»Mit Brian. Er hat sie in ein Schlafzimmer geschoben, wir müssen da ganz schnell hin!«

Meine Gesichtszüge entgleisen mir. Ich fluche wütend vor mich hin. »Bringe mich zu diesem verdammten Zimmer!«, rufe ich so wütend. Der Zorn in mir lässt meine Nerven Feuer fangen. So stark, dass ich lichterloh brenne und es mit jedem Monster der Unterwelt auf mich nehmen kann. Lillian nickt schnell. »Soll ich Josh noch schnell holen?«

»Nein! Bring mich einfach zu ihr! Wer weiß, was dieser ekelhafte Kerl mit ihr macht!«, weise ich sie an. Wieder nickt sie und zieht mich durch die Menge. Wir eilen durch den Flur, zweigen rechts ab und landen in einem weniger besuchten Teil der Party. Hier sind drei Zimmer, vermutlich sind alle besetzt. Ein betrunkenes Pärchen knutscht wild am Fensterbrett miteinander, aber sie beachten uns nicht.

»So. In einem der drei Zimmer müssen sie sein. Ich bin euch gleich suchen gegangen, nachdem ich gesehen habe, wo sie hinwollen«, murmelt sie unsicher und deutet auf die drei Türen. Oh verdammt. Das kann ja jetzt nur peinlich werden, wenn wir in das falsche Zimmer gehen. Kurz kommt mir der Gedanke, dass Paige vielleicht auch freiwillig mit Brian gegangen ist. Nein, das ist absurd. Nicht nach allem, was Arion gesagt und angedeutet haben. Die beiden müssen das geplant haben, ganz sicher sogar.

Aber was hat Brian gegen sie? Wie hängt er überhaupt mit ihr zusammen? Dann fällt es mir wieder ein, die bösen Blicke die er ihr nach einigen Wochen zugeworfen hat. Für mich hat es keinen Sinn gemacht, und ihr war es egal. Vielleicht wollte Brian von Anfang an etwas und sie hat ihn abgewiesen? Und jetzt rächt er sich? Aber so? Das ist zu heftig, viel zu heftig. Es muss noch mehr damit zusammenhängen.

Ohne zu zögern gehe nehme ich die zweite Tür. Nur dummerweise liege ich falsch. In dem Zimmer ist ein Paar, die höchst obszöne Dinge miteinander anstellen. »Sorry!«, rufe ich laut und knalle die Tür sofort wieder zu. Peinlich. Egal, rede ich mir gut zu. Ich soll keine Zeit verlieren. Lillian kichert hinter mir.

Jetzt bleiben noch zwei Türen. Das Licht ist schummrig, also sieht man mein Gesicht vielleicht nicht. Und hoffentlich sehe ich die Personen auch nicht. Ich will schon auf die erste Tür zusteuern, als mich ein schriller Schrei innehalten lässt. Er versiegt und einige Beschimpfungen werden gebellt, allerdings kommen die Geräusche aus dem dritten Zimmer.

In Blitzgeschwindigkeit liegt meine Hand auf der Türklinke und ich reiße die Tür fast aus den Angeln aus. Schade, dass ich es nicht geschafft habe, so hätte ich sie auf Brian schleudern können. Der drückt Paige nämlich gerade aufs Bett und fummelt an ihrem Kleid rum. Doch schließlich realisiert er, dass er nicht mehr alleine ist und dreht den Kopf zu mir. Das gierige Glitzern in seinen Augen wird durch eine erschrockene Grimasse ersetzt.

»Oh... ähm... Ace... Hey, was geht, Mann?«, fragt er unbehaglich und deutet den Ärger in meinem Gesicht genau richtig. Unsicher steigt er von Paige runter, die laut schluchzt. Mit bedächtigen Schritten nähere ich mich dem Bett. Brian weicht wie ein verängstigtes Tier zurück, bis er am Rand des Bettes ankommt.

Das Tier in mir ist entfesselt, bereit, auf ihn loszugehen.

»Also... Es sieht nicht so aus, wie es ist... Ich meine, es ist nicht so, wie es aussieht«, stammelt er. Noch immer sage ich kein Wort, vermutlich reicht der wütende Ausdruck in meinem Gesicht auch schon. Ich balle die Hände zu Fäusten. Paige reckt den Kopf in die Höhe und stößt ein erleichtertes Geräusch aus. Ich schaue sie an. Er hat ihr nichts getan, zum Glück. Ihr Lippenstift ist verwischt und unter ihrem rechten Auge ist Haut abgeplatzt.

Ich beuge mich über Brian.

»Was ist es denn stattdessen?«, frage ich mit messerscharfer Stimme. Er will schon etwas sagen, aber da trifft meine Faust schon seine Visage und er stößt nur ein schmerzerfülltes Stöhnen aus. Ich komme jetzt erst richtig in Fahrt, aber da schluchzte Paige wieder laut auf. »Ace, bitte bring mich einfach nach Hause... Bitte.«

I LIE TO YOUWhere stories live. Discover now