~ Ҽʋɾҽ ᗯąɦƖ ~

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"Wird das jetzt unser Ding? "
Ich hatte nicht mitbekommen, dass er mich diesmal bereits entdeckte. Wieder stand ich viel zu früh vor der Villa und wartete in dem Chaos von Set auf Leos Wagen.
Die zwei Becher Kaffee qualmten noch, als ich ihm seinen reichte.
"Wenn es dir gefällt",
lächelte ich ihn an.
Heute schien er sortierter, zumindest wurde er nicht von einem Haufen Zettel begraben.
Seine schwarzen Locken hatte er heute etwas in die Höhe gegelt.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich müsste nicht der Versuchung widerstehen einmal mit meinen Fingern hindurch zu fahren.
Bei genauerem Hingucken erblickte ich auch das ein oder andere graue Haar, jedoch verloren sie sich in dem satten schwarz.
Er nahm einen Schluck aus dem Pappbecher, verlor mich dabei jedoch für keine Sekunde aus den Augen.
Sein von Natur aus skeptisch wirkender Blick, verhärtete sich noch einmal mehr.
"Hast du wieder was mit jemandem zu bereden?"
Den Mann hatte ich ja sowas von an der Angel. Für einen kurzen Moment, wandte ich meinen Blick in die entgegen gesetzte Richtung. Mein Schmunzeln sollte ja nicht verraten, dass ich seinen Gefühlen auf der Schliche war.
"Ja",
beantwortete ich einfach und trocken.
"mit wem?"
- "Mit dem Mistkerl, der den heutigen Tag geplant hat. Ich meine Horror-Escape-Room? Wer kommt auf so eine Scheiße?"
Ich schüttelte unterstreichend den Kopf, während er begriff und leise vor sich hin lachte.
"Sorry, ich habe dich irgendwie als eine Frau eingeschätzt, die gerne Horrorfilme guckt."
- "Wer liebt keine Horrorfilme? Aber das ist doch komplett etwas anderes.
Das sind enge Räume und man erschreckt sich und die Männer kenne ich auch noch nicht so gut, dass ich mir da von jemandem helfen lassen kann."
Zum Ende hin wurde meine Stimme doch immer kläglicher, wie die eines 4-jährigen Kindes.
Diesmal schaute er in die entgegen gesetzte Richtung, was nur eins heißen konnte: Er nahm mich nicht ernst.
Voller Elan trat ich einen Schritt schneller vor und richtete mich direkt vor ihm auf.
Beinahe lief er gegen mich, doch er hielt gerade so noch rechtzeitig an.
"Hör zu, wenn du möchtest kann ich kurzfristig was anderes organisieren."
Dieses hör zu und diese über freundliche Art.
Ich betrachtete ihn für eine Weile, bis mein Blick von seinen Augen, über seine Nase zu seinen Lippen glitt.
Sie waren voll und wunderschön geschwungen. Spitze Bögen zierten seine Oberlippe. Darüber lag ein gepflegter Oberlippenbart, welcher weiter auf Kiefer und Kinn verlief.
Wie schon gesagt, war er einer der wenigen Menschen, welche einen Bart über den Lippen tragen konnten.
"Nicht nötig... Aber du bist mir etwas schuldig",
verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
"Beim nächsten Mal überlege ich mir etwas ganz nach deinem Geschmack."
Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht zufrieden zu wirken, denn das war ich eigentlich schon.
Meine Augen waren weiterhin herausfordernd auf ihn gerichtet.
Nach ein paar Sekunden gab er schließlich nach.
"Okay. Was wünscht die Dame noch?"
Das grinsen zu verkneifen fiel mir immer schwerer. Meine Lippe war schon taub von dem herum knabbern darauf.
"Lass dir was einfallen. Heute um sechs Uhr abends ist Feierabend."
Mit diesen Worten ließ ich ihn verdutzt stehen und begab mich höchst motiviert zur Maske.

***

"Also meine Lieben, morgen dürfen zwei starke Männer mich zu einem Horror-Escape-Room begleiten. Das besondere ist, ihr werdet jetzt bestimmen, welche beiden Männer."
Wir saßen gemeinsam auf dem riesigen Sofa und ich war ehrlich schon gespannt, wie das Auswahlverfahren wohl aussehen wird.
Eine Weile herrschte Stille und nicht deutbare Blicke wurden ausgetauscht.
"Ich würde sagen, ich bin genau der richtige für dieses Date. Außerdem hatte ich noch keins."
Brandy äußerte sich zielbewusst, die Augen bereits auf mich gerichtet.
"Hör auf dich immer in den Mittelpunkt zu drängen...Spaßt..."
Die leise, aber deutlich angehängte Beleidigung von Sancho war kaum zu überhören.
"Etwa eifersüchtig unser lieber Sunny-Boy?"
- "Was? Auf die schlecht gestochenen Tattoos, den falschen Charakter oder das hässliche Flamingo-Hemd?"
Wenn das so weiter ging, dann müsste ich tatsächlich nicht zu diesem Horror-Date. Ein Hoch auf Brandy und Sancho.
"Leute, ist doch jetzt scheiß egal. Der Ansatz war doch eigentlich ganz gut, zwei Männer gehen zu lassen, welche noch kein Date hatten",
mischte sich nun Milo ein.
"Amen! Einmal verstehen wir uns Jesus."
Brandy legte seine Hände, wie bei einem Gebet dankend zusammen.
"Allerdings finde ich, dass Dany und Sam es mehr verdient hätten.",
setzte Milo zu Brandys Unzufriedenheit fort.
"Richtig, Bratan."
Dany streckte Milo die Hand aus, um einzuschlagen. Mit gerunzelter Stirn ließ Milo es geschehen.
Sam folgte dem Gespräch zumindest interessiert, redselig war er ja noch nie.
"Sam und Dany, ich wäre auch dafür."
Frey gab seine Stimme also auch ab.
Ehrlich gesagt, fand ich es etwas schade, denn von ein paar von ihnen erwartete ich mehr Kampfeinsatz.
Also, wenn ich an jemandem interessiert bin, dann würde ich niemand anderem die Gelegenheit geben. Gerade bei Frey regte es mich auf. Ich meine Milo handelte sowieso immer nach dem Prinzip, liebe deine nächsten, wie dich selbst, aber Frey? Der einzige der kämpfte war Brandy und sorry an alle anderen, aber er war auch der einzige, der sich so Pluspunkte ergattern konnte.
Was regte ich mich eigentlich so auf. Sympathie hin oder her, am Ende war das alles doch nur eine Show und ich musste mich immer so entscheiden, wie Angela es wollte.
"Stimmen wir ab. Wer ist für Dany und Sam?"
Milo übernahm die Sache also entgültig.
Bis auf die beiden Streithähne Brandy und Sancho hob jeder seinen Arm.
"Brandy, deine Meinung kennen wir ja schon. Sancho, warum bist du dagegen?"
Der Gläubige gab heute einen guten Politiker ab, stützte ich meinen Kopf mit dem Arm auf meinen Beinen ab und verdeckte mit der Hand das Schmunzeln.
Ein eiskalter Schauer erreichte mich.
Es war Sanchos Blick, welcher auf mir lag und mich so gleich fesselte.
Kämpfe, dachte ich mir, nein, ich hoffte es.
Wir waren irgendwie irengetwas fernab dieses Schauspiels.
"Ich enthalte mich."
So schnell zerschnitt er alles, was sich in diesem Moment aufbaute.
Es kostete mich ein paar Augenaufschläge, bevor ich ruckartig fortfuhr.
"Dann hätten wir das ja. Dany und Sam, wir sehen uns morgen."
Und damit ging ich vollkommen enttäuscht davon.

#15 RosesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt