, mehr, als es zehn Masons können. Die Person, die mich heimlich in Albträumen heimsucht.

Nein, halt. Er ist mein Albtraum. Er ist es, der mich schlaflos lässt, der mich mit einem einzigen Gedanken zum Zittern bringt.

Ich wollte schreien, mich befreien, wie ich es schon einmal geschafft hatte. Brian hat mir den Mund zugehalten, um meinen Schrei zu verhindern. Wie er.

Ich habe keine Luft mehr bekommen, meine Lungen schmerzten und brannten, wollten endlich wieder mit Luft gefüllt werden. Also habe ich ihm in die Hand gebissen, bis ich den metallischen Geschmack von Blut im Mund hatte, bis er endlich losgelassen hat. Anders als Arion, dem es nichts ausgemacht hatte.

Ich versuche, die Bilder zu vertreiben und konzentriere mich wieder voll und ganz auf das Hier und Jetzt. Ich konzentriere mich auf den Marmorboden, die schwarzen Wände mit goldenen Chrysanthemen die reflektieren und funkeln, und die grausige Fahrstuhlmusik.

Mit einem fröhlichen Pling öffnet sich die Tür. Braxton sitzt auf einem üppig, mit rotem Brokat, gepolsterten Sessel, mit goldenen Füßen im Flur, beziehungsweise, er springt gerade aus einem heraus und eilt auf mich zu.

»Du bist wieder da«, stößt er aus und will auf mich zugehen um - ja, um was zu tun? Ich weiche ihm aus und er gerät auf den onyxschwarzen Fliesen ins Rutschen und knallt fast gegen den Fahrstuhl. Der sich leider schon geschlossen hat, sonst hätte ich ihn reingeschubst und den Knopf ins Untergeschoss gedrückt. Den Knopf für die Unterwelt gibt es leider noch nicht, aber ich habe schon eine Anfrage geschickt.

»Ich will was essen. Ich sterbe gleich vor Hunger, wortwörtlich.« Mein Magen knurrt bekräftigend. Also gehe ich in die Küche und hole mir Eier und Speck aus dem Kühlschrank, um mir Rührei zuzubereiten. Ich gebe Bratfett in die Pfanne und schon beginnt es, fröhlich zu brutzeln. Bald darauf erfüllt ein köstlicher Duft den ganzen Raum. Braxton lässt mich nicht aus den Augen. Bestimmt will er nur mein Frühstück, aber das lasse ich nicht zu.

Er starrt mich weiter an. Ob er jetzt die Bratpfanne oder mich anstarrt, kann ich nicht sagen. Ich wackle wild mit der Hüfte, um ihm eine Reaktion zu entlocken. Braxton lacht peinlich berührt auf. Okay, er will doch kein Rührei, sondern...

»Willst du auch was?« Fragend schaue ich in seine Richtung.

»Äh. Nein, danke. Ich habe schon gegessen.«

»Ach, wann denn?«

Er seufzt. »Na gut, ich habe nichts gegessen. Ich hatte keinen Appetit - zumindest nicht auf Essen.«

Was soll das denn jetzt heißen?

»Wie auch immer.« Ich schüttle den Kopf und befülle meinen Teller mit meinem Essen, mein Bauch freut sich bestimmt schon. Ich schneide mir noch zwei Scheiben Brot ab, unweigerlich muss ich an Ace denken, und seine zentimeterdicken Scheiben. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen und ich stelle meinen fertigen Teller auf den Tisch.

I LIE TO YOUDonde viven las historias. Descúbrelo ahora