11. Aufbruch

1.8K 172 25
                                    

Hallihallo meine Lieben! :D <3

Bevor ihr mit diesem Kapitel anfangt, schaut besser einmal nach, ob ihr das vorherige auch schon gelesen habt... Watty hat es nämlich beim letzten Mal irgendwie nicht fertig gebracht, euch zu benachrichtigen, dass es ein neues Kapitel gibt... So bekommt ihr die Nachricht eben auf diesem Wege! :D

Viel Spaß beim Lesen und Liebe Grüße - Sonnenschein :****

----------------------------------------

Während Liv die Treppen des Bürogebäudes hinunterstieg, beobachtete sie eine Menschentraube, die sich zusammenrottete. In ihrer Mitte ragte ein Sprecher auf, der sich auf eine Holzkiste gestellt hatte und lautstark auf die wachsende Menge einredete. Die Ausrufe des Mannes kannte Liv zur Genüge. Sie setzten sich zusammen aus „Es geht uns nicht gut.“ und „Dagegen muss etwas getan werden.“. Und natürlich bezog er sich immer wieder auf die Rebellen, die es geschafft hätten, sich gegen die Regierung aufzulehnen, indem sie einfach verschwunden waren.

Als wäre es dasselbe, sich gegen etwas aufzulehnen oder feige davon zu laufen. Diese Rebellen waren nichts weiter als törichte Dummköpfe, die keine Ahnung vom wahren Leben hatten. Die Situation im Krieg gegen die Tiere hatte sie schlichtweg überfordert. Am Leben waren sie ganz sicher nicht mehr. Keine Gruppe von gerade einmal sechs Leuten konnte so lange dort draußen überleben. Liv rechnete rasch nach, wie lange ihre Flucht schon her war.

Neun Monate. Keine Überlebenschancen.

Die Gruppe auf der Straße wurde lauter, feuerte ihren Vorredner an. Das Gebrüll des Mannes hallte über sie alle hinweg. „…die einzige Möglichkeit, gegen diese Monster zu bestehen, ist, den Virus im Keim zu ersticken! Wir können uns nicht mehr feige hinter diesen Mauern verschanzen. Wir müssen kämpfen! Die Bestien müssen sterben! Das Virus muss ausgerottet werden! Die Menschen müssen wieder die Herrscher über die Welt werden!“

Nach jedem Ausruf folgte aus der Menge ein dröhnender Laut der Zustimmung. Liv erkannte den Wortlaut des Mannes. Er benutzte fast dieselben Sätze wie dieser Rebellenführer, den sie im vergangenen Jahr eingefangen und hingerichtet hatten. Es gab nicht viele Menschen, die seine letzten Worte gehört hatten, doch offenbar hatte dieser Demonstrant gut recherchiert. So etwas gab es selten.

Liv drängte die Demonstranten an den Rand ihrer Aufmerksamkeit und schritt die Straße hinauf auf das Tor zu. Sie wollte sich bei dem großen Aufbruch nicht verspäten und hatte schon genug Zeit verloren.

Als sie ankam, war der Großteil ihrer Truppe bereits da. Man reichte ihr ihren Rucksack – er war schwer, aber es war alles enthalten, was sie brauchte – und sie schulterte ihn, während sie sich eine Karte schnappte und noch einmal gedanklich ihren Weg durchging. Nach Süd-Osten durch den Wald bis zum eingezeichneten Punkt, an dem man in die Schlucht hinabklettern konnte. Ab da würden sie intuitiv entscheiden, was sie taten: Entweder klettern, oder den Rand nach Westen hin abgehen, um die Lage zu überblicken. Möglicherweise würden sie nicht einmal so weit kommen und sich einer wütenden Menge blutrünstiger Monster entgegen sehen, bevor sie ankämen. Dann müssten sie umdrehen und Nurvia so schnell wie möglich warnen. Das wäre die schwierigste und gefährlichste aller Möglichkeiten.

Jetzt konnte Liv es kaum noch erwarten. Am liebsten wäre sie sofort losgestürmt, doch Falkum, der langjährige Hunter, trat nun auf sie zu. In der Hand hielt er ein hölzernes Gerät und einen Köcher. „Du brauchst etwas, um dich in der Wildnis verteidigen zu können.“, grummelte er und reichte ihr beides.

Als Anführerin des Expeditionstrupps erhielt sie eine Schusswaffe – daran hatte sie gar nicht gedacht. Die Armbrust wog schwer in ihrer Hand. Sie war nicht verziert oder besonders groß, doch sie wirkte stabil und tödlich. Im Köcher steckten zehn schlichte Bolzen. Die Sehne zu spannen würde etwas länger dauern, doch im Allgemeinen konnte die Waffe sehr nützlich werden. Liv wusste mit ihr umzugehen, auch wenn es nicht ihre Lieblingswaffe war. Sie bevorzugte den Nahkampf. Ihr altgedienter Säbel steckte griffbereit in ihrem Gürtel und würde vermutlich häufiger zum Einsatz kommen als die Armbrust. Dennoch war sie froh, sie dabei zu haben.

Als letztes richtete der Verteidigungsminister noch ein paar Worte an sie, ehe endlich der Zeitpunkt gekommen war, aufzubrechen. Livs Gruppe war nun vollständig und sie war froh, zu sehen, dass alle ihre Uniform trugen und in einer geraden Reihe standen. Der Minister musste sich wirklich Mühe gegeben haben, so loyale Hunters für ihre Mission auszuwählen. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich vielleicht darüber ärgern sollte, dass man ihr so wenig Autorität zutraute, die Gruppe alleine im Griff zu behalten. Für den Augenblick beschloss sie, dankbar zu sein. Sie hatte sich schon Sorgen darum gemacht, ihre Gruppe nicht in den Griff zu bekommen. So war ihr ein Problem genommen worden.

Das Tor öffnete sich langsam und knarzend. Zum dritten Mal in ihrem Leben konnte sie hindurch in die Wildnis treten. Dieses Mal sogar als Anführerin einer ganzen Expeditionsgruppe. Wie immer öffneten sich die riesigen Flügel nur einen Spalt breit, sodass sie gerade so zu zweit hindurch passten. Alles andere wäre zu riskant gewesen.

Der frische Frühlingswind wehte ihr um die Nase und verfing sich in ihren Haaren. Die blonden Strähnen schoben sich aus ihrem Gesicht und gaben den Blick auf die ganze Natur frei.

Eine weite Wiese erstreckte sich vor ihnen, eingeschränkt nur von der etwa schulterhohen Mauer, die sich in einigen Metern Abstand um die Stadt zog. Sie umgrenzte den Gemüseanbau von Nurvia, um ihn vor wilden Tieren zu schützen. Mit dem Bau hatte man schon vor einem Jahr begonnen, doch aufgrund der Materialknappheit zog er sich in die Länge. Oberhalb der fast fertigen Mauer zog sich ein Stacheldrahtzaun entlang, um Tiere daran zu hindern, hinüber zu klettern. Trotzdem fielen immer wieder Bestien in ihren Nahrungsanbau ein und ruinierten die Ernte.

Am Horizont erstreckte dich der Waldrand. Das war ihr Ziel – zwischen den Bäumen war man besser vor Blicken geschützt. Hier, auf weiter, ebener Fläche, waren sie gefährdeter.

Man öffnete ihnen auch das zweite Tor – ein kleineres aus Metall – und Liv trat vollständig in die Wildnis hinaus. Mit einer Geste bedeutete sie der Gruppe, ihr zu folgen. Sie taten es auf der Stelle. Ohne ein weiteres Wort bildeten sich vier Fünferreihen. Das war die bewährteste Anordnung einer Gruppe von ihrer Größe. Kompakt und weniger leicht angreifbar.

„Es ist jedes Mal wieder erstaunlich.“, murmelte jemand an ihrer Seite. Als sie sich umblickte, bemerkte sie Conec, der seinen Blick bewundernd über den Horizont gleiten ließ.

„Ja…“, erwiderte Liv, die bisher noch nie darüber nachgedacht hatte, ob es erstaunlich war. Sie wusste auch nicht genau, was er eigentlich meinte, deshalb ließ sie das Thema fallen.

Mit geschultem Blick nahm sie die gesamte Umgebung in sich auf. Die Wiese war leer und der Wald wirkte ruhig – was natürlich ein Trugschluss war. Im Wald war es nie ruhig. Viel zu viele blutrünstige Monster schlichen darin herum. Noch zeigten sie sich nicht, doch das würde sich noch schnell genug ändern.

Liv atmete tief durch, ließ ihre Gedanken zur Ruhe kommen und fokussierte ihre Aufmerksamkeit auf das hier und jetzt. Dann legte sie an Tempo zu und fühlte sich bestätigt, als die Gruppe es ihr gleich tat. Keine Frage: Dies versprach, eine wirklich erfolgreiche Expedition zu werden.

Hunters 2 - der Pfad des JägersDonde viven las historias. Descúbrelo ahora