Ihre Augen werden riesig. »Ich stolpere doch bestimmt auf den Dingern!«

Amüsiert lache ich auf. »Vermutlich. Aber solange du dir nichts brichst geht das, würde ich Mal behaupte. Wer schön sei will, muss leiden«, spreche ich ihr gut zu und tätschle ihre Schulter, wie eine Mutter es bei ihrem Kind tut.

Zweifelnd schaut sie zu mir. »Und wer am Leben bleiben möchte, sollte schleunigst die Finger von solchen Schuhen lassen.«

»Keine Widerrede! Anziehen!«, befehle ich und sehe sie unnachgiebig an. Trotzig reckt Lillian das Kinn. Ich glaube schon, kein Anzeichen von Nachgeben in ihren funkelnden Augen zu sehen, doch dann hebt sie genervt ihre Arme in einer rekapitulierenden Bewegung nach oben.

Sie gibt nach, wenn auch etwas widerwillig. »Na schön, mein Gott. Wenn meine Füße heute Abend im Krankenhaus amputiert werden, wirst du mir dafür Deine geben, klar?« Ich zweifle zwar daran, dass eine solche OP möglich ist, belasse es aber dabei. Sie bedenkt mich mit einem letzten skeptischen Blick und zieht die Schuhe an. »Das fühlt sich komisch an«, brummt sie.

»Egal, ist ja nur für eine Nacht«, erwidere ich.

»Warum soll ich mich überhaupt so auftakeln? Das ist doch nur irgendeine langweilige Party.«

Ich erzähle ihr nichts von meinem und Ace Plan. Ist auch besser so, vermutlich würde sie mir den Kopf dafür abreißen. Oder meine Füße.

»Und was ziehst du an?«

Verschmitzt grinse ich.

»Wirst du schon noch sehen. Jetzt ab ins Bad mit dir. Ich kümmere mich jetzt mal um dein Gesicht.«

»Sag mal! Was hast du denn jetzt gegen mein Gesicht?«

Ich lache nur, winke ab und dirigiere sie zu mir, um meine Künste auf ihrem Gesicht auszuüben. »Nichts, nichts.« Nach ungefähr einer Stunde bin ich fertig mit ihr, meine Arbeit ist definitiv getan. Goldener Lidschatten glänzt auf Lillians Lidern, ihre Lippen glänzen in einem rosigen Ton und ihre Haare sind zu üppigen Locken gedreht, mit denen sie auf den roten Teppich gehört, statt in das Wohnzimmer einer schäbigen Studenten-Bude.

»Du kannst ruhig in den Spiegel gucken, Lillian.«

Ich lächle ihr warm zu, ermutige sie, sodass sie ihr Spiegelbild betrachtet und lautstark nach Luft schnappt. Eins, zwei, drei. »Was zu...?! Ich sehe so... glänzend aus!«

Stolz erfüllt mich, weil es ihr gefällt. Ich besprühe sie mit Parfum, bis sie duftet, wie aus einer Parfümerie. So als hätte sie in dem Zeug gebadet. War es vielleicht doch zu viel?

»Hey! Sag mal, ich will doch nicht nach einer ganzen Parfümerie stinken!« Ups.

»Zu spät.« Lachend sprühe ich ein weiteres Mal in ihre Richtung.

»Aber, nur so als Frage«, fängt Lillian plötzlich stirnrunzelnd an, »Warum sollte ich mich überhaupt auf Josh einlassen, wenn er mich erst wahrnimmt, wenn ich mich so zurechtgemacht habe. Versteh mich nicht falsch, ich bin dankbar für deinen Aufwand und deine Hilfe, aber warum muss ein Mädchen immer erst eine totale Transformation durchmachen, ehe ihre Liebe des Lebens sie wahrnimmt?«

Fast schon bemutternd greife ich ihre Hand und drücke sie aufbauend. »Ich kann deine Bedenken nachvollziehen, hundertprozentig. Ich weiß, dass dies Werte sind, die oft vermittelt werden, dass man eine Rundumerneuerung haben muss, um für meine Männer einen Wert zu haben. Aber erstens, ist das völliger Schwachsinn. Und zweitens, glaub mir, wenn ich dir folgendes sage: Josh hat dich schon vorher gesehen.«

Dann betrachte ich mich ebenfalls prüfend im Spiegel. Meine graublauen Augen wirken durch den Kajalstrich größer, fast katzenhaft. Meine Haare sind glatt, wie immer, und meine Lippen glänzen blutrot.

I LIE TO YOUWhere stories live. Discover now