~ Eριʅσɠ - Dιҽ Tσρ 10 ~

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4 Monate später...

Maelle

Diesen Termin anzunehmen war stressig und zugleich unerlässlich.
Und am Ende des Tages veränderte er mein Leben... Wieder... Und für immer.

Der Duft von Kaffee stieg mir wie gewohnt durch die Nase.
L'Oréal war schon lange nicht mehr mein einziges Standbein. Es hätte zwar gereicht, denn ich bin um einige Ränge aufgestiegen und somit auch meine Gehaltsklasse, aber um Geld ging es mir schon lange nicht mehr.
Ich wollte einfach etwas zu tun haben; ein wenig näher an einen geregelten Alltag kommen. Ja, so widersprüchlich es manche fanden, ich kellnerte sogar an drei Tagen in der Woche.
Von Freitag bis Sonntag war ich meist komplett ausgebucht. Shootings, Drehs und ich unterstützte eine Vielzahl an Organisationen.
Und weil ich so fleißig war, nahm ich auch diesen Termin an.
Zugegeben, auch wenn kein Auftrag dem anderen ähnelte, kam irgendwie Routine rein.
Dieser Auftrag war anders, er erinnerte mich an vergangenes, an Situationen, durch die ich gefallen bin und im nächsten Moment gewachsen.
Ich saß in der Maske, gefühlt tausend Menschen um mein Gesicht versammelt, als Chloe, welche mir folgte, wie ein Schatten, sich zu Wort meldete.
"Maelle, dein Verlobter hat geschrieben."
- "Was will die Nervensäge?",
lachte ich mein eigenes Spiegelbild an.
"Er will nur wissen, wie es dir geht. Soll ich etwas antworten?"
Ich schüttelte lediglich den Kopf. Wir hatten uns vor wenigen Stunden erst gesehen.
Es war immer noch so ungewohnt, wenn sie es sagte 'dein Verlobter'. Dieser Gedanke brachte mich jedes Mal wieder dazu, den Ring anzufixieren. Er war wunderschön.
Auf dem weißen Gold tanzten die Strahlen eines blaues Topas.
Er sagte, es erinnert ihn an meine Augen, wenn der Stein seine Farbe im Licht ändert.
"Und wer soll heute fliegen... Mae?"
Der Kaffeebecher hatte gerade meine Lippen erreicht, da senkte sich mein Arm wieder.
Ich schwang mich aus dem Klappstuhl, stieß die ganzen Angestellten zur Seite und eilte auf den hohen Absätzen zu dem schwarzen Lockenkopf.
"Leoooo!"
Meine Arme legten sich um seinen Hals und es war nicht das erste Mal, dass ich ihn beinahe erdrückte.
"Wie geht es euch?",
wollte er gleich wissen.
"Sehr gut."
Auch auf sein Gesicht schlich sich ein zufriedenes Lächeln.
"Ich konnte es kaum glauben, als du es mir geschrieben hast. Zeig her!"
Er schnappte sich meine Hand und bewunderte das kleine Schmuckstück.
"Herzlichen Glückwunsch. Du weißt gar nicht, wie sehr wir uns gefreut haben."
    - "Nicht annähernd so sehr, wie ich, als ich erfuhr, dass Mini-Leo unterwegs ist. Wie geht es Harper?"
"Ganz okay. Die Übelkeit hat gerade nachgelassen."

                            ***

"Lasst uns alle den Star des Abends begrüßen. Maelle Dumont!"
Nach dieser Ankündigung kam ich hinaus und winkte schonmal den Live-Zuschauern entgegen.
Ich schüttelte Amy, der Moderatorin die Hand, bevor ich mich auf eines der roten Sofas setzte.
Amy setzte sich auf einen einzelnen Sessel neben mir.
Nachdem Stille herrschte begann sie die Show.
"Herzlich Willkommen Maelle bei dem großen Wiedersehen. Freust du dich denn schon auf den ein oder anderen Kandidaten? "
Ich machte es mir gemütlich, lehnte meinen Ellenbogen auf die Armlehne und legte ein Bein über das andere.
"Auf die meisten sogar",
gab ich zu.
"Ja, wie wir gehört haben hast du zu einigen noch guten Kontakt, aber dazu später. Wie geht es dir denn seit dem Finale?"
    - "Es ging mir in meinem Leben noch nie besser. Erst habe ich mich eingesperrt und wollte niemanden sehen, weil mir alles einfach zu viel war. Irgendwie war es mir einfach wieder peinlich. Aber dann, bekam ich so viel positive Rückmeldung, so viele Menschen, die mir Mut und Kraft zusprachen. So viele Frauen haben sich mir geöffnet, ihre Geschichten erzählt und da wurde mir bewusst, dass es richtig war darüber zu reden.
Vorher wäre es gar nicht möglich gewesen wieder ein normales Leben zu führen."
   -" Hast du jetzt das Gefühl ein normales Leben zu führen? "
"Klar, gibt es noch viel aufzuarbeiten, aber ich bin zufrieden. Ich bin zwar sieben Tage die Woche beschäftigt, aber mit Dingen, die ich liebe. Vor zwei Monaten bin ich nach Berlin gezogen, wo ich mich  wirklich zuhause fühle. Zwar nur an vier Tagen in der Woche, aber man kann nicht alles haben."
    -"Wahnsinn, was für eine Wendung. Vor sechs Tagen hast du noch für eine Organisation gegen Alzheimer geworben und einen Tag später postest du Bilder vom Shooting für die Modezeitschrift 'Bazaar'. Aber sag mal... Dein letzter Post interessiert uns am meisten. Wer ist der glückliche?"
   -"Das bleibt wohl fürs erste top secret."
Wieder sah ich auf den Ring hinab und mein Herz, sowie meine Gedanken erfüllten mich mit Stolz.
"So schwer es uns fällt, wir warten.
Dann gehen wir nochmal zurück in die Vergangenheit. Wie ist es als Bachelorette so viele Männer kennenzulernen und nach kürzester Zeit Entscheidungen zu treffen?"
Ich musste einen kurzen Augenblick nachdenken.
"Es ist seltsam. Es fühlt sich künstlich an, so daß du am Anfang denkst, dass wird sowieso nichts. Die Entscheidungen sind mir leicht gefallen, bis zu den letzten fünf.
Immerhin kann man ja in dieser kurzen Zeit nur nach Äußerlichkeiten bewerten. Zu den letzten fünf hatte ich eine Art Beziehung aufgebaut und bei den letzten drei war ich dann nur noch verwirrt."

#15 RosesOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz