~ Tɾα̈υɱҽ ɯҽɾԃҽɳ ɯαԋɾ ~

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"Du sagst mir wirklich nicht, was du Schönes organisiert hast?"
Wie ich es liebte andere auf die Folter zu spannen. Ich legte ein Bein über das andere und nippte an meinem Sektglas.
"Nein",
zwinkerte ich ihm zu.
Er wusste aber, dass er sich keine dicke Jacke mitnehmen musste. Wir flogen nämlich mit einem Privatjet in den Süden, zurück in das schöne Europa.
Seine Augen zu schmalen Schlitzen verzogen, versuchte er das Ziel aus meinem Gesicht zu lesen.
Na dann viel Glück, Milo.

***

Im Hotel wurde ich schnell hergerichtet und umgezogen. Raus aus der Leggings, trug ich nun einen einfachen Jeansrock und eine schulterfreie weiße Bluse. Mir gefielen besonders die beiden geflochtenen Zöpfe. So trug ich meine Haare noch nie und ich fand, es stand mir.
Der arme Milo... Sie haben ihm im Flugzeug noch die Augen verbunden. Erst, wenn wir an Ort und Stelle des Geschehens ankamen, durfte ich die Augenbinde abnehmen.
Und schon gings los. Wir saßen im Auto und ich sah zu dem ahnungslosen Herren. Er trug ein einfaches, schwarzes Shirt, welches drei Knöpfchen in Brusthöhe besaß. Die obersten waren aufgeknöpft und offenbarten den wunderschönen Ansatz seiner Brustmuskeln.
Seine Hände hingen locker zusammen gelegt zwischen seinen Beinen, welche in einer schwarzen Jeans steckten.
Ich streckte meine Hand aus und quetschte sie zwischen seine.
Sie verschwand einfach in voller Geborgenheit.
Eigentlich wollte ich schon immer hier wohnen, erinnerte ich mich an das erste Mal, als ich hier war. Das war einer meiner ersten Aufträge von L'Oréal.
Die Fahrt dauerte kaum zehn Minuten und doch gab es hier schon so viel zu sehen.
Nach einem weiteren zehn minütigen Fußmarsch, bei welchem ich Milos Hand natürlich niemals losließ, standen wir vor einem ganz besonderem Gebäude.
Ich ging auf Zehenspitzen, stützte meine Hände auf seinen Schultern und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich an sein Ohr flüsterte.
"Bereit?"
- "Befreie mich."
Nichts zu sehen musste anstrengend sein, denn er klang so ziemlich erleichtert, als es hieß die Augenbinde darf runter.
Hinter ihm angekommen, löste ich vorsichtig den schwarzen Knoten.
Die Augenbinde fiel und er erstarrte. Vorsichtig trat ich wieder neben ihn, um diesen göttlichen Gesichtsausdruck zu verinnerlichen und für die Ewigkeit abzuspeichern.
Seine sonst so stechend, schmalen Augen weiteten sich fast zu einem vollen Kreis.
Die Pupillen wanderten unbedacht hin und her, scannten die gesamte Umgebung.
Erst jetzt sah ich mich selbst um. Er war für mich in diesem Moment einfach interessanter gewesen, auch wenn das Bild vor uns atemberaubend war.
Laternen auf großen, steinernen Säulen ragten vor uns auf beiden Seiten in die Höhe.
Sie schafften einen Weg zu einem riesigen Gebäude aus noch mehr Säulen und runden Dächern. Alles wirkte dabei so massiv und edel.
Der Petersdom in Vatikanstadt.
Eine Stadt von Engeln und Königen erbaut.
Mein Körper verlor die Haftung zum Boden. Milo schien wieder seine Fassung erlangt zu haben und wirbelte mich nun durch die Luft.
Ich schlang meine Arme um seinen Hals und lachte.
"Du bist die beste, weißt du das?"
Er ließ mich wieder runter und hielt mein Gesicht in seinen Händen.
Darauf zuckte ich jedoch nur mit den Schultern.
"Frau tut, was Frau kann."

Der Petersdom wirkte von innen noch größer als von außen.
In anderen Kirchen war der Altar ganz vorne und alle anderen saßen dahinter. Hier saßen die Gläubigen in einem fast kompletten Kreis um den Altar. Das Ding hier hätte als Konzertsaal dienen können, so viel Platz bot es.
"20 000 Menschen passen hier rein."
- "Kannst du irgendwie Gedanken lesen?",
musste ich ihn diesmal fragen, denn langsam wurde es gruselig.
Er lachte nur.
"Ich glaube jeder Mensch, der hier rein kommt, ist erstmal über die Größe erstaunt."
- "touche."

Die Wände bestanden zum größten Teil aus hellem Marmor und goldenen Verzierungen. Hier und da waren irgendwelche göttlichen Figuren in die Wände eingebettet. Keine Ahnung, wer die waren. Ich kannte mich mal so gar nicht aus.
Wir gingen herum und staunten.
Das Menschen solch schöne Dinge errichten konnten, wunderte mich des öfteren.
"Wer hat den Dom erbauen lassen?"
- "Ursprünglich Konstantin der Große, vor fast 1000 Jahren, aber der Dom wurde vor etwa 300-400 Jahren nochmal erneuert."
"Der Papst wohnt nicht hier, oder?",
schaute ich mich nochmal genauer um, während er wieder durch die Gegend grinste.
"Nein, aber in der Nähe."
Das was ich heute tat, war das absolut selbstloseste überhaupt. Ich interessierte mich nicht für Geschichte und noch weniger für Religion. Für mich waren das alles Menschen, wie jede anderen auch, die irgendwann anders gelebt hatten.
Milo blieb fast alle drei Schritte stehen und las irgendwelche Schrifttafeln, oder sah sich Figuren an. Da hatte ich genug Zeit ihn ungestört zu beobachten. Er war die Sucht meiner Augen. Ich schwöre, ich bräuchte keine andere Beschäftigung, als ihn den ganzen Tag beobachten zu können.
"Auch wenn ich lese, ich sehe das."
Er legte seine Hand auf meine Augen.
"Du bist das schönste in dieser Stadt."
- "Land, du Schleimerin."
"als, ob",
riss ich seine Hand runter. Dieses Kirchengelände von Stadt war nicht mal so groß wie Miami...
Er wippte nur mit seinem Kopf, auf und ab.

#15 RosesWhere stories live. Discover now